Handwerk made in Germany

SHB-Student transferiert Heizungstechnik Know-how in die USA

Während die deutsche Baubranche um die Jahrtausendwende stagnierte und sogar zu schrumpfen begann, erlebte sie in den USA einen regelrechten Boom. Das hatte sie unter anderem den US-amerikanischen Energiepreisen zu verdanken. In Deutschland waren diese bereits Jahre zuvor gestiegen und hatten für die Baubranche energiesparende Technologien, vor allem alternative Heizungssysteme, hervorgebracht. Heute ist auch in den USA der Bedarf nach energiesparenden Heizungen groß. Timo Spörl, Heizungsbau- und Sanitärmeister und Absolvent des Bachelor of Business Administration an der Steinbeis-Hochschule Berlin stellte sich der Herausforderung des Technologietransfers von Deutschland in die USA.

Der amerikanische Heizungsmarkt hinkt dem deutschen um mehrere Jahre hinterher. Ein entscheidender Grund hierfür ist die Heizungstechnik mit Warmluft, die ein Vielfaches an Energie verbraucht. Im Bundesstaat Kalifornien muss in den Wintermonaten geheizt werden, da die Temperatur um die 0° Celsius betragen kann. In den warmen Sommermonaten dagegen sollen die Gebäude kühl sein. Aus dem Bedürfnis heraus mit ein und demselben System zu heizen und zu kühlen entstand das uneffiziente Heizungssystem der Luftheizungen. Da die Energiepreise von Strom, Gas und Öl an den Benzinpreis gekoppelt sind, sind die US-Amerikaner zunehmend gezwungen, in ihrem Energieverbrauch umzudenken.

Hinzu kommt ein weiterer wesentlicher Faktor, der den US-amerikanischen Markt für energiesparende Heizungen lukrativ macht, denn die Einwohnerzahl in Kalifornien und damit auch der Energieverbrauch haben sich seit Mitte der 70er-Jahre bis heute verdoppelt. Für die Baubranche bedeutete das jährlich bis zu sechs Prozent Wachstum. In Deutschland dagegen stagnierten die Bauinvestitionen und verzeichneten sogar einen Rückgang um 0,7 Prozent.

Aus Gründen der Energieeffizienz und des angenehmen Raumklimas wird in Deutschland meistens das hydraulische Wasserheizungsrohr installiert. Hier wird Wasser anstatt Luft als Wärmeträger verwendet. Die Wasserheizung spart ein Vielfaches an Energie im Vergleich zur Warmluftheizung. Um zum Beispiel die gleiche Menge Wärme zu transportieren, benötigt ein Warmluftkanal die Größe von 20,32 x 35,56 cm (14 x 8 Zoll), während für die hydraulische Wärme ein 1,9 cm Durchmesser- Rohr (3/4 Zoll) ausreicht. Bei gleicher Isolation von einem Zoll Mineralwolle verliert der Warmluftkanal 69 btu/ft. (British Thermal Units/Fuß) pro Stunde, das hydraulische Rohr jedoch nur sieben btu/ft. und Stunde. Das ergibt für die Warmluftheizung rund das Zehnfache an Wärmeverlusten, wobei die hohen Auskühlverluste durch Lüften des Raumes noch nicht mitberücksichtigt sind. Weitere erhebliche Nachteile sind der Platzverbrauch für einen solch großen Luftkanal und die beeinträchtigte Lufthygiene, da die Luft durch Filter zirkuliert, die jahrelang nicht ausgetauscht werden.

Aber Kalifornien und die USA denken um, was für den Schwaben Timo Spörl einen wortwörtlich grenzenlosen Markt bedeutet. Im Rahmen seines Projekts im Bachelorstudium setzte er sich mit den technischen und marktspezifischen Problemen in Kalifornien auseinander, erstellte einen Businessplan und brachte damit die Dale Plumbing Inc. in der Nähe von San Francisco zum Erfolg. Die Tatsache, dass das deutsche Handwerk einen sehr guten Ruf in den USA genießt, ist für Timo Spörl ein zusätzlicher Grund, die hydraulische Wärmetechnik auch als einen Einstieg in alternative Energiesysteme wie Solartechnik oder Wärmepumpen anzusehen. 

Kontakt

Katrin Ziem
Steinbeis Business Academy (Berlin/Kuppenheim)

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