Sonnige Aussichten in der virtuellen Konstruktion

Innovationen für ein Rückkühlwerk

Optimieren Sie den Prozessdurchlauf in der Konstruktion – das war der Auftrag der E. W. Gohl GmbH an das Steinbeis Rating- Advisory Zentrum in Singen. E. W. Gohl ist Spezialist für Kühltürme und Rückkühlwerke. Die Idee des Mittelständlers aus Singen: Die Kühltürme müssen bereits in der Angebotsphase automatisiert und im Anschluss an die Produktion weitergeleitet werden. 

Die E. W. Gohl GmbH zählt zu den europäischen Marktführern im Serienkühlturmbau. Ziel für die Zukunft: Die verschiedenen Baureihen mit zahlreichen Varianten und Zubehörkomponenten sollen virtuell und ohne Manpower konstruiert und eine abgeleitete Zeichnung dem Ingenieur zur Verfügung gestellt werden. Anspruchsvolle Einschätzung von Andreas Hedrich, Projektleiter des Auftrags bei Gohl: „Mit der heutigen Technologie kann dies umgesetzt werden. Inwieweit wir an die 100% Realisierung herankommen, ist noch nicht absehbar, mehr als 90% werden wir jedoch erreichen.“

Eine Nutzwertanalyse schuf zu Beginn des Projekts eine effiziente Möglichkeit, an transparente und neutrale Daten zu gelangen und zu erkennen, welche Produkte für die Gohl GmbH geeignet wären. Das Unternehmen entschied sich mit den Experten des Steinbeis- Transferzentrums für die Einführung von Solidworks als CAD-System mit der dazugehörigen Produktdaten-Verwaltung (PDM). Das Projekt erhielt den Namen „GohlCAD“.

Nach der Auswahl der Software folgte eine intensive Schulung des Projektleiters und des Leiters der Produktentwicklung auf dem System sowie die Erstellung eines Pflichtenheftes für die neue Vernetzungssoftware. Parallel dazu wurde mit der 3D-Konstruktion der Einzelteile begonnen. Da zuvor nur mit einem 2D-System CADkey gearbeitet worden war, mussten nun alle Bauteile nach Abstimmung mit der Produktion und Einhaltung diverser Kriterien neu erstellt werden.

Wie arbeitet nun das GohlCAD? In den Bereichen Vertrieb und Auftragsbearbeitung benötigt man ein Softwaresystem und einen Konfigurator (Regelwerk), auf der Konstruktionsseite ein CAD-System mit integriertem PDM-System, dazwischen eine Vernetzungssoftware, die die Ausgabebefehle des Konfigurators direkt ins CAD-System einfließen lässt. Somit benötigt man eine Schnittstelle im CAD, die es erlaubt CAD-Befehle „von außen“ anzustoßen. In der heutigen CADVerfahrenstechnologie funktioniert dies über das Erstellen eines 3D-CAD-Geometriemodells als Grundlage für die Ableitungen der automatisierten 2D-Konstruktion. Diese 2DKonstruktion beinhaltet die Standardansichten, eine ISO-Ansicht, den Fundament- und Belastungsplan. Zur Übersichtlichkeit werden Textbausteine an den vorgesehenen Komponenten angeheftet. Auf Wunsch können Neutralformate wie pdf erzeugt werden. Sie werden in die entsprechenden Angebotsund Auftragsordner abgelegt und sind somit für jedermann einsehbar. Für die Auftragsbearbeitung wurden zwei weitere Funktionen vorgesehen. Zum einen die automatisierte Erzeugung aller Blechteile in DXF-Format und zum anderen die automatisierte Übertragung von Loch- und Ausschnittsbildern in die Blechteile. Elmar Marmann, Geschäftsführer Vertrieb und Marketing, ist von der neuen Software überzeugt: „Das SolidWorks Datenaustauschprogramm ‚eDrawings‘ ermöglicht das Einlesen, Betrachten und Kommentieren von SolidWorks-Daten ohne CADLizenz. Es wird dem Vertrieb helfen, sich mit der Konstruktion abzustimmen und Bauteile im Kundengespräch optimal zu präsentieren und zu erklären.“ Auch sein Kollege Christian Noack, Leiter der Produktentwicklung, sieht nur Vorteile: „Im PDM-System finden wir unsere Konstruktionsdaten wie auch Teilzeichnungen viel schneller“, betont Noack. „In dem CAD-System können außerdem die technischen Sachverhalte virtuell geprüft werden. Die Einbausituation von Zubehör und Nachrüstkomponenten an neuen und bestehenden Geräten kann jetzt viel besser beurteilt werden.“

Mit der Einführung der GohlCAD-Welt hat sich das Unternehmen Ressourcen für das eigentliche Konstruieren bewahrt. Die Standardkonstruktionen und die Digitalisierung des Know-hows sind von nun an fest eingebettet. Und Steinbeis-Projektleiter Andreas Hedrich resümiert: „Für die zukünftigen Entwicklungsprojekte hat man einen wichtigen Komponentenpool geschaffen. Hier gehe ich davon aus, dass die in Zukunft zu bewältigenden Entwicklungsstufen von deutlichen Zeit- und Kostenersparnissen geprägt sein werden. Anschlussprojekte könnten die Fluidsimulation und/oder die digitale Dokumentation sein.“

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