Spätzle geschüttelt, nicht geschabt

Steinbeis-Experten unterstützen Tübinger Gründerin in der Start-up-Phase

Was braucht eine geniale Erfindung wirklich, um die Basis für ein lukratives Start-up-Unternehmen zu werden? Wichtig ist Unterstützung von Anfang an, damit die Innovation nicht untergeht oder von etablierten Platzhirschen abgekupfert wird. „In dieser frühen Phase geht es zu wie auf freier Wildbahn. Wer hier als Branchenneuling keine Unterstützung von erfahrenen Instituten in der Erfinderbetreuung erhält, tut sich sehr viel schwerer, diese diffizile Phase mit seiner Produkt- und Geschäftsidee zu überleben“, weiß Susann Hartung. Sie und ihr Sohn sind Erfinder des Spätzle-Shaker: War das schwäbische Nationalgericht bisher mit einer aufwändigen Zubereitung in der Spätzlespresse oder geschabt vom Brett verbunden, kommen bei Susann Hartungs Erfindung alle Zutaten in einen Mixbecher, werden Metallkugeln sei Dank allein durch Schütteln zum Teig vermengt und ins kochende Wasser gepresst. Die Erfinderberatung beim Informationszentrum Patente im Stuttgarter Haus der Wirtschaft und die Betreuung durch das Villinger Steinbeis-Transferzentrum Infothek halfen der Tübingerin enorm beim Aufbau von Verteidigungsmöglichkeiten in Form von Schutzrechten im Bereich Patent, Gebrauchsmuster und Marke für den mittlerweile über 250.000 mal verkauften Spätzle-Shaker.

Insbesondere die Förderung der Schutzrechte durch das SIGNO-Programm war wesentlich. „Wer hier nicht bereits auf alles Wichtige achtet, hat es nachher sehr viel schwerer, ein gesundes Unternehmen mit seiner Erfindung aufzubauen“, bilanziert Wolfgang Müller, Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Infothek und Vorsitzender der Stiftung Artur Fischer Erfinderpreis Baden-Württemberg. Sind die Verteidigungsmauern effektiv hochgezogen, sollte ein erster Schlagabtausch mit der öffentlichen Meinung erfolgen, um das Potential der Erfindung einschätzen zu können. „Die Nürnberger Erfindermesse IENA leistet hier Großartiges“, erinnert sich Susann Hartung, „der Spätzle-Shaker löste sofort großes Medieninteresse und Publikumsnachfragen aus. Viele wollten ihn gleich auf dem Stand des Artur Fischer Erfinderpreises kaufen.“ Dadurch wussten Mutter und Sohn Hartung, dass es sich lohnt, an der Idee weiter zu arbeiten.

Nach der IENA 2008 war klar, jetzt muss die Erfindung wie ein Rohdiamant geschliffen werden. Auch klar war, das kostet Geld und zwar nicht wenig, schließlich war nun eine kostenintensive Prototypenentwicklung notwendig. Wieder unterstützt durch die Villinger Steinbeis-Experten wurde die Nutzung der damals vom Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg für die Förderung von Produktinnovationen eingeführten Innovationsgutscheine erfolgreich beantragt. „Damit konnte Familie Hartung die wichtigsten Materialtests und den Bau erster Prototypen finanzieren. Außerdem half es ihnen, sich über die wichtigsten nächsten Schritte im Klaren zu werden“, erklärt Wolfgang Müller. Damit dann die Chancen für eine erfolgreiche Produktion und Markteinführung optimal waren, holte sich Susann Hartung im Jahr 2009 weitere Experten an Bord und erhielt ein Liquiditätsdarlehen in Höhe von 50.000 Euro von der Bürgschaftsbank Baden-Württemberg.

Und auch die Schattenseiten der Selbstständigkeit hat Susann Hartung von Anfang an zu spüren bekommen. „Gleich zu Beginn gab es Streitigkeiten, weil man uns die Erfindung wegnehmen wollte“, erinnert sich die Existenzgründerin. „Ich bin von Haus aus Modejournalistin und die Ellbogenmentalität der Modebranche gewohnt, aber ohne die professionelle Unterstützung hätten wir diese auch für mich ungewohnt anstrengende Phase wohl nicht durchgehalten“, sagt die alleinerziehende Mutter heute, wenn sie auf ihre ungewöhnliche und auch harte Existenzgründung zurückblickt. „Abgesehen davon, dass wir als Familie von morgens bis abends neue Ideen haben und mit einem enormen Spieltrieb bei der Umsetzung ausgestattet sind, hat die große Liebe zu meinem Kind und der eiserne Wille, ihm seine Mit-Erfindung nicht wegnehmen zu lassen, mich durchhalten lassen“, ergänzt Susann Hartung.

Die effektiven Unterstützungsmaßnahmen in ihrer Start-up-Phase möchte sie auch rückblickend nicht missen: Die intellektuelle Unterstützung beim gezielten Aufbau von Schutzrechten und die finanzielle Förderung beim Bau der Prototypen für das Entwickeln serienreifer Produkte aus der Erfindung waren von entscheidender Bedeutung.

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