Grenzüberschreitender Technologietransfer

Die nationale Innovationsstrategie in Bulgarien weist dem Technologietransfer eine Schlüsselfunktion zu im Umwandlungsprozess von neuem Wissen aus Wissenschaft und Forschung in Unternehmensinnovationen, insbesondere in KMU. Erfolgreiche Unternehmen müssen über den Tellerrand hinaus blicken, Innovationen werden nicht durch die marginale Verbesserung bestehender Produkte oder den Aufbau neuer Vertriebswege erreicht. Der größte Wettbewerb findet weltweit um den Zugang zu Spitzentechnologien, neuen Produkten und kompetenten Mitarbeitern statt. Den Technologietransfer forciert in Bulgarien seit zehn Jahren das GIS Transfer Center, ein Franchise-Unternehmen im Steinbeis-Verbund. Einen Einblick in die Arbeit vor Ort gibt Prof. Dr.-Ing. Kostadin Kostadinov, Leiter des Transferzentrums.

Eine der zentralen politischen Herausforderungen liegt darin, wissenschaftliche Erkenntnisse für die Gesellschaft nutzbar zu machen. Dynamische Volkswirtschaften müssen Wissenschaft und Wirtschaft zusammenbringen, damit das Potenzial aus wissenschaftlicher Forschung kommerziell genutzt wird. Im Wissensdreieck aus Bildung, Forschung und Innovation, das heutigen Wissensgesellschaften zu Grunde liegt, spielen daher Intermediäre eine wesentliche Rolle: Sie bringen die drei Partner zusammen und unterstützen aktiv den effizienten Austausch und die Zusammenarbeit. Neben Innovationszentren und Technologietransferagenturen übernimmt das GIS Transfer Center in Bulgarien diese Vermittlerrolle. Das Zentrum agiert als Netzwerk für die Umsetzung konkreter Innovationen und den Technologietransfer von der Wissenschaft in die Praxis.

Das GIS Transfer Center wurde im Jahr 2000 für den Transfer von wissenschaftlichen Erkenntnissen und Technologien gegründet. Das Transferzentrum ist eine gemeinnützige Organisation und entstand mit der Unterstützung des Ministeriums für Bildung und Wissenschaft, des Wirtschaftsministeriums und der bulgarischen Agentur für kleine und mittelständische Unternehmen. Seit 2003 gehört das Zentrum als Franchise- Unternehmen zum Steinbeis-Verbund.

Die Arbeit des Zentrums basiert auf vier zentralen Aufgaben und Zielen:

• Transfer von Forschungsergebnissen und Technologien öffentlich geförderter Forschungsteams, aus Laboren und Hochschulinstituten
• Förderung von wissenschaftlicher Forschung für wettbewerbsfähige Innovationen
• Vertrieb von wettbewerbsfähigen Forschungsergebnissen mit Hilfe von Transferzentren und unter marktwirtschaftlichen Kriterien
• Verlinkung von Wissenschaft, Wirtschaft und öffentlicher Hand.

Zurzeit beschäftigt das GIS Transfer Center zwölf Mitarbeiter (Professoren, Ingenieure, Wirtschaftswissenschaftler und Doktoranden). Geleitet wird die gemeinnützige Einrichtung von einem neunköpfigen Vorstand. Mehr als 40 externe Partner und Berater arbeiten freiberuflich am Zentrum. Ihre Expertise umfasst eine große Bandbreite an Technologiefeldern.

Durch den Franchise-Vertrag mit Steinbeis entstand in Bulgarien ein nationales Netzwerk aus 14 GIS Transfer Centers, die die wichtigsten Bereiche aus Wissenschaft und Wirtschaft abdecken und den Technologietransfer von wettbewerbsfähigen Forschungsergebnissen, Knowhow, Beratung und Begutachtung vor allem in kleine und mittelständische Unternehmen unterstützen. Im April 2013 wurden acht weitere Technologietransfereinrichtungen, die im Rahmen des Programms „Competitiveness of Bulgarian Economy“ gegründet worden waren, in das GIS-Transfernetzwerk integriert, das den Namen Bulgarian Technology Transfer Network (BgTTN) trägt.

Das GIS Transfer Center hat den Schwerpunkt seiner Projektaktivitäten auf fünf Bereiche gelegt. Der erste Bereich beschäftigt sich mit der Frage, welcher Bedarf an Beratung und neuen Technologien bei KMU vorhanden ist und wie er von der wissenschaftlichen Forschung gedeckt werden kann. Dabei gehen die Projekte über Bulgarien hinaus und schließen beispielsweise auch Serbien und Mazedonien ein. Daneben unterstützt das GIS Transfer Center technologieorientierte Start-ups und innovative Cluster, die wiederum zur Wettbewerbsfähigkeit der jungen Unternehmen beitragen sollen. Mit der Schaffung von Infrastruktur in Form von Technologietransferbüros als weiterem Schwerpunkt soll der konkrete Transfer forciert werden. Im Rahmen des EU-Programms „Competitiveness and Innovation“ bietet das Transferzentrum KMU außerdem ein Bündel an aufeinander abgestimmten Dienstleistungen. Die innovativsten und wettbewerbsfähigsten KMU schließlich wurden vom Zentrum bei ihrer Teilnahme am 7. Rahmenprogramm der EU für wissenschaftliche Forschung unterstützt.

• Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit von KMU durch Transfer von Forschungsergebnissen der Bulgarischen Akademie der Wissenschaften
  Aufsetzen einer Datenbank, die einen Überblick über wettbewerbsfähige Forschungsergebnisse gibt.
• Kooperationsprojekte mit dem Steinbeis-Transferzentrum Engineering & Project Consulting (Konstanz)
  „RoTe MiNa“: Entwicklung eines Roboters zur Mikro- und Nanozellmanipulation.
• Interreg-Projekt „INTER GET UP - a cross-regional approach to support technology oriented start-up enterprises in Europe“
  Ein Konsortium aus zwölf Partnern untersuchte Formen möglicher Technologietransfers. Acht technologieorientierte Start-ups wurden innerhalb des Projekts begleitet.
• Gründung des Clusters „Mechatronics and Automation“
• PHARE-Projekt „Establishment of Technology Transfer Office in Sofia University“
• Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen durch Wissens- und Technologietransfer zwischen KMU, Forschung und Bildungseinrichtungen auf dem Gebiet erneuerbarer Energien und von Energieeffizienz sowie Informationsund Kommunikationstechnologien in der Region Sofia und Nishava.
• FP7 Projekt Fitforhealth: Förderung einer nachhaltigen Beteiligung von forschungsintensiven High-tech-KMU aus dem Gesundheitsbereich am 7. Rahmenprogramm der EU. 

Prof. Dr.-Ing. Kostadin Kostadinov
Ts. Yorgova | S. Petkova
Steinbeis Transfer Center GIS Transfer Center Foundation (Sofia/Bulgarien)
su0918@stw.de