Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Luft- und Raumfahrtindustrie ist nach wie vor eine der Schlüsselindustrien in Europa: Erst kürzlich wurde der 9000. Airbus einem Kunden übergeben, der Umsatz in der Raumfahrtindustrie stieg in den letzten fünf Jahren um 40%.

Nach der Einführung von gewichtssparenden modernen Faserverbundbauweisen sowohl für die Raumfahrt als auch für Transportflugzeuge und für Flugzeuge der Allgemeinen Luftfahrt liegt ein technologischer Schwerpunkt in den nächsten Jahrzehnten auf der Entwicklung zukunftsweisender Antriebssysteme. Vor allem für Motorsegler und kleine Reiseflugzeuge werden in der Forschung bereits heute elektrische und hybrid-elektrische Antriebe untersucht, das zeigen Beispiele wie das Elektroflugzeug e-Genius der Universität Stuttgart, das Projekt E-Fan von Airbus oder der Alpha-Trainer von Pipistel. Aber auch für große Transportflugzeuge erforschen Airbus und Rolls-Royce sogenannte „Distributed Aerospace Propulsion“-Konzepte. Dabei liefert ein Turbogenerator im Verbund mit Speicherbatterien die Energie für mehrere im Flugzeug verteilte Elektro-Antriebsmotoren. Das ermöglicht die konsequente Trennung der Energie- und Schuberzeugung und damit völlig neuartige und effiziente Flugzeugkonfigurationen. Auch die Digitalisierung der Cockpits und die digitale Vernetzung schreitet weiter voran.

Einen weiteren wichtigen Zukunftstrend beanspruchen die unbemannten Flugsysteme (RPAS). Sie führen zukünftig Missionen im Bereich der Beobachtung, Vermessung und Überwachung durch. Hochfliegende solargetriebene Plattformen (HAPS) können in einer Höhe von 20-25 km bald Aufgaben von Satelliten übernehmen. Die technischen Voraussetzungen dafür sind gegeben, die gesetzlichen Rahmenbedingungen für das Fliegen in nicht reserviertem Flugraum allerdings werden von den zuständigen Behörden noch erarbeitet und sollen bis 2020 bereitgestellt werden. In diesem Bereich und auch als Systemzulieferer für die Raumfahrtindustrie bietet sich vor allem mittelständischen Betrieben die Chance innovative Beiträge zu leisten.

In der Raumfahrt bestimmen zunehmend Satellitentechnologien unseren wirtschaftlichen Erfolg sowie die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft und sind für den Schutz unserer Umwelt unersetzlich. Die Entwicklung des Satelliten-Navigationssystems Galileo sowie die Weiterentwicklung der Satellitentechnologien zur Kommunikation, Erdbeobachtung und Umweltüberwachung sind in der EU daher prioritär. Die Weiterentwicklung der Trägerrakete ARIANE ermöglicht eine deutliche Reduzierung der Startkosten und garantiert auch weiterhin den eigenständigen, konkurrenzfähigen Zugang in den Weltraum. Weltraummissionen wie die spektakuläre europäische Weltraummission Rosetta haben wesentlich zu unserem Bild des eigenen Planetensystems und des Weltalls beigetragen und werden auch künftig für die Überprüfung und Entwicklung physikalischer Modelle eine bedeutende Rolle spielen.

Steinbeis hat mit seinem Modell der Steinbeis-Unternehmen effiziente Strukturen für den Technologietransfer von Forschungsergebnissen in die Industrie geschaffen. Unsere Steinbeis Flugzeug- und Leichtbau GmbH (SFL) bietet als Ingenieurdienstleister mit über 20 Jahren Erfahrung umfassenden Service an, von der ersten Idee bis zur Flugreife und zur Zulassung begleiten wir unsere Kunden. Dabei ist unsere Stärke multidisziplinäres Gesamtsystem- Denken. Mit einem kleinen, kreativen Team mit hoher Fachkompetenz sind wir in der Lage ein komplettes Luftfahrzeug in den Kategorien CS 22, CS 23, LSA oder auch unbemannte Flugsysteme zu entwickeln. Die SFL zeigt, dass der Technologietransfer auch die Forschungsthemen am Universitätsinstitut sehr wohl unterstützen und befruchten kann, das betrifft vor allem die Themen RPAS und das Elektroflugzeug e- Genius, die ohne die Erfahrungen und die Zuarbeit der SFL so nicht durchführbar gewesen wären. Lassen Sie mich deshalb den Leitsatz formulieren: Technologietransfer ist keine Einbahnstraße.

Die aktuelle Ausgabe des Steinbeis Transfermagazins gibt einen Einblick in Projekte, Dienstleistungen und Produkte des Steinbeis-Verbundes in der Luft- und Raumfahrtindustrie. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre!

Ihr

Prof. Rudolf Voit-Nitschmann

Kontakt

Prof. Rudolf Voit-Nitschmann ist Geschäftsführer der Steinbeis Flugzeug- und Leichtbau GmbH und leitet das Steinbeis-Transferzentrum Aerodynamik, Flugzeugund Leichtbau in Stuttgart. 2011 erhielt Rudolf Voit-Nitschmann den Transferpreis der Steinbeis- Stiftung – Löhn-Preis als Sonderpreis für seine herausragenden Leistungen im Technologietransfer.

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