Was ist das Neue wert?

Rückblick Steinbeis Innovations-Arena 2015

Die Innovationskraft und damit die Wettbewerbsfähigkeit wird in Zukunft mehr denn je bestimmt von der Bereitschaft und Fähigkeit der Unternehmen wie Mitarbeiter zu Mehrwert-schaffendem Neuen. Der Steinbeis-Verbund stellt sich dieser Herausforderung in vielfältiger Weise. So gab die Publikation „InnovationsQualität. Über den Wert des Neuen“ (Steinbeis-Edition 2014) den Impuls für die Steinbeis Innovations-Arena 2015 am 22. April im Eventcenter SpardaWelt in Stuttgart, die die Frage stellte: Was ist das Neue wert? Zum Wettbewerb der Argumente trafen sich 11 Diskutanten aus Unternehmen, Verbänden, Universitäten, Hochschulen, zwei Gewinner des Online- Planspiels „Jugend gründet“ und rund 200 Gäste. Veranstalter waren Steinbeis und der Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie, LVI. Inhaltliche Konzeptionspartnerin war Beate Wittkopp (Steinbeis-Transferzentrum TransferWerk-BW). Durch die Arena führten die Moderatoren Marcel Wagner (BR/Regio TV) und Tina Kraus (SWR).

Innerhalb der EU steht Baden-Württemberg in Sachen Innovationskraft auf dem ersten Platz. Aber – und dieser zweite Blick ist wichtig – nur 28% des Mittelstands investieren gezielt in Innovationen, Tendenz sinkend.

Wird mit dem Begriff Innovation also zu inflationär umgegangen? Die Diskussion des Begriffs als Einstieg in die Arena zeigte viele Facetten auf und machte deutlich, dass die Weichen für die Entdeckung des Neuen bereits in der Ausbildung gestellt werden, wobei die reine Wissensvermittlung der schöpferischen Kraft und Bedeutung der Bildung nicht gerecht wird. Erst die Anwendung bringt die Kompetenz und weckt den Geist des Entrepreneurships. Nicht früh genug können daher Anreize wie beispielsweise der Online-Wettbewerb „Jugend gründet“ die Kreativität der Jugendlichen herausfordern und damit den entscheidenden Anstoß für neue Ideen auch gegen den Widerstand der etablierten Akteure liefern. In der Ausbildung als auch im Berufsleben muss daher der Kompetenzausbau als zentrales Anliegen fest integriert sein, um in der Dynamik des Wandels Neues kreieren zu können. Denn der Ruf nach radikalen Innovationen ist lauter denn je, die Schlagzahl der Umbrüche und Veränderungen scheint höher als je zuvor zu sein.

Im Anschluss daran stellten sich die Diskutanten der grundlegenden Frage, ob denn Innovationsfähigkeit eine Frage des Geldes ist. In dieser Runde wurde deutlich: Innovation fängt zuallererst beim einzelnen Menschen an. Die individuellen Stärken eines Mitarbeiters werden laut einer Gallup-Studie von 2009 im Alltag vieler Unternehmen nur zu 30% genutzt. Das Management muss den Mitarbeitern Raum zur kreativen Entfaltung bieten. Außerhalb der üblichen Arbeitsprozesse, denn planbar - „auf Knopfdruck“ - entstehen Innovationen allenfalls in Ausnahmen, das unterstrich auch das Publikum der Arena mit seinem Votum.

Was zeichnet nun ein innovatives Unternehmen aus? Entscheidend für die Innovationsfähigkeit ist nicht die Größe, sondern die Unternehmenskultur und Aufbruchstimmung, sich risikobereit und offen neuen Herausforderungen zu stellen. Erst der Regelbruch macht die Bahn frei für gute Ideen und neue Geschäftsmodelle. Das bedeutet oft nicht weniger als einen Paradigmenwechsel in eine neue Arbeitskultur hin zu Ressourceful Humans. Dieser Ansatz stellt nicht die Technik, sondern den Menschen und das Vertrauen auf seine intuitiven Fähigkeiten in den Mittelpunkt. Das bedeutet für ein Unternehmen auch, neue Talentanalysen im Recruiting anzuwenden. Der Teamdiversität kommt dabei hohe Bedeutung im Innovationsgeschehen zu. Wissen und Ideen müssen schnell und hierarchieübergreifend kommuniziert und bis zur direkten Umsetzung agil gemanagt werden, gut möglich auch in separaten Ausgründungen außerhalb des Unternehmens. Ein mögliches Scheitern sollte nicht Bremse, sondern Expertise für neue Projekte sein.

Innovation gilt als Wettbewerbsfaktor – Unternehmen werden an der Qualität ihrer Produkte und Dienstleistungen gemessen. Das gesamte Wertschöpfungsnetzwerk muss im internationalen Wettbewerb bestehen. Der technologiegetriebene Wandel verändert die Arbeitswelt und die Gesellschaft. Informationen und Daten werden zum wichtigen Rohstoff und die Software-Entwickler die Tüftler der Zukunft. So steigern einerseits die zunehmend Software-getriebenen Prozesse die Komplexität und die Dimensionen, auf der anderen Seite nehmen Menschen eine Schlüsselrolle ein, die querdenkend und übergreifend Schnittstellen und Potenziale erkennen und überzeugend vernetzen können, zwischen Unternehmen, Partnern und Kunden. Denn eine „echte“ Innovation ist nicht auf Produktionsprozesse beschränkt. Es zählen nicht nur greifbare Produkte, sondern auch die Komplexität. Interdisziplinäre Expertise kann so über neue Interpretationen in innovative Projekte münden, anschaulich dargestellt in der Arena-Diskussion am Transfer-Beispiel zwischen Stadiondachkonstruktion und Fahrzeugkonzept für ein Elektromobil.

Die Schlussrunde schließlich stellte die Frage: Innovation und Qualität – ein kreatives Spannungsfeld? Und wann hat denn nun eine Innovation Qualität? Nur ein Mindestmaß an kreativem Chaos, Vision und Neugier, Mut und Drang lässt Ideen zu Innovationen wachsen. Die Innovation muss dann zum richtigen Zeitpunkt auf den Markt und dort bestehen. Dabei zeigt sich gerade in der Entscheidung für das geeignete Geschäftsmodell die Bedeutung des Qualitätsmanagements für eine nachhaltige Geschäftsentwicklung. Kennzahlen und Ziele können dann als Leitplanken dienen.

Die Steinbeis-Arena zeigte lebhaft die besondere Expertise und Innovationsfreude der Diskutanten und lebhaft die Aktualität des Themas auf. Nicht nur das außergewöhnliche Format, sondern auch die intensive Diskussion überzeugten gleichermaßen und machten das Interesse an einer Fortführung deutlich. Die Arena will daher Auftakt für eine Online-Diskussion und ein kreatives und interdisziplinäres Netzwerk zum Innovationsgeschehen sein: Beiträge, Meinungen, kritische Betrachtungen können von nun an inq@steinbeis.de gesandt werden und stellen den Ausgangspunkt für eine Diskussionsplattform dar.

Kontakt

Der Mitschnitt der Steinbeis Innovations-Arena steht in voller Länge in der Steinbeis-Mediathek unter www.steinbeis-innovationsarena.de bereit.

Beate Wittkopp
Steinbeis-Transferzentrum TransferWerk-BW (Schönaich)
beate.wittkopp@stw.de

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