Der virtuellen Kriminalität auf der Spur

BMBF fördert Forschungsprojekt eines Projektteams mit Steinbeis-Beteiligung

Das Wachstum des E-Commerce war einer der Konsumtrends der letzten Jahre. Parallel zum Wandel im Einkaufsverhalten vieler Deutscher haben sich auch die kriminellen Begleiterscheinungen verändert: Nachdem anfänglich vor allem dem Misstrauen gegenüber Versandhandelsanbietern nachgegangen wurde und datenschutzrechtliche Zweifel im Fokus standen, gewinnen aktuell Betrugsvorkommnisse zu Lasten der Anbieter an Bedeutung. Dabei geht es vor allem um Zahlungen, die entweder gar nicht erfolgen oder mit illegal erworbenen Zahlungsmitteln getätigt werden. Gefördert durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) wird die School of Governance, Risk & Compliance (School GRC) der Steinbeis-Hochschule Berlin gemeinsam mit der Universität Göttingen sowie der Zalando SE dieses Thema in den kommenden drei Jahren näher untersuchen.

Die zum Kauf verwendeten Identitäten sind oft gestohlen oder gefälscht und führen zu erschwerten Bedingungen bei den Ermittlungen und der Strafverfolgung. Im Hinblick auf Organisierte Kriminalität (OK) zeigt das Bundeslagebild des BKA, dass insbesondere Eigentums- und Vermögensdelikte im weiteren Sinne (inklusive Internet- und Geldkartenbetrug) nicht nur eine wichtige, sondern eine in den letzten Jahren an Bedeutung gewinnende Einnahmequelle sind (Bundeslagebild Organisierte Kriminalität, 2013). Ein gesondertes Lagebild über bandenmäßigen Betrug im Onlinehandel existiert jedoch nicht.

Dieser bisher von der Forschung weitestgehend vernachlässigten Thematik widmet sich seit Beginn des Jahres das Verbundforschungsprojekt „ABBO – Analyse und Bekämpfung von bandenmäßigem Betrug im Onlinehandel“, das neue Sicherheitslösungen für die Analyse und Bekämpfung von bandenmäßigem Betrug im Onlinehandel erforschen wird. Der systematische Ansatz des Vorhabens verbindet technische, rechtliche und kriminalistische Aspekte. Der School GRC mit ihrem langjährigen Themenhintergrund zu Wirtschaftskriminalität und ihren Projektpartnern ist es gelungen, mit dieser Forschungsidee im Rahmenprogramm „Forschung für die zivile Sicherheit“ Drittmittel des BMBF einzuwerben. Projektträger im Auftrag des BMBF ist die VDI Technologiezentrum GmbH.

Unter der Leitung von Verbundkoordinator Prof. Dr. Konrad Rieck (Universität Göttingen) übernimmt die School GRC das Teilvorhaben der Hintergrund- und Dunkelfeldforschung und wird in diesem Zusammenhang ein aktuelles Risikolagebild erstellen, das für die Experten des Instituts für Informatik der Universität Göttingen den Grundstein zur Programmierung und Entwicklung einer Analyseplattform legt. Die Vorarbeit der School GRC wird die empirischen Aussagen über Betrugsdelikte im Onlinehandel erforschen. Die daraus gezogenen Schlüsse sind notwendig, um tatsächliche Aussagen zur strukturellen Verbreitung tätigen zu können und die Analyseplattform entsprechend einzustellen. Die Analyseplattform ist der technische Kern des Vorhabens und hat die frühzeitige Erkennung von Betrugsfällen sowie die Echtzeit-Risikobewertung für die Händler zum Ziel. Allerdings soll die Plattform nicht nur die Onlinehändler effektiver schützen: Das Projekt sieht außerdem vor, die relevanten Informationen der polizeilichen Ermittlungsarbeit und der strafrechtlichen Verfolgung zur Verfügung zu stellen. Um ungewöhnliche Muster aufzuspüren, arbeitet die Plattform mit unterschiedlichen interdisziplinären Forschungsfeldern und pseudonymisierten Bestelldaten. Die Verwendung pseudonymisierter Daten gewährleistet parallel den nötigen Datenschutz, da die betroffenen Daten nur für den jeweiligen Onlinehändler einsehbar sind. Die Zalando SE als größter Onlinehändler Deutschlands ermöglicht es, den Lösungsansatz in einer Realumgebung zu erproben und damit eine Aussage darüber zu treffen, ob die Analyseplattform erfolgreich ist und zukünftig wirtschaftlich verwendet werden kann. Als assoziierte Partner treten zudem die Heinemann SE & Co. KG und die Polizeidirektion Göttingen auf.

Der Start des Projekts im Februar war vielversprechend: Gleich zu Projektbeginn wurde ABBO zum „Projekt des Monats“ im Bundesministerium für Bildung und Forschung gewählt.

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