„Durch unsere Projekte gestalten wir Zukunft!“

Im Gespräch mit Prof. Dr. Elke Theobald und Prof. Dr. Barbara Burkhardt-Reich

Frau Professor Theobald, Frau Professor Burkhardt-Reich, Ihr Steinbeis- Transferzentrum Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim entwickelt Business Intelligence-Tools für KMU wie auch Großunternehmen, bietet gleichzeitig aber auch Planspiele zur Berufs- orientierung für Schüler oder Internetportale zur Förderung von Frauen in Führungspositionen. Wie kam es zu dieser spannenden, aber ungewöhnlichen Mischung?

Basierend auf unseren beiden Professuren besitzen wir in unseren Steinbeis- Zentren inhaltliche und technologische Kompetenz. Deshalb ist die Mischung gar nicht so ungewöhnlich, sondern für uns absolut folgerichtig. Die von uns beherrschten Internettechnologien in der Softwareentwicklung lassen sich auf viele Themengebiete anwenden und erlauben die Realisierung von innovativen Projekten mit inhaltlichem Tiefgang. Die Kombination von Technologie-Know-how und Anwendungsorientierung bildet die solide Basis, mit der wir Lösungen für Unternehmen im Bereich Marketing Intelligence entwickeln, Planspiele zur Berufsorientierung und Existenzgründung anbieten oder Internetportale und Datenbanken betreiben. Unser Team besteht aus Software-Ingenieuren, Projektmanagern, Graphikdesignern und Redakteuren und arbeitet hervorragend interdisziplinär zusammen.

Frau Professor Theobald: Vor 12 Jahren wurde Ihr Steinbeis-Unternehmen gegründet, 2009 gewann Ihre Software MANAGEMENT MONITOR den 1. Preis auf der CeBIT als innovativste Business-Intelligence Lösung. Welche Entwicklungen, sowohl technische aber auch gesellschaftliche, haben die Arbeit Ihres Zentrums seit der Gründung wesentlich beeinflusst?

Unsere Arbeit ist durch die starke Einbindung der Kunden in den Entwicklungsprozess und die Integration neuer Technologien geprägt. Wir greifen bei unseren Softwarewerkzeugen aktuelle Entwicklungen wie zum Beispiel Social Media, Big Data Analysen oder Responsive Design auf und erzeugen einen Mehrwert für unsere Kunden, indem wir ihren Arbeitsalltag erleichtern oder neue Potenziale erschließen. Mit dem Management Monitor helfen wir vor allen Dingen international tätigen Unternehmen, wichtige Markt- und Marketinginformationen ganzheitlich im Unternehmen in einer umfassenden Wissensdatenbank zu sammeln und durch das strategische Planungs- und Analysetool mit den Erkenntnissen effektiv zu arbeiten. Insgesamt sind die Bedeutung des Interface-Designs bei der Software und die Usability-Anforderungen wesentlich gestiegen. Die Unterstützung von mobilen Endgeräten wird im Management heute als selbstverständlich angesehen. Daneben beeinflusst uns wie viele IT-Unternehmen das Problem der Rekrutierung des Nachwuchses.

Frau Professor Theobald, Frau Professor Burkhardt-Reich: Ihr Steinbeis- Unternehmen hat seinen Sitz in der Region Nordschwarzwald, deren große Stärke ihr Unternehmenspotenzial ist: Viele kleine und mittelständische Unternehmen aus der Region sind unter den Weltmarktführern ihrer Branche zu finden. Welche Anforderungen ergeben sich daraus für Ihre Projekte in der Region?

Die von Ihnen genannten Unternehmen besitzen eine enorme Wirtschafts- und Gestaltungskraft. Häufig handelt es sich bei den Unternehmen aus dem Nordschwarzwald um international tätige Unternehmen, die Unterstützung bei der Internationalisierungsstrategie benötigen. Hier können wir mit unserer Software MANAGEMENT MONITOR hervorragend ansetzen und helfen. Viele Unternehmen aus der Region sind dem Maschinenbau oder nahen Branchen zuzurechnen. Bei diesen technologiegetriebenen Unternehmen gibt es ein großes Potenzial im Marketing und gerade im Online-Marketing kann hier viel erreicht werden. Die Region Nordschwarzwald hat sich frühzeitig dem Problem der Fachkräftesicherung gestellt – unser Steinbeis-Zentrum hat dafür eine Reihe von Projekten mit Schulen konzipiert und umgesetzt. Beim „Nordschwarzwald- Cup“ führten wir Präsenzplanspiele mit gemischten Teams aus Auszubildenden und Schülern durch, wir begleiteten die Gründung von Bildungspartnerschaften an 30 Schulen mit 115 unterschiedlichen Unternehmen der Region und führen derzeit ein innovatives Projekt zur Berufsorientierung an Gymnasien durch, bei dem in den Unternehmen Berufsbegehungen stattfinden.

Frau Professor Burkhardt-Reich: Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte und von Ihnen organisierte Planspielwettbewerb „Jugend gründet“ ist seit Jahren bundesweit ungebrochen erfolgreich: Schüler entwickeln ein Schuljahr lang eine innovative Geschäftsidee und gründen ein eigenes virtuelles Unternehmen, das sie durch alle Höhen und Tiefen eines Start-ups führen. Sie begleiten den Wettbewerb und lernen die Jugendlichen, die für die Zeit des Wettbewerbs zu Jung-Unternehmern werden, näher kennen. Worin unterscheiden sich die Teilnehmer am gravierendsten von den späteren Managern im „echten Unternehmen“?

Die Unterschiede sind gar nicht so groß: Unsere Teilnehmer bei „Jugend gründet“ identifizieren sich in hohem Maße mit ihrer Geschäftsidee, begeistern die Jury mit ihren Präsentationen und sind häufig sehr gute Team-Player. Sie erwerben im Rahmen dieses Wettbewerbs unternehmerische Handlungskompetenz und erfahren dabei die Freude am selbstständigen Entscheiden und Gestalten. Im Unterschied zu etablierten Managern haben die Schülerinnen und Schüler sowie die Auszubildenden einen freien Blick und können so – unabhängig von betrieblichen Zwängen und Realisierungschancen – innovative Ideen entwickeln und in eine Geschäftsidee verwandeln. Diese Innovationskraft der Jugendlichen fasziniert uns Jahr für Jahr, die Ideen reichen von automatischen Zahnputzsystemen über den Rollstuhl, der Treppen überwindet, bis zu einem CSR-Marketingkonzept zur Teambildung auf Streuobstwiesen. Dies wollen wir in nächster Zeit noch stärker in den Vordergrund stellen. Wir sind überzeugt, dass diese Jugendlichen innovative Antworten auf die Zukunftsfragen der Unternehmen haben.

Willy Brandt sagte: „Der beste Weg, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten.“ Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft Ihres Zentrums, welche Ziele setzen Sie?

Wir haben in den vergangenen zwölf Jahren gezeigt, dass wir Zukunft gestalten: durch neue Produkte und Projekte, aber vor allem dadurch, dass wir uns mit den Aufgaben in unserem Steinbeis-Zentrum identifizieren und die Entwicklungen mit großer Leidenschaft vorantreiben. So ist es uns auch gelungen, ein tolles Team zusammenzustellen und Kunden sowie Auftraggeber der öffentlichen Hand von uns zu überzeugen. Darauf aufbauend werden wir im permanenten Dialog mit Kunden und Auftraggebern neue Produkte entwickeln. Unser Ziel ist ein moderates, kontinuierliches Wachstum. Unsere beiden Standbeine befruchten und ergänzen sich hervorragend, so dass sich immer wieder neue Chancen ergeben, die wir ergreifen werden.

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