Schlau gelüftet

EU-Projekt zur Steigerung der Energieeffizienz in Krankenhäusern

Gebäude werden geplant, gebaut, in Betrieb genommen – und dann oft über Jahre hinweg nicht mehr im Betrieb hinterfragt. Dabei sind nicht unbedingt große Investitionen notwendig, um Energie einzusparen. Gerade bei größeren Gebäuden mit komple- xer Anlagentechnik kann durch technische und organisatorische Betriebsoptimierungen der energietechnischen Anlagen und durch energiesparendes Verhalten der Nutzer oft kostengünstig und wirtschaftlich Energie eingespart werden. Das Stuttgarter Steinbeis-Transferzentrum Energie-, Gebäude- und Solartechnik unterstützt bei Optimierungsmaßnahmen.

Den Ansatz kostengünstiger Optimierungen des Energieeinsatzes verfolgt das EU-Förderprojekt „Re-Co“ (Re-Commissioning – Steigerung der Energieeffizienz in bestehenden Nichtwohngebäuden). In elf komplexen Gebäuden (Krankenhäuser und Universitäten) in acht europäischen Ländern werden Optimierungsstrategien zur Energieeinsparung mit geringen Investitionen erarbeitet. Ziel ist es, Herangehensweisen zu entwickeln, die auf andere Gebäude übertragbar sind. Das Projekt läuft seit 2011 und endet 2014.

Im Rahmen des Projektes führten die Stuttgarter Steinbeis-Experten beispielhaft eine Betriebsoptimierung in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik Ludwigshafen durch. Die Klinik hat einen jährlichen Energieverbrauch von ca. 25.000 MWh/a und weist Energiekosten von ca. 2,7 Mio. Euro pro Jahr auf. Bisher konnten rund 8% Wärme und Strom durch Betriebsoptimierung der Lüftungsanlagen eingespart werden.

Eine Grobanalyse der Hauptverbraucher hat gezeigt, dass die Lüftungsanlagen 45% der gesamten verbrauchten Energie benötigen und 54% der gesamten Energiekosten der Klinik verursachen. Für die Detailanalyse erfasste das Projektteam ausgewählte Lüftungsanlagen in ihrem aktuellen Betriebszustand und berechnete ihren Jahresenergieaufwand. Anschließend wurde in Kooperation mit dem technischen Personal, den Nutzern und den ausführenden Firmen eine an die Nutzung angepasste Betriebsweise erarbeitet und das Einsparpotenzial ermittelt. Die Berechnungen einzelner Lüftungsanlagen ergaben im Schnitt eine Einsparung von mehr als 35% der ursprünglich benötigten Energie.

Erreicht hat die Klinik diese Einsparung durch Maßnahmen, die ohne oder mit geringen Investitionskosten durchführbar waren. Das größte Potenzial der Einsparung liegt auf den bedarfsoptimierenden Maßnahmen wie beispielsweise einer Nachtabschaltung, einer Volumenstromreduktion, der Aktualisierung der Nutzzeiten in der Gebäudeleittechnik sowie einer Anpassung auf eine neue Nutzung der versorgten Räume. Weitere effizienzsteigernde Maßnahmen waren eine Anpassung des zu hohen Sollwertes des Zuluftdrucks, ein Austausch defekter Stellklappen und die Überprüfung diverser Volumenstromregler.

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