„Der Steinbeis-prägende erfolgreiche Transfer ist entscheidend!“

Im Gespräch mit Petra Ohlhauser

Frau Ohlhauser, marktnaher, praxisbezogener Wissens- und Technologietransfer ist das Markenzeichen des Steinbeis-Verbundes, wovon vor allem kleine und mittelständische Unternehmen profitieren. Mit welchen Dienstleistungen unterstützen Ihre Steinbeis-Unternehmen TQI und IQU konkret KMU in der Region Schwarzwald- Baar-Heuberg und natürlich auch darüber hinaus?

Aufgrund des stetigen Wandels von kundenspezifischen Forderungen, Gesetzen und Richtlinien, Methoden und sozialen Strukturen ist ein lebenslanges Lernen die Grundvoraussetzung für den Erfolg im Beruf. Deswegen ist die Aus- und Weiterbildung einer unserer Dienstleistungsschwerpunkte. Zwei weitere bilden das Messzentrum und unsere Beratung. Wir bieten insbesondere für die KMU der Region verschiedene Weiterbildungsmöglichkeiten an: Von den auf deren Bedürfnisse zugeschnittenen Tagesseminaren über die Hochschulzertifikate der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) bis zum berufsintegrierten Projekt-Kompetenz-Studiengang zum Bachelor of Engineering, der das „Studieren ohne Abitur“ möglich macht und deswegen gerade für Mitarbeiter von KMU der Region sehr attraktiv ist.

Bei den Dienstleistungen des akkreditierten Messzentrums gehen wir davon aus, dass moderne Herstellungsverfahren, wirtschaftliche Technologien und innovative Prüftechnik mit der stetigen Entwicklung neuer Produkte Hand in Hand gehen. Die Zeit, in denen Messschieber und Lehrdorne allein das Kriterium für Präzi- sion waren, ist längst vorbei. Mit der steigenden Technologisierung von Maschinen und Fertigungslinien nehmen auch die Anforderungen an die Prüf- und Messtechnik zu. Wir als DKD-Prüflabor (DKD-K-30801) unterstützen unsere Kunden – auch in diesem Bereich hauptsächlich KMU der Region – bei ihren wachsenden Aufgaben durch fachliche Beratung und flexiblen Service rund um die Qualitätssicherung, das Messen und Prüfen.

Auch im Bereich der Beratung erarbeiten wir speziell auf die Unternehmen zugeschnittene, bedarfsorientierte Problemlösungen. Dabei sind wir sehr viel für die Automobilindustrie, aber auch für die Unternehmen aus der Energie- und Medizinbranche tätig.

Das TQI Innovationszentrum kann sich nicht ohne Stolz als „alten Hasen“ im Steinbeis-Verbund bezeichnen: 1990 als Pilotprojekt „Qualitäts- und Messzentrum“ für die Region mit Unterstützung des Landes, des Landkreises, der Gemeinde und der in einem Förderkreis organisierten regionalen Unternehmen gegründet, haben Sie 1997 die Leitung des Zentrums übernommen und führen es bis heute sehr erfolgreich. Wie haben sich die Anforderungen geändert, und wie sieht der Arbeitsalltag vor Ort heute aus?

Der Trend bei erfolgreichen Unternehmen geht heute sehr stark hin zum Aufbau von Verbesserungssystemen rund um die Wertschöpfungskette. Die systematische Integration der Mitarbeiter – hier liegt die Betonung nicht zufällig auf Systematik – bildet dabei die Erfolgsbasis. Im Aufbau von integrierten Managementsystemen hatten wir schon 1997 Führungskräfte und Mitarbeiter in die Prozessfestlegungen aktiv integriert! Damals ging es darum, Prozessregelungen, Verantwortungen und allgemeine Methoden festzulegen. Heute gilt es, diese so effizient wie möglich und so effektiv wie nötig im Unternehmen zu verankern. Nach dem Motto: Qualität ist entsprechend der Kundenanforderungen fix – Kosten und Produktivität können verbessert werden! Wobei ich persönlich oft in Diskussionen mit Vertrieb und Produktmanagement erlebe, dass die Qualitätsanforderungen in KMU nach dem nicht vorhandenen wirtschaftlichen Prinzip – maximale Qualität zu minimalen Kosten – maximiert werden sollen. Hier scheiden sich die Geister.

Im Vordergrund stehen bei uns der effiziente und effektive Einsatz von Werkzeugen und Methoden im Vertriebs-, Auslegungs- und Konstruktionsbereich, im Einkauf, in der Prozessentwicklung und der Werkschöpfungskette innerhalb der Serie. Der Methodeneinsatz muss firmenspezifisch angepasst werden.

Beratung, Aus- und Weiterbildung, alles rund um Produktion und Qualität, sehr breit aufgestellt aber auch sehr speziell – wie zum Beispiel Six Sigma Projekte und nach wie vor Dienstleistungen in der Mess- und Kalibriertechnik – das an Ihr Zentrum im Laufe der Jahre Dienstleistungsangebot Ihres Steinbeis- Zentrums in Gosheim umfasst ein weites Spektrum. Wo sehen Sie aktuell den Bedarf der Unternehmen, welche Projekte und Angebote sind momentan besonders nachgefragt?

Interessant sind Methoden, die Fehler präventiv vermeiden, Probleme transparent machen und lösen. Auch solche Themen wie der systematische Aufbau von kontinuierlichen Verbesserungsprogrammen, die Steigerung der Materialeffizienz durch entsprechende Bauteile- und Prozessauslegung, Projekte zur Reduzierung des Ausschusses oder eine Werksstrukturverbesserung sind sehr gefragt. Weiterhin sind Prozessanalysen gemäß der Auditierung nach VDA-Standard Prozessaudit 6.3 aktuell. Dieser neue Standard ist durch die Automobilindustrie verabschiedet und dient für die Zulieferindustrie als Vorgabe. Insbesondere Lieferanten- und Projektmanagement im Rahmen der Potenzialanalyse bergen genügend Verbesserungspotenziale. TQI als Lizenznehmer ist anerkannter Partner der Automobilzulieferindustrie bei solchen Fragen, steht aber auch Unternehmen aus anderen Branchen beratend zur Seite. Entscheidend hierbei ist die Einbindung von Führungskräften und Mitarbeitern in Industrieprojekte und entsprechende Verbesserungsprozesse. Immer unter der Prämisse, dass aus einem Projekt sich ein Verbesserungsprozess als Dauerläufer etabliert. Auch in unserem Weiterbildungsbereich sind diese Themengebiete bei den Studenten sehr gefragt. Hier zählt nicht nur das Wissen, sondern vor allem die erfolgreiche Anwendung bei den Transferprojekten in Unternehmen – der Steinbeis-prägende erfolgreiche Transfer ist entscheidend!

Steinbeis in Gosheim stellt mittlerweile einen festen Bestandteil der technologischen Landschaft der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg dar. Welche Herausforderungen sehen Sie für die Zukunft, welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Wir wollen auf jeden Fall unser Angebot zur Methodenkompetenz auch in Zusammenarbeit mit Partnern im Steinbeis-Verbund, der DGQ und dem VDA ausbauen. Wissen ist das Eine, der erfolgreiche Transfer und entsprechend die nützliche, also erfolgreiche, Anwendung in der Praxis das Andere. Das bedeutet für uns, zusammen mit unseren Kunden firmenspezifische Konzepte in Prozess- und Produktentwicklungen und der Serienproduktion zu entwickeln. Hier ist neben der Methodenkompetenz auch die Teamführung und Moderation wichtig.

Die zertifizierte Qualifizierung von Prüf- und Messtechnikern, der Einsatz effektiver Messverfahren sowie die kostengünstige und kompetente Kalibrierung von Prüfmitteln sind auch zukünftig wichtige Herausforderungen für uns. Auch der weitere Ausbau unseres ingenieurwissenschaftlichen Studiengangs mit weiteren Schwerpunkten der Produktions- und Messtechnik, sowie Bauteileauslegung und interner Logistik an unserem Standort und bei unseren Kunden ist ein entscheidender Schritt im Wissenstransfer. Denn dies bietet unseren Kunden eine gute Möglichkeit, ihre fähigen und weiterbildungswilligen Mitarbeiter über ein regionales Programm im Beruf und im Unternehmen zu halten.

Kontakt

Seite teilen