Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

sicher kennen Sie den Steinbeis-Film „Early Birds"? Wer trägt erfolgreich Erforschtes ins wirkliche Leben und verleiht dem Wissen damit seinen wahren Wert? Dafür benötigen wir Menschen, die unternehmerisch denken und handeln, die als Innovatoren auftreten, neue Ideen aufgreifen und etablieren, die bereit sind, sich Risiken auszusetzen und die mit Unsicherheit umgehen können – Entrepreneure!

Unsere Wirtschaftswelt befindet sich in einem tiefgreifenden Wandel. Das Thema „Entrepreneurship“ gewinnt in dieser Zeit ganz besonders an Bedeutung und deshalb freue ich mich sehr, dass diese Ausgabe des Steinbeis Transfermagazins mit seinem Fokus diesem Thema so breiten Raum gibt. Entrepreneurship ist im Schumpeterschen Sinne nicht mit Erfindertum zu verwechseln. Ein Entrepreneur erfindet nicht, sondern setzt Bestehendes durch Neuordnung und analytisches Verständnis des Marktes in erfolgreiche Innovationen um.

Die neuen Möglichkeiten der Digitalisierung führen zu disruptiven Veränderungen ganzer Märkte und Geschäftsmodelle. Nach wie vor geht der Blick ehrfurchtsvoll ins Silicon Valley und auf die dort vorherrschende „Vorauswirtschaft“, so der deutsche Wirtschaftswissenschaftler Ernst Helmstädter. In der Tat sind Uber und Airbnb völlig neue Geschäftsmodelle und Crowdsourcing-Plattformen sind dabei, die Organisation von Arbeit grundlegend zu verändern.

Für die Gestaltung anstehender Veränderungen muss der Kultur des unternehmerischen Denkens und Handelns auch in der Bundesrepublik ein höherer Stellenwert zukommen. Wir benötigen Entrepreneure auf den unterschiedlichsten Ebenen, sowohl als tatsächliche Gründer, wie auch im Angestelltenbereich. Wir sollten darüber nachdenken, welche „Ökosysteme“ geschaffen werden müssen, um engagierte Männer und Frauen dafür zu gewinnen ihre Start-ups in Deutschland umzusetzen. Wir müssen aber auch in den Unternehmen eine Kultur schaffen, die selbstständiges Arbeiten ermöglicht, die das Wissen, Können und Wollen fördert, Gelegenheiten zu erkennen und Ideen in die Tat umzusetzen.

Zu einer Kultur des unternehmerischen Denkens und Handelns gehört neben den Rahmenbedingungen wie Gründerökosysteme und innovative Unternehmenskulturen aber auch ganz zentral eine konsequente Entrepreneurship Education im Rahmen der ökonomischen Bildung. Denn Entrepreneur-Eigenschaften wie Kommunikationsfähigkeit, Selbstsicherheit, Innovationsfähigkeit, Risikobereitschaft, Führungskompetenz, Leistungsmotivation, Kreativität und Flexibilität können trainiert werden.

Genau dies empfehlen auch die Autoren des Global Entrepreneurship Monitor (GEM) im Länderbericht Deutschland 2015: „Weiterhin das größte Potenzial für eine Verbesserung des Gründungsklimas bietet die Aus- und Weiterbildung, denn hier waren und sind die komparativen Schwächen Deutschlands im internationalen Vergleich erheblich. […] Eine Debatte von Wirtschaft, Politik bzw. Kultusministerien und Gewerkschaften könnte aber helfen, im Unterricht der Förderung von Kreativität, (auch unternehmerischer) Selbstständigkeit und Eigeninitiative eine höhere Priorität als bisher zu geben.“

Es gibt noch einiges zu tun in Sachen Entrepreneurship. Packen wir es an!

Ihre Prof. Dr. Barbara Burkhardt-Reich

Kontakt

Prof. Dr. Barbara Burkhardt-Reich verantwortet den bundesweiten Wettbewerb „Jugend gründet“. Sie ist Leiterin des Steinbeis-Innovationszentrums Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim, das sich mit den Schwerpunktthemen Schule und Wirtschaft, Entrepreneurship- Education, Berufsorientierung in Schulen und Bildungseinrichtungen, Frauen in Führungspositionen sowie Marketing Intelligence/Online-Marketing/ Marketing-Kommunikation beschäftigt.

Ihr Kontakt zu Barbara Burkhardt-Reich: barbara.burkhardt-reich@stw.de  

Seite teilen