Kleintransporter vereinen die Kapazität von kleinen Güterkraftfahrzeugen mit der Flexibilität und Leistungsfähigkeit von Pkw. Zum Führen dieser Fahrzeuge wird lediglich die Pkw-Fahrerlaubnis benötigt. Obwohl das Unfallrisiko von Kleintransportern immer noch höher ist als das von Pkw, hat sich der bisher starke Anstieg der Unfallanzahlen dieser Fahrzeuge trotz steigender Bestandszahlen nicht weiter fortgesetzt. Das Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit hat in einem Forschungsprojekt die Maßnahmen und Qualifizierungsprogramme zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern umfassend erhoben. Für Maßnahmen, die bereits realisiert worden sind, sollte festgestellt werden, in welchem Maße sie Anwendung finden.
Die Steinbeis-Experten befragten 116 Fahrer, Maßnahmenträger, Unternehmen, Fahrzeughersteller und Vermietunternehmen. Die Fahrerbefragung zeigte, dass die Befragten im Allgemeinen über keine spezifische Qualifikation zum Führen eines Kleintransporters verfügen. Die Ausgangsbasis bildet in aller Regel die Fahrerlaubnis der Klasse B bzw. 3. Mit einem Anteil von rund 40% sind Übertretungen von Verkehrsvorschriften durch zu schnelles Fahren der häufigste Grund von Beanstandungen.
Aus Sicht von Maßnahmenträgern gibt es unterschiedliche Gründe für die geringe Teilnahme von Fahrern an Weiterbildungsmaßnahmen. Im Bereich des Kurier-, Express- und Post-/Paketdienstes bleiben häufig keine Freiräume für Schulungen. Hinzu kommen wirtschaftliche Zwänge der Branche. Dennoch werden von diesen Unternehmen verschiedene Seminare angeboten. Der Ladungssicherung wird dabei ein besonderer Stellenwert beigemessen. Hier sehen die Unternehmen einen wichtigen Ansatzpunkt für Verbesserungsmaßnahmen. Auch im Handwerk sind Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern in Angriff zu nehmen.
Die Fahrzeugsicherheit ist aus Sicht der Hersteller von zentraler Bedeutung. Die sicherheitsbezogene Ausstattung der Kleintransporter hat sich in den vergangenen Jahren stetig verbessert. Auch die Durchführung von Kundenschulungen ist für die Hersteller ein wichtiges Anliegen. Allerdings hat sich gezeigt, dass die Kunden in vielen Fällen nicht bereit sind, für die fahrzeugspezifische Verkehrssicherheit einen höheren Kaufpreis zu entrichten.
Aus Sicht der Vermietunternehmen hat sich die aktive und passive Sicherheitsausstattung der Kleintransporter in den vergangenen zehn Jahren stark verbessert, was sich zum Teil auch auf die Kaufentscheidung der Vermietunternehmen ausgewirkt hat. Als problematisch wird das Privatkundengeschäft eingestuft. Für diesen Personenkreis ist die sicherheitsbezogene Ausstattung von Kleintransportern bislang ohne Bedeutung.
Eine Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern ist in Zukunft nur dann zu erreichen, wenn allen Akteuren bewusst wird, dass das Fahren mit einem Kleintransporter nicht unmittelbar vergleichbar ist mit dem Fahren eines Pkw. Maßnahmen zur Verbesserung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern müssen langfristig angelegt sein, insbesondere auf Ebene des Fahrpersonals besteht noch ein erheblicher Nachholbedarf.
Das Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit (SLN) in Sinsheim führt qualifizierte Analysen durch und erarbeitet maßgeschneiderte Problemlösungen in betriebswirtschaftlich-logistischen Aufgabenstellungen für öffentliche und private Auftraggeber. Das Zentrum versteht sich als Bindeglied zwischen Verkehrswissenschaft und Transportwirtschaft.
Jens-Jochen Roth
Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit (Sinsheim)
su1431@stw.de
Der Bericht zum Projekt ist unter dem Titel „Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit von Kleintransportern“ erschienen und kann über den Buchhandel bezogen werden.