Gebäudehüllen werden in der Regel aus vorgehängten Fassadenelementen hergestellt. Dabei ist der Baustoff Beton aufgrund seiner ansprechenden Optik, vielfältigen Gestaltung und den hervorragenden Materialeigenschaften zunehmend gefragt. Demgegenüber steht das hohe Gewicht des Massenbaustoffs, das durch die integrierte Stahlbewehrung und die zum Korrosionsschutz erforderliche Betonüberdeckung entsteht.
Für moderne Vorhangfassaden werden somit stahlfreie Betone gesucht, die neben den geforderten mechanischen Eigenschaften dünnwandig und frei gestaltbar sind sowie über hohe Oberflächenqualitäten verfügen. Hier sind intelligente Materialkonzepte, eine innovative Befestigungstechnologie und eine reproduzierbare Fertigungsstrategie gefragt. Die starke Nachfrage an derartigen Lösungen führte die Medicke Metallbau GmbH – ein Komplettanbieter für hochwertige Gebäudehüllen – nach Chemnitz. Gemeinsam mit der Fiber-Tech Products GmbH und dem Steinbeis-Innovationszentrum FiberCrete entwickelten sie in einem Forschungsvorhaben den glasfaserverstärkten Architekturbeton BetoLamina®-Cast sowie die Technologie zur Herstellung und Verankerung dünnwandiger Fassaden. Im Fokus stand die Abbildung einer ganzheitlichen Prozesskette, beginnend bei der Vermischung der Komponenten für den Beton bis hin zur logistischen Umsetzung und Montage am Bauwerk.
Erstmalig wurde BetoLamina®-Cast im Zuge des Neubaus der Büroimmobilie Wilhelm-Kaiser-Hof in Köln als freigestaltete Fassade (ca. 5.000 m²) eingesetzt. Unterschiedlich ausgerichtete Lisenen erzeugen dabei ein außergewöhnliches Schattenspiel, das sich im Wechsel des Lichteinfalls verändert. Alle Anforderungen an die Fassade, das heißt eine glatte Oberfläche, höchste Sichtbetonklasse, filigrane matte Optik, hohe Witterungsbeständigkeit und Festigkeit, wurden erfüllt. Der Transfer der Grundlagenforschung an der TU Chemnitz, Institut für Strukturleichtbau in Verbindung mit dem Steinbeis-Innovationszentrum FiberCrete konnte in idealer Weise innerhalb des Projektes umgesetzt werden. Der Transferpreis der Steinbeis-Stiftung – Löhn-Preis würdigt diese intensive Zusammenarbeit der Partner und zeigt den erfolgreichen Transfer von Forschungsleistungen in die Praxis.
Dr.-Ing. Sandra Gelbrich
Steinbeis-Innovationszentrum FiberCrete (FC)