Sichere Wegfahrsperren – keine Selbstverständlichkeit

Steinbeis-Team entwickelt mit Partnern Verfahren für den Schutz von Lastenfahrrädern

Elektronische Schutzeinrichtungen, im Volksmund als „Wegfahrsperren“ bezeichnet, sichern in Kraftfahrzeugen den Einsatz von elektronischen Autoschlüsseln oder „KeylessGo“-Mechanismen ab. Dass diese Schutzeinrichtungen fehlerbehaftet sein können, zeigen Erfahrungen aus den USA: Rund 150 Millionen Fahrzeuge lassen sich mithilfe „einfachster technischer Mittel“ auch unerlaubt in Betrieb setzen. Grund genug für das Steinbeis-Transferzentrum Identifikationsmedien & Identifikationsmanagement, gemeinsam mit drei Partnern eine geräteunabhängige technische Lösung umzusetzen.

Die Chips in den „Immobilizer“ genannten Wegfahrsperren verfügen über eine digitale Signatur. Diese Technik soll dafür sorgen, dass nicht jeder mit den sensiblen Chips kommunizieren kann. Der „Immobilizer“ ist meist das Herzstück für die gesamte elektronische Fahrzeugkontrolle und damit der Augapfel von Fahrzeugherstellern. Dieses Herzstück lässt sich laut Expertenmeinung relativ einfach außer Kraft setzen. Das Sicherheitsproblem betrifft nicht nur Kraftfahrzeuge, sondern beispielsweise auch Lastenfahrräder und deren Ladung. Auf diesem Transportmittel lag das Augenmerk des Forschungsprojekts der mittelständischen Partner baimos technologies, Roc-Ket Cargo Bikes und Weber Technik unter der Federführung des Steinbeis-Transferzentrums Identifikationsmedien & Identifikationsmanagement.

Eine Kundenforderung mündete in dem Entwicklungsziel einer weitaus höheren Sicherheitsstufe und Verschlüsselungsstärke als bei herkömmlichen bekannten Schließsystemen. Eine wesentliche Prämisse der Entwicklung waren die Forderungen aus dem logistischen Umfeld nach einem ganzheitlichen Sicherungssystem sowohl für das Lastenfahrrad als auch für die Behältnisse, die mit dem Fahrrad und einem oft angehängten Trailer fest oder lösbar verbunden sind. Außerdem wurde die robuste Personen-Identifikation des Fahrers verlangt, damit die Entnahme der Güter aus den Behältnissen zugeordnet werden kann. Die technische Lösung im Projekt basiert ganz wesentlich auf der mobilen Sicherheitstechnik BlueID von BAIMOS technologies. Darauf aufbauend entwickelte das Projektteam die Lösung „biketID“ als neuen, innovativen Weg für den hoch sicheren Lastentransport auch mit Lastenfahrrad-Flotten, vorzugsweise im innerstädtischen Verkehr. biketID ermöglicht das Lösen der am Fahrrad oder am mitgeführten Anhänger installierten Roc-Ket-Wegfahrsperre und öffnet installierte Behältnisse aller Art zuverlässig und sicher mit dem Smartphone: Der autorisierte Nutzer erhält eine verschlüsselte, einzigartige digitale Zugriffsberechtigung für ein bestimmtes Fahrrad oder einen bestimmten Behälter an sein Mobiltelefon gesendet. Danach lassen sich die elektronischen, miniaturisierten Sperren und Schlösser sicher mit dem Smartphone öffnen und lösen, und das ohne zwingend mit dem Internet verbunden sein zu müssen.

biketID bietet eine weitaus höhere Sicherheitsstufe und Verschlüsselungsstärke als die herkömmlichen Schließsysteme. Nach Abschluss eines Entnahmevorgangs schließt der Nutzer die Transportbox, erst nach Armin Bauerle Steinbeis-Transferzentrum Identifikationsmedien & Identifikationsmanagement (Mullheim) armin.baeuerle@stw.de | www.stz584.de dem quittierten Verschluss werden die Kundendaten wieder rückübertragen. Eine Manipulation oder Sabotage der Daten ist damit ausgeschlossen. Den vier Projektpartnern ist mit diesem Ansatz ein beachtlicher Innovationssprung gelungen. Mit der Integration der BlueID Software-Technologie in das Roc-Ket-Portfolio wird die schnelle und sichere lokale Verbindung für Interaktionen zwischen intelligenten Geräten - wie dem Lastenfahrrad - und Smartphones oder Smartwatches der Nutzer hergestellt. Die intelligenten Geräte prüfen eigenständig, ob das Smartphone berechtigt ist, mit dem Fahrrad zu kommunizieren. Erst dann lässt das Fahrrad einen Befehl wie „Öffnen“ zu. Die Ausgabe von physischen Berechtigungsträgern entfällt komplett: Statt Chipkarten, Tokens oder elektronischen Schlüsseln öffnet das eigene Smartphone die sicherheitsrelevanten System-Baugruppen.

Die Berechtigungsvergabe wird komplett digitalisiert, Wege und physische Übergaben entfallen. Damit ist ein konvergenter Einsatz von biketID zusammen mit vielen anderen Zugangskontrollsystemen möglich. Das heißt, dass sich auch die angefahrenen Ziele und Haustüren oder ein bestimmter Parkplatz integriert und einfach über das Smartphone öffnen lassen.

biketID kann nahtlos in ein bereits vorhandenes Berechtigungs-Management- System über eine Standard-API integriert werden. Das Management- System bestimmt, welcher Nutzer und welches Smartphone welche Zugangsberechtigung erhalten soll. Die Verteilung der Berechtigungen ist so ortsunabhängig weltweit möglich.

Der Manager von Fahrzeugflotten hat den vollständigen Überblick über die Zugriffe auf alle Fahrzeuge und Fahrer und erlaubt damit völlig neue vielfältige und nutzerfreundliche Funktionen in der logistischen Kette.

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