Das Silicon Valley ruft!

„Jugend gründet“-Siegerteams im Silicon Valley

Die Schulbank drücken und parallel ein Unternehmen führen – das meistern die Teilnehmer des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten und von der gemeinnützigen Einheit des Steinbeis-Transferzentrums Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim organisierten Planspielwettbewerbs „Jugend gründet“. Das Programm ist seit Jahren bundesweit ungebrochen erfolgreich: Schüler entwickeln ein Schuljahr lang eine innovative Geschäftsidee und gründen ein eigenes virtuelles Unternehmen, das sie durch alle Höhen und Tiefen eines Start-ups führen. Steinbeis unterstützt den Wettbewerb und sponsert die Reise des Sieger-Teams in die amerikanische Ideenschmiede Silicon Valley. Das Sieger-Team 2013 berichtet in der TRANSFER von seiner Reise:

Am 14. Juni stand das Ergebnis nach einjähriger Arbeit für „Jugend gründet“ endlich fest. Nachdem die zehn Finalteams aus 3.500 Teilnehmern ihre Ideen der Jury präsentiert hatten, wurden auf dem Volkswagengelände in Wolfsburg die Sieger prämiert. Das waren wir! Für uns sechs Preisträger aus dem Robert Schumann Gymnasium Cham und der Philipp-Holzmann- Schule Frankfurt hieß es nun: Ab ins Silicon Valley! Bereits 1938 gründeten William Hewlett und David Packard ihr Hightech-Unternehmen im Bereich des heutigen Silicon Valleys, das seitdem zum bedeutendsten Standort der IT- und Computerindustrie weltweit geworden ist. „Jugend gründet“ ermöglichte es uns, Einblicke dort zu bekommen, wo täglich neue Innovationen und Trends geboren werden.

Nach langer Flugzeit landeten wir am 4. September in San Francisco. Nachdem wir von Prof. Nils Högsdal, der uns auf der gesamten Reise führte, am Flughafen aufgegabelt worden sind, ging es nach kurzem Zwischenstopp im Hotel direkt zum „Plug and Play Tech Center“ im Silicon Valley. Jegliche Müdigkeit des Fluges war auf der Stelle verschwunden, als uns Bernhard im German Silicon Valley Accelerator begrüßte. Zunächst wurden wir darüber aufgeklärt, dass es das „Plug and Play Tech Center“ jungen Start-Up Unternehmen möglich macht, sehr günstig Büros zu mieten. Dabei werden den jungen Unternehmen eine komplette Infrastruktur aber auch Kontakte zu Investoren zur Verfügung gestellt. Im Rahmen des German Silicon Valley Accelerators, einer Initiative des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, können sich innovative Unternehmen für ein dreimonatiges Stipendium im Silicon Valley bewerben. Eine Jury wählt die interessantesten Ideen aus. Bei dem Förderprogramm erhalten die noch jungen Unternehmen zu Beginn einen Workshop, der verschiedene Kompetenzen vermittelt. Darüber hinaus verschafft der German Silicon Valley Accelerator wertvolle Kontakte zu Investoren und verfügt über ein breites Mentoren Programm, dem viele erfolgreiche Unternehmer angehören.

Zu Beginn des zweiten Tages besichtigten wir San Francisco. „The Fog City“ zeigte sich von ihrer besten Seite: Es gab fast keinen Nebel und so konnten wir als erstes Highlight einen traumhaften Blick auf die imposante Golden Gate Bridge werfen. Unser nächstes Ziel war ein Start-up in einer wirklichen Garage. Megakonzerne wie Hewlett Packard, Apple und Google begannen mit ihren Ideen ebenfalls in einer Garage. In einer kurzen Führung zeigte uns Björn Herrmann, Gründer des erfolgreichen Start-ups „startupcompass. co“ und „Jugend gründet“-Sieger von 2005, seine Büros und demonstrierte uns, mit welch einer puristischen Ausstattung Unternehmen erfolgreich werden können. Bei einem schmackhaften Mittagessen in interessanter Umgebung, die den alternativen Lifestyle San Franciscos widerspiegelte, konnten wir die Begeisterung Björn Herrmanns für seine Arbeit spüren.

Weiter ging es bei Detecon, einer Consulting-Tochter der Deutschen Telekom AG. Hier gab es interessante Ausblicke auf neue Entwicklungen und Trends in der IT-Welt. Es folgte eine Fallstudie, bei der wir unser unternehmerisches Talent und analytisches Denken unter Beweis stellen durften. Der Auftrag lautete: „Entwickelt ein Modell, wie ihr die Umsatzzahlen eines Telekommunikationsunternehmens in die Höhe treiben könnt.“ Die Fragestellung hatte es in sich, da wir uns Gedanken über die Finanzierung, Partner und die Umsetzung der Idee machen mussten. Von San Francisco verabschiedeten wir uns nach einer Fahrt in einem der weltberühmten Cable Cars.

Hört man von einem Ort, in dem es ein 80.000 Plätze fassendes Stadion, eines der besten Krankenhäuser weltweit und ein perfektes Verkehrsnetz gibt, denkt man sofort an eine Mega-City wie London, New York oder Paris. Weit gefehlt! All dies und obendrein auch noch einen Teilchenbeschleuniger umfasst der Campus einer der besten Universitäten der Welt - die Stanford University. Der Campus hat eine Fläche von sage und schreibe 6.500 Fußballfeldern. 38.000 Top-Absolventen bewerben sich jedes Jahr bei Stanford, von denen nur 6,6 Prozent angenommen werden. Bei unserem Besuch konnten wir bei einer Führung über das Areal die tolle Atmosphäre spüren. Besonders interessant für uns waren die zahlreichen Unternehmen, die von Studenten der Universität gegründet worden sind, wie Google, HP, Ebay, Yahoo, Cisco, Instagram etc.

Danach ging unsere Fahrt zu einem Start-up namens „Swipp“. swipp.com gibt Unternehmen die Möglichkeit auf intuitive Weise mit Kunden zu interagieren und Informationen darüber zu generieren, was den Kunden gefällt und was nicht. Weg von aktuellen Unternehmensgründern und hin zur Geschichte des Silicon-Valley besuchten wir anschließend das Intel-Museum. Dort vermittelte uns Prof. Högsdal tieferes Verständnis für die Produktion von Chips und deren Rolle für Technik-Unternehmen. Auch das Silicon- Valley hat seinen Namen von dem am meisten benötigten Metall der Halbleiter-Branche: Silizium.

Unser Eindruck des nächsten Tages lässt sich mit einem Wort zusammenfassen: WOW! Der Yosemite Nationalpark ist einer der schönsten Plätze der Welt. Wunderschöne Täler zwischen beeindruckenden Bergen mit Wasserfällen, Flüssen und ausgedehnten Waldgebieten machen das Ganze zu einem tollen Trip. Unser Ausflugsziel waren die Top of Nevada Falls auf einer Höhe von 1800 m. Nach mehrstündigem Fußmarsch durch steiles Gelände erreichten wir den Aussichtspunkt. Eine beeindruckende Weitsicht und die Aussicht auf die umliegenden Berge mit dem Half Dome belohnten den mühsamen Aufstieg. Drei Stunden später am Van (die Hälfte der Gruppe hätte jetzt gerne ein Sauerstoffzelt), ging es im Sonnenuntergang zu unserem nächsten Hotel.

Auf unserer Fahrt entlang des Highway One genossen wir einen wunderbaren Meerblick, machten Halt in Monterey, picknickten an einem Aussichtspunkt am Rande des Highway und sahen uns das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts von William Randolph Hearst erbaute Hearst Castle an. Am sechsten Tag ging es weiter Richtung Süden, über den malerischen Weinort Solvang und Malibu direkt nach Redondo Beach. In der Redondo Beach Brewery Company gab es abermals köstliches Essen und Football!

Und schon war der letzte Tag in Kalifornien angebrochen. Morgens fuhren wir zu VW, einem der Hauptsponsoren von „Jugend gründet“. Im Design Center California des Volkswagen-Konzerns hat sich Jae S. Min, einer der Chefdesigner, sehr viel Zeit für uns genommen. Den restlichen Tag verbrachten wir in Santa Monica, und da war es natürlich Pflicht in das extrem kalte Wasser zu springen. Als Abschluss einer wahnsinnig interessanten und lehrreichen Woche im Silicon Valley ging es noch einmal in ein Burger-Restaurant, damit wir uns mit typisch amerikanischem Essen vom Land der unbegrenzten Möglichkeiten verabschieden konnten.

Was bleibt uns von dieser Reise? Eindrucksvolle Erlebnisse, die uns in unserem zukünftigen Berufsleben auf jeden Fall beeinflussen werden, geschätzte 2.000 Fotos, jede Menge Eindrücke aus Kultur, Natur und Wirtschaft, vielleicht der ein oder andere Kontakt zu Gründern aus dem Silicon Valley und die Erkenntnis, dass sich die Lebensweise im Silicon Valley immens von unserer deutschen unterscheidet: „Auch einmal mit einer guten Idee ein Risiko eingehen. Sollte man scheitern, lernt man aus seinen gemachten Fehlern und kann sich mit dieser Kenntnis an das nächste Projekt wagen!“

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