Wie Industrie 4.0 Bildung, Arbeit und Technik beeinflusst

Steinbeis ist Partner in Studie zu Entwicklungen der Arbeitswelt

Alle sprechen von Industrie 4.0 - der zunehmenden Digitalisierung der Produktionsprozesse, der digitalen Vernetzung der Menschen, Maschinen und Objekte, die durch cyber-physische Systeme ermöglicht wird. Neue Szenarien werden entwickelt, wie sich die Welt im Allgemeinen und unsere Arbeitswelt wohl künftig entwickeln werden. Um die Auswirkungen auf Mitarbeiter zu erforschen, führen die Pädagogische Hochschule Karlsruhe und die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft aktuell eine Studie durch, die durch das Steinbeis-Transferzentrum Institute for Transfer Technologies and Integrated Systems SITIS und die rst IT-Unternehmensberatung GmbH unterstützt wird.

Untersuchungen haben einige zentrale Herausforderungen identifiziert, denen sich Unternehmen künftig stellen müssen, wenn sie im Hinblick auf die Industrie 4.0-Entwicklung wettbewerbsfähig bleiben wollen: angefangen bei technischen Neuerungen und Innovationen, über veränderte Produktionshierarchien bis hin zur Vernetzung der Wertschöpfungsketten und neuen Geschäftsmodellen. Doch was bedeuten diese tiefgreifenden Veränderungen für die Menschen in den Betrieben?

Das Steinbeis-Transferzentrum Institute for Transfer Technologies and Integrated Systems SITIS an der Hochschule Karlsruhe hat in zahlreichen Industrieberatungen und durch die SITIS-Akademie-Angebote tiefe Einblicke in die Arbeitswelt der Mitarbeitenden in Unternehmen des Werkzeug- und Metallbaus, der Medizin- sowie der Luft- und Raumfahrttechnik gewonnen. Diese Erfahrungen decken sich auch weitgehend mit den Ergebnissen verschiedener Studien. Sie lassen sich in folgenden zentralen Aussagen zusammenfassen (Quellen siehe Infobox):

  • Der Nutzungsgrad neuer Technologien liegt bei 40-60%.
  • Die Mitarbeitenden sind in der „Industrie 2.0“ noch nicht angekommen.
  • Die Zeit für Weiterbildungen wird immer knapper.
  • In den Weiterbildungen lernen die Mitarbeitenden oft das, was sie schon können.
  • In der Praxis herrscht „Learning by doing“ vor, das in der Regel nicht zielgerichtet und strukturiert erfolgt.

Unternehmen, die sich den Herausforderungen der Industrie 4.0 stellen wollen, stehen nun unter Zeitdruck. Die aktuellen Aufgaben müssen bewältigt und gleichzeitig die künftigen Aufgaben mit ins Blickfeld genommen werden. Zwei weitere Aspekte kommen hinzu: Bedingt durch den Fachkräftemangel, der sich in Zukunft schon allein aufgrund der demografischen Entwicklung verschärfen wird, wird künftig das Arbeitspensum auf weniger Schultern verteilt. Außerdem werden die Mitarbeitenden auch Aufgaben übernehmen müssen, für die sie die erforderlichen Kompetenzen erst erwerben müssen.

Der Mensch ist lernfähig, flexibel und leistungsstark. Aber nur, wenn die notwendigen Bedingungen vorhanden sind, die seine Motivation und seine Freude an der Arbeit stärken. Aktuellen Umfragen zufolge ist aber jeder zweite Mitarbeitende der Meinung, dass er seine Fähigkeiten am Arbeitsplatz nicht zur Geltung bringen kann. Nicht einmal ein Viertel der Mitarbeitenden gibt an, dass sie für ihr Engagement und für ihre Leistung Anerkennung erfahren. Wenn Unternehmen mit ihrer Mannschaft die künftigen Herausforderungen meistern wollen, dann gilt es ihre Mitarbeitenden mit ins Boot zu holen. Damit dies aber passieren kann, müssen vielfältige individuelle Bedingungen wie Alter, Vorstellungen über die Rollenbilder, Qualifizierungsgrad und Hierarchiestufen ebenso berücksichtigt werden wie sachbezogene und emotionale Aspekte, die sich bei der Bewältigung einer Aufgabe ergeben.

Um diese Zusammenhänge zu erforschen, arbeiten die Pädagogische Hochschule Karlsruhe, die Hochschule Karlsruhe - Technik und Wirtschaft, das Steinbeis-Transferzentrum SITIS und die rst IT-Unternehmensberatung gemeinsam an der Studie „Bildung – Arbeit – Technik“. Dabei wird eine von Steinbeis und rst entwickelte Methode eingesetzt, die es den Unternehmen ermöglicht, die Aufgabenschwerpunkte der gegenwärtigen Entwicklung – beispielsweise im Zusammenhang mit Industrie 4.0 – unter Beteiligung der Mitarbeitenden zu definieren.

Die Auswertung der Daten soll dabei Aussagen ermöglichen über

  • die Aufgabenschwerpunkte des Unternehmens und wie diese von seinen Mitarbeitenden gesehen werden,
  • Zusammenhänge zwischen der Altersstruktur, Problemfeldern und damit einhergehenden affektiven Aspekten,
  • Ziele und Werte, wie sie im Zusammenhang mit den Problemfeldern von den Mitarbeitenden angestrebt und vertreten werden.

Darüber hinaus erhalten die Unternehmen Zeitreihenanalysen über die Entwicklung der Ziele und Werte aus Sicht der Mitarbeitenden sowie der Problemfelder innerhalb der Wertschöpfungsketten. Auf Grundlage der Ergebnisse der Studie können die Unternehmen ihre Handlungsstrategien festlegen. Dadurch, dass die Mitarbeitenden aktiv in die Erhebung der Aufgabenschwerpunkte eingebunden sind, können sie unmittelbar zur Umsetzung der Lösungen beitragen, die für die Fortentwicklung eines Unternehmens als erforderlich angesehen werden.

Kontakt

Produzierende Unternehmen können sich sechs Monate kostenlos an der Studie beteiligen.
Sofern Ressourcen vorhanden sind, sind Anfragen bis Ende Dezember 2016 möglich.

Prof. Dr.-Ing. Rüdiger Haas, PD Dr. phil. habil. Maja Jeretin-Kopf
Steinbeis-Transferzentrum Institute for Transfer Technologies and Integrated Systems SITIS (Karlsruhe)
maja.jeretin-kopf@stw.de

Rolf Steinmann
rst IT-Unternehmensberatung GmbH (Renningen)
RSteinmann@rst-consulting.de

Prof. Dr. phil. habil. Christian Wiesmüller
Pädagogische Hochschule Karlsruhe
christian.wiesmueller@ph-karlsruhe.de

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