Hochqualifizierte Mitarbeiter als Basis für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit

Berufsintegrierte Aus- und Weiterbildung stärkt Innovationskraft mittelständischer Unternehmen

Die Luft- und Raumfahrt war stets Impulsgeber und Treiber für neue Technologien. In Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen der Branche entstanden und entstehen zukunftsweisende Innovationen, die schnell Einzug in alle verwandten Bereiche halten. Systeme und Produkte der Luft- und Raumfahrt müssen besonders hohe Qualitätsanforderungen erfüllen und unter extremen Bedingungen zuverlässig funktionieren. Die Basis für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit sind daher hochqualifizierte Mitarbeiter, idealerweise mit breiter Ausbildung und internationaler Erfahrung. Vor diesem Hintergrund entwickelt das Steinbeis-Transfer-Institut Akademie für Luft- und Raumfahrt German Aerospace Academy (ASA) der Steinbeis-Hochschule Berlin innovative berufsintegrierte Aus- und Weiterbildungskonzepte.

Luft- und Raumfahrtsysteme werden auch in Zukunft die Weiterentwicklung unserer Gesellschaft prägen und entscheidend zum wirtschaftlichen Erfolg vieler Unternehmen beitragen. Qualifizierter Ingenieur- Nachwuchs ist jedoch in Deutschland rar geworden und stellt für viele Unternehmen bereits eine Wachstumsbremse dar. Besonders betroffen sind KMU der Zulieferketten in den Branchen Luft- und Raumfahrt, Automotive und Maschinenbau. Der demographische Wandel verschärft die Situation zusehends. Eine deutliche Erhöhung der Lebenserwartung sowie die niedrige Geburtenrate in Deutschland führen zu Veränderungen der Bevölkerungsstruktur, die eine Verlängerung der Lebensarbeitszeit erforderlich machen. Die verstärkte Zuwanderung kann diese Entwicklung voraussichtlich nur abmildern.

Andererseits hängen die Qualität unserer Lebensbedingungen und unser Lebensstandard in einem Land wie Deutschland, das nur im geringen Maße über eigene Rohstoffressourcen verfügt, weitgehend von der Innovationsfähigkeit unserer Unternehmen ab. Hochqualifizierte und motivierte Mitarbeiter sind nicht nur eine notwendige Voraussetzung für Innovation, Wettbewerbsfähigkeit und wirtschaftlichen Erfolg jedes einzelnen Unternehmens, sondern auch die Basis für den Wohlstand in unserem Land. In Deutschland hat man dies früh erkannt. In vielen Bundesländern werden seit Langem vergleichsweise hohe Mittel in Forschung und Erstausbildung an Universitäten und Fachhochschulen investiert. Die Ausgaben für Kompetenzerhalt und Weiterqualifikation waren demgegenüber bislang eher marginal. Vielfältige Veränderungen in Gesellschaft und Berufswelt in Deutschland haben jedoch das Potenzial, die Innovationskraft mittelständischer Unternehmen zu beeinträchtigen. So ist die Ausbildungslandschaft im Bereich der Ingenieurund Naturwissenschaften, insbesondere durch die Umstellung auf das zweistufige Studiensystem, bunter aber auch unübersichtlicher geworden, die Ausbildungs- und Karrierepfade werden vielfältiger, berufliche Karrieren werden immer häufiger unterbrochen und die Lebensarbeitszeit wird sich verlängern. Auf alle diese Veränderungen müssen wir uns einstellen und vorbereiten, hierfür gilt es, neue Konzepte für die Ausund Weiterbildung zu entwickeln. Politik und Unternehmen sind gefordert, Rahmenbedingungen zu schaffen, die jungen Menschen ermöglichen, Familie und berufliche Verwirklichung in Einklang zu bringen. Auch die steigenden Mobilitätserfordernisse müssen berücksichtigt werden. Es gilt, dazu passende Weiterbildungsangebote zu entwickeln und Begleitprogramme anzubieten.

Als Antwort auf die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen, die sich in einer innovativen und international stark vernetzten Branche wie der Luft- und Raumfahrt schon vergleichsweise früh bemerkbar machten, wurde 2010 auf Initiative des Forums Luft- und Raumfahrt Baden Württemberg (LR BW) das Steinbeis-Transfer-Institut Akademie für Luft- und Raumfahrt German Aerospace Academy (ASA) als Institut der Steinbeis-Hochschule Berlin gegründet. Seine Schwer punkte sind die berufsintegrierte Aus- und Weiterbildung von Ingenieuren und Naturwissenschaftlern, die in Luft- und Raumfahrtunternehmen, im Automobil- oder Maschinenbau und den entsprechenden Zulieferfirmen beschäftigt sind, sowie die Entwicklung und Erprobung innovativer Konzepte zur Fachkräftesicherung und zur internationalen Vernetzung. Die ASA hat hierbei ganz unterschiedliche Zielgruppen im Fokus, ist international vernetzt und kooperiert weltweit mit Universitäten, Hochschulen, Forschungsinstituten und Unternehmen. Als Steinbeis- Innovationszentrum erprobt die ASA Projekte für den beruflichen Wiedereinstieg und Qualifizierungsprogramme, die älteren Mitarbeitern neue Karrierechancen eröffnen. Sie entwickelt und führt Initiativen zur transnationalen Vernetzung der KMU untereinander und mit Exzellenzzentren in Forschung und Entwicklung.

Allen Aus- und Weiterbildungsangeboten der ASA liegt das Projekt- Kompetenz-Konzept der Steinbeis-Hochschule zugrunde. Es ermöglicht Mitarbeitern ein berufsintegriertes Studium und bietet den Unternehmen einen Kompetenzzuwachs, ohne dass sie auf die Arbeitskraft ihrer bewährten Mitarbeiter verzichten müssen. Für Mitarbeiter im naturwissenschaftlich- technischen Bereich, die sich neue Tätigkeitsfelder erschließen möchten, entwickelt die ASA – ausgerichtet am Bedarf der Unternehmen – mit Experten aus Forschung und Entwicklung zu wichtigen Themen Zertifikatslehrgänge, wo Kompetenzerweiterung und Persönlichkeitsentwicklung der Teilnehmenden im Vordergrund stehen. Das Unternehmen wird in die Weiterbildung mit einbezogen und profitiert zusätzlich durch die Expertenbetreuung. Derartige Zertifikatslehrgänge eignen sich hervorragend zur systematischen Erweiterung des Kompetenzspektrums und bilden wichtige Bausteine für einen lang anhaltenden Karriereweg in Naturwissenschaft und Technik. Steht ein Wiedereinstieg oder eine berufliche Neuorientierung an, schaffen sie die Basis für einen Start in ein neues, aussichtsreiches Berufsumfeld.

Die Luft- und Raumfahrtindustrie Europas ist international aufgestellt und verlagert seit einigen Jahren immer größere Teile der Zulieferketten in Schwellenländer. Staaten wie Mexiko oder China, die über gut ausgebildete, hoch motivierte Arbeitskräfte auf einem niedrigen Lohnniveau verfügen, gewinnen als Produktionsstandorte immer mehr an Bedeutung – zum Nachteil europäischer Zulieferer. Die meisten kleinen und mittleren Unternehmen sind nicht nur Zulieferer für die Luft- und Raumfahrtindustrie, sondern auch für Automotive und verwandte Branchen, in denen sich zudem ähnliche Tendenzen abzeichnen. Daher ist es besonders wichtig, die Wettbewerbsfähigkeit deutscher KMU zu stärken. Dazu gilt es, einerseits die Vernetzung von KMU zu fördern und andererseits deren Kompetenzen auszubauen.

Vor diesem Hintergrund hat die ASA in Kooperation mit fünf anderen Luft- und Raumfahrtregionen in Nordwesteuropa Ende 2012 die INTERREG- Initiative TransNetAero zur Stärkung der mittelständischen Luft- und Raumfahrtindustrie gestartet. Im Rahmen des dreijährigen Projektes werden durch die Beteiligung der regionalen Luft- und Raumfahrtcluster sowie international renommierter Forschungs-, Entwicklungs- und Bildungseinrichtungen die Vernetzung der Regionen gefördert und unter Führung der ASA gemeinsam ein berufsbegleitendes Aus- und Weiterbildungsprogramm entwickelt. Hierdurch wird das berufsintegrierte Ausbildungsprogramm der ASA durch gemeinsame Zertifikatslehrgänge mit Forschungseinrichtungen aus anderen Ländern Europas ergänzt und europaweit angeboten. Zusammen mit den Universitäten Delft, Liege, Derby und dem Center for Aviation Competence der Universität St. Gallen entwickelt die ASA derzeit einen berufsintegrierten englischsprachigen Multi-Degree Master-Studiengang Aerospace Engineering. Die Studierenden sollen an Exzellenzzentren in fünf verschiedenen europäischen Ländern ausgebildet werden. Die besten Transferarbeiten des TransNetAero-Weiterbildungsprogramms werden jährlich mit dem Transfer-Award ausgezeichnet.

Mit ihrem Studienprogramm und innovativen Projekten spricht die ASA insbesondere auch kleine und mittlere Unternehmen an, um einen Beitrag zur Stärkung ihrer Innovationskraft zu leisten und dem Arbeitskräftemangel im naturwissenschaftlich-technischen Bereich entgegenzuwirken. Hierzu hat die ASA zwei Pilotprojekte entwickelt und erprobt, um der Wirtschaft die brachliegenden Ressourcen der Ingenieurinnen und der älteren Ingenieure und Naturwissenschaftler zu erschließen und zu erhalten. Ein umfangreiches Programm zum qualifikationsgerechten Wiedereinstieg in den erlernten Ingenieurberuf (WING) richtet sich an Berufsrückkehrer nach familienbedingter Erwerbsunterbrechung oder an Personen, die in andere Tätigkeitsfelder abgewandert sind. Sie werden durch ein vielseitiges Programm gefördert und weitergebildet sowie während ihres Wiedereinstiegs beraten und unterstützt. Spezielle transferorientierte Lehrgänge wie beispielsweise die Ausbildung zum „Virtual Engineer“ ermöglichen älteren Mitarbeitern den Einstieg in ein völlig neues Aufgabengebiet und eröffnen ihnen neue Karriereperspektiven. Ein Konzept hierzu wurde im Rahmen des 2013 mit dem Demografie Exzellenz Award ausgezeichneten Projektes QWing 50+ erprobt.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. habil. Monika Auweter- Kurtz leitet das Steinbeis- Transfer-Institut und das Steinbeis- Innovationszentrum Akademie für Luft- und Raumfahrt German Aerospace Academy (ASA). Das Unternehmen bietet berufsbegleitende Kompetenzstudiengänge vom Bachelor bis zur Promotion sowie Zertifikatslehrgänge und Seminare für unterschiedliche Qualifikationsstufen und Vorbildungen an. Neben technischer Weiterbildung beinhaltet das Schulungsangebot auch Themen des Managements und der Chancengleichheit.

Prof. Dr.-Ing. habil. Monika Auweter-Kurtz
Steinbeis-Transfer-Institut Akademie für Luft- und Raumfahrt
German Aerospace Academy (ASA) (Stuttgart)

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