Das Eine tun ohne das Andere zu lassen

Engineering-Projekte erfolgreich realisieren

Die Herrenberger Feinmetall GmbH ist ein kompetenter Ansprechpartner für das sichere Kontaktieren elektronischer Bauteile im Prüffeld und einer der größten Hersteller von Prüfmitteln für die Elektronikindustrie. Getreu der Philosophie des Unternehmens „Kundenlösungen von der Stange gibt es bei uns nicht“, werden Produktinnovationen und Innovationsprojekte immer zahlreicher und komplexer. Das Steinbeis-Transferzentrum Management - Innovation - Technologie (MIT) unterstützte das Unternehmen bei der Optimierung seines Produktentstehungsprozesses (PEP) und der Implementierung eines nachhaltigen Engineering Systems zur termin- und qualitätsgerechten Projektrealisierung.

Die Projektanzahl und -komplexität in den Bereichen Prüfkarten und Prüfadapter war in den letzten Jahren so stark angestiegen, dass das Management bei Feinmetall den Beschluss fasste, konkrete Maßnahmen einzuleiten um dieser Situation optimal gerecht zu werden. Ein standardisierter Ablauf für die Durchführung von Engineering-Projekten sollte eingeführt werden mit dem Ziel, die vorgegebenen Projektendtermine einzuhalten, die Anzahl der Änderungsschleifen zu reduzieren und dadurch die Produktivität der Projektmitglieder zu erhöhen.

Bereits seit Jahren gibt es bei Feinmetall ein Projektmanagementsystem, das die Durchführung eines Projektes sowohl inhaltlich wie zeitlich regelt. „Ich hatte allerdings immer häufiger den Eindruck, dass wir nicht unbedingt alle in die gleiche Richtung zielen“, so Wolfgang Bürkle, der Geschäftsführer von Feinmetall. Damit war der Projektumfang klar definiert: die Engineering-Projekte sollten auf der Basis eines standardisierten Ablaufs vom Beginn der Entwicklung bis zur Übergabe in die Produktion durchgeführt werden und dabei mithilfe von definierten Arbeitspaketen eine zuverlässige Ressourcen- und Kostenplanung ermöglichen.

Gemeinsam mit den Steinbeis-Experten ging das Team von Feinmetall das Projekt auf Basis des 3PRO Engineerings mit der gezielten Vernetzung von Product Engineering, Process Engineering und Project Engineering an. 3PRO verknüpft damit die beiden bewährten Ansätze des Simultaneous Engineering mit dem Projektmanagement zu einem integrierten Projekt Engineering System. Das unternehmensspezifische Projekt Engineering System integriert und synchronisiert drei Komponenten: Die den PEP beschreibenden Arbeitspakete, das Regelwerk aus Checklisten und Design Rules zur Produkt- und Produktionsgestaltung sowie das Methodenset aus schnell einsetzbaren Werkzeugen für funktions- und kostengerechte Produkte und Prozesse.

Die Arbeitspakete sollen eine auf Routinen basierende Produktentwicklung und abgestimmte Produktionsorganisation erzeugen. Ein wichtiges Hilfsmittel hierbei war die Projektklassifikation in Standard-Projekt, Applikations-/ Änderungs-Projekt und Sonder- Projekt. Nur für das Sonder-Projekt müssen alle Arbeitspakete gemäß Plan abgearbeitet werden, für die beiden anderen Projektarten verständigte man sich auf abgespeckte Kurz-Versionen, um die begrenzten Kapazitäten möglichst zielgerichtet einsetzen zu können. Das Regelwerk aus Checklisten und Design Rules gibt definierte Standards auf der Basis von best practice-Lösungen vor. Eine Aufgabe dabei bestand im Aufräumen der gültigen Vorgehensweisen und Checklisten. Hier konnten einige zusammengefasst und vereinfacht werden. Die verbleibenden Checklisten wurden überarbeitet, gekürzt und für ihren jeweiligen Anwendungszweck spezifiziert. Der größte Gewinn an Effizienz ergab sich bei der Strukturierung der Methoden. Im Laufe der Jahre entstand bei Feinmetall ein ganzes „Arsenal“ an Methoden, sowohl im Bereich der Produktentwicklung als auch bei der Prozessplanung. Auch hier wurde zuerst aufgeräumt, die verbliebenen Methoden soweit möglich auf eine leicht anwendbare „light-Version“ abgespeckt und den einzelnen Arbeitspaketen zugeordnet.

Nur mit einem „Fach-Projekt“ allein wollten es die Verantwortlichen von Feinmetall allerdings nicht bewenden lassen. „Wir haben erkannt, dass die nachhaltige Umsetzung des Projekt Engineering-Ansatzes einen veränderten ‚mind set‘ bei den Mitarbeitern erfordert“, so Wolfgang Bürkle, „die Mitarbeiter müssen die Vorteile der Standardisierung erkennen und dürfen diese nicht als Einschränkung ihrer Kreativität empfinden“. Deshalb wurde das Fachprojekt mit einem parallelen Trainingsprojekt durch Steinbeis begleitet. Ergebnis war der standardisierte Produktentstehungsprozess, der für Feinmetall in erster Linie mehr Sicherheit für die einzelnen „Stake-Holder“ im Projekt gebracht hat. So bedeutet dies für das TOPManagement, dass es die richtigen Projekte mit der richtigen Priorität managen kann und damit das Risiko minimiert. Für die Fachbereichsverantwortlichen sind das weniger Sonderaktionen, weil die Belange der anderen Abteilungen rechtzeitig berücksichtigt werden können. Für die Projektleiter bedeutet das weniger Aufwand für das interne Kümmern. Bei den Projektmitarbeitern steigt dadurch die Produktivität, da sie nun genau wissen, welche Ergebnisse mit welchem Aufwand bis wann erwartet werden.

„Mit dem maßgeschneiderten PEP gewinnen alle Projektbeteiligten mehr Zeit, um Lösungen für die eigentlichen technischen und wirtschaftlichen Herausforderungen zu finden“, so Dr. Günther Würtz, Leiter des Steinbeis-Transferzentrums MIT. „Aus dem vermeintlichen Kreativitäts-Killer wird vielmehr ein Kreativitäts-Katalysator!“

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