Innovationsmanagement im Maschinen- und Anlagenbau

Produkt- und Serviceinnovationen: Analyse des Status Quo bei KMU

Produkt- und Serviceinnovationen: Analyse des Status Quo bei KMU Innovationsmanagement im Maschinen- und Anlagenbau Nur wenige Begriffe haben in den vergangenen Jahren die gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Diskussion so beherrscht wie Innovation. Dabei wird deutlich, dass Innovationen für die Sicherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und Weiterentwicklung von Hochlohnstandorten eine maßgebliche Rolle spielen. Durch geeignete Managementaktivitäten kann der Erfolg von Innovationen zwar nicht garantiert, jedoch können die Chancen auf Erfolg erheblich gesteigert werden. Sowohl Praxis als auch Wissenschaft haben demzufolge ein großes Interesse an der Frage, was den Erfolg von Innovationen ausmacht. Insbesondere kleine und mittlere Unternehmen aus dem Maschinen- und Anlagenbau gelten als innovativ und bedeutend zugleich – jedoch dürfen KMU nicht als homogene Gruppe angesehen werden, sondern sind differenziert zu betrachten. Holger Schaaf und Christoph Thome untersuchen in ihren Forschungsprojekten zur Promotion an der Steinbeis-Hochschule Berlin unter anderem die branchenspezifischen Erfolgsfaktoren des Produkt- und Serviceinnovationsmanagements bei KMU.

Zielsetzung des Forschungsprojektes von Christoph Thome ist es, die eingesetzten Elemente und Erfolgsfaktoren des Produktinnovationsmanagements zu identifizieren und einen entsprechenden Bezugsrahmen zu entwickeln. Mit einem standardisierten Online-Fragebogen wurden zahlreiche Unternehmen kontaktiert. 130 auswertbare Datensätze brachten nach Ende der Umfrage sowohl deskriptive als auch modellspezifische Befunde hervor.

Von Interesse war es in Erfahrung zu bringen, wie die teilnehmenden Unternehmen der Befragung den Fokus ihrer produktbezogenen Innovationsaktivitäten beurteilen. Der Großteil der Teilnehmer (42,3%) hat angegeben, dass ihr Unternehmen sich im Wesentlichen auf kleinschrittige Veränderungen bestehender Produkte konzentriert. An zweiter Stelle stehen mit 30,8% diejenigen Unternehmen, die sich im Wesentlichen auf Produktentwicklungen konzentrieren, die für ihr Unternehmen neu sind. Nur 15,4% der Teilnehmer gaben an, Produkte zu entwickeln, die für den Markt neu, also noch nicht existent sind.

Ferner ging Christoph Thome der Frage nach, ob ein Push- oder Pull-Innovationsansatz stärker verfolgt wird. Hierzu gaben 49,2% der Unternehmen an, einen Pull-Ansatz zu verfolgen, das heißt, dass die Herkunft der Produktinnovationen im Wesentlichen vom Kunden angestoßen wird. Dagegen werden 39,2% der Produktinnovationen im Wesentlichen aus dem eigenen Unternehmen angestoßen.

Der Auszug aus den deskriptiven Befunden verdeutlicht, dass KMU der Branche sich einerseits auf kleinschrittige Innovationen fokussieren und weniger ein direkter Inkubator von Marktneuheiten sind. Ferner schöpfen sie ihr Innovationspotenzial mehrheitlich über den Kunden, gleichwohl ist die eigene Kreativität nicht minder wichtig. Aus den Erkenntnissen schließt Thome, dass KMU kundengetrieben agieren und dadurch Innovationen schwerpunktmäßig dem inkrementellen Bereich zuzuordnen sind. Diese Aspekte sowie die wesentlichen Elemente und Erfolgsfaktoren des Produktinnovationsmanagements werden im Forschungsprojekt von Christoph Thome dargestellt.

In Ergänzung zu Produkten bieten Dienstleistungen für Unternehmen eine gute Gelegenheit, um sich auf umkämpften Märkten dem Preiswettbewerb zu entziehen und vom Kunden als Anbieter qualitativ hochwertiger Lösungen wahrgenommen zu werden. Doch die Dienstleistungsinnovation gerade für kleine und mittlere Unternehmen stellt eine Herausforderung dar. Dies gilt umso mehr für Dienstleistungen, die in keinem direkten Zusammenhang mit dem Kernprodukt stehen, den sogenannten kundenunterstützenden Dienstleistungen. Insbesondere in konservativen Branchen, wie dem Maschinenund Anlagenbau, steht eine sachgutbezogene Denkweise im Zentrum. Daher fristen kundenunterstützende Dienstleistungen losgelöst vom Kerngeschäft häufig ein Schattendasein. Doch gerade dieser Typus der Dienstleistung ist besonders dazu geeignet, sich zum einen aufgrund der schweren Imitierbarkeit vom Wettbewerb abzugrenzen und zum anderen die Bedürfnisse des Kunden ganzheitlich zu bedienen. Ein Ziel der Forschungsuntersuchung von Holger Schaaf ist es, den Status Quo des Angebots kundenunterstützender Dienstleistungen zu erheben. Mithilfe einer online-gestützten Befragung wurden daher Daten bei KMU des Maschinen- und Anlagenbaus und deren Dienstleistungsportfolio erhoben. 120 Unternehmen nahmen in Form auswertbarer Datensätze an der Umfrage teil.

Das erste Fragenset hatte Dienstleistungen insbesondere im Kontext Beratung, Information und Schulung zum Thema. Für Schaafs Untersuchung waren insbesondere diejenigen Dienstleistungen von Interesse, die tatsächlich angeboten werden. Nahezu alle Unternehmen bieten derzeit technische Beratung an (99,2%). An zweiter Stelle haben 63,9% der befragten Unternehmen Machbarkeitsstudien im Leistungsangebot, gefolgt von wirtschaftlicher Beratung der Kunden an dritter Stelle (46,2%). Die Durchführung von Seminaren und Vorträgen sowie die Erstellung von Kosten- Nutzen-Rechnungen liegen mit 41,2% und 40,3% sehr eng beieinander. Marktstudien, Auftragsforschung und Unterstützung in Forschung und Entwicklung werden derzeit noch am wenigsten angeboten. Im Falle der Dienstleistungen insbesondere zur Verbesserung der Prozesse der Zusammenarbeit umfassen die angebotenen Leistungen, insbesondere die Rufbereitschaft (81,1%) sowie das Projektmanagement (64,2%). Betreiberverträge und Teleservice werden lediglich von einem geringen Anteil der befragten Unternehmen angeboten. Die dritte Kategorie bilden Dienstleistungen insbesondere zur Intensivierung der Geschäftsbeziehungen. Mit 70,3% rangieren in dieser Kategorie Garantien auf dem ersten Platz. Zwar zeigen die deskriptiven Befunde, dass die meisten Unternehmen kundenunterstützende Dienstleistungen anbieten, jedoch scheint in vielen KMU eine klassisch sachgutbezogene Denkweise nach wie vor dominant zu sein. Diesen Schluss zieht Holger Schaaf, da im Hinblick auf quantitative Erfolgsgrößen wie Umsatz, Gewinn oder Deckungsbeitrag kein direkter Zusammenhang zur Innovation kundenunterstützender Dienstleistungen hergestellt werden kann. Insofern ist es das Anliegen von Holger Schaaf, KMU einen Anstoß zu geben, hochwertige Services als solche wahrzunehmen und diese nicht nur als „Add-on“ zum Kernprodukt zu begreifen.

Die beiden Promovenden der Steinbeis- Hochschule Berlin finalisieren aktuell ihre Forschungsprojekte und werden auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse konkrete Handlungsempfehlungen für die Praxis geben.

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