Bienen machen Schule

Steinbeis unterstützt projektorientiertes Lernen

Bienen sind für viele Menschen emotional besetzt – als Inbegriff einer scheinbaren ländlichen Idylle oder aber der Angst vor schmerzhaften Stichen wegen, über die Süße des Honigs oder den Duft des Wachses. Gleichzeitig sind Bienen nach Rind und Schwein das drittwichtigste Nutztier. Nicht des Honigs wegen, sondern als Bestäuber: Äpfel, Kirsche, Gurke und viele andere Nutzpflanzen sind auf bestäubende Insekten angewiesen. Und nicht zuletzt kann von den sozialen Insekten auch was das Zusammenleben angeht viel gelernt werden. Das hat das Singener Friedrich-Wöhler-Gymnasium (FWG) früh erkannt, in einer Imker-AG betreuen Schüler daher seit fünf Jahren eigene Bienen. Steinbeis unterstützt das Projekt.

Die Singener Pädagogen sind nicht die einzigen, die das pädagogische Potenzial der Bienenzucht erkannt haben. „Bienen machen Schule“ hieß eine bundesweite Tagung, bei der Bettina Laurer, Projektleiterin der Bienen-AG am FWG, im Sommer mit anderen Bienen züchtenden Schulen in Austausch kam. Allen Teilnehmern gemein war die Überzeugung, dass an, von und mit diesen Insekten viel gelernt werden kann und Bienenhaltung an Schulen wieder mehr zum Regelfall als zur Ausnahme werden sollte. Denn Bienen sind als Haustiere intensiv und leicht beobachtbar und analytisch zugänglich. In den Superorganismus Bienenvolk kann hineingeschaut werden, ohne ihn vorher töten zu müssen. Gleichzeitig haben Honigbienen aber auch Wildtiercharakter behalten und wären ohne das Problem des Parasitenbefalls durch die Varroamilbe nicht auf die Fürsorge durch Menschen angewiesen. Dies alles macht sie für schulische Bildung mit Kopf, Herz und Hand so interessant.

Horst Scheu, Rektor des FWG und Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Didaktik der Technik und der interdisziplinären Naturwissenschaften, und Bettina Laurer wollen den Schülern deutlich machen, wie vielfältig der Nutzen von Bienen und Bienenprodukten ist. Und genauso vielfältig ist die mögliche Einbettung von Bienenthemen in den Unterricht. Honig, Bienenharz (Propolis) und Gelee Royal beispielsweise haben medizinisches Potenzial, vor allem Propolis mit seiner antibiotischen Wirkung eignet sich für mikrobiologische Versuche im schuleigenen Labor des Friedrich-Wöhler-Gymnasiums. Durch die Analyse des Pollens im Honig wird für die Schüler außerdem die intensive Verflechtung eines Bienenvolkes mit der Umgebung im Mikroskop sichtbar. Der soziale Aspekt von Bienenvölkern wird deutlich, wenn Schüler in Schaubienenkästen Einblick in den Organismus eines Bienenstaates bekommen. Sogar betriebswirtschaftliche Aspekte können integriert werden, beispielweise über Schulimkereien, die als genossenschaftliche Schülerfirmen organisiert sind.

Die Projektgruppe am FWG hofft auch, durch die schulische Arbeit mit Bienen dazu beizutragen, die weitgehend nur noch grüne Landschaft durch nektartragende Blüten wieder bunt zu machen. Denn das ist die Lebensgrundlage für alle blütenbesuchenden Insekten, die es schwer haben in einer Landschaft, in der Mais bis zu 80 % der Anbaufläche besetzt. Hier gibt es Ansatzmöglichkeiten zur Kooperation mit Landwirten und Kommunen, so dass Schüler konkret etwas bewirken können: etwa über die durchwachsene Silphie als blühende Alternative zu Mais als Energiepflanze, über blühende Ackerrandstreifen oder Wildblumenflächen in Parks.

Steinbeis unterstützt den Stützpunkt Naturwissenschaft und Technik am Friedrich-Wöhler-Gymnasium, der neben einem Schülerlabor modernste naturwissenschaftliche Fachräume und eine Fachbibliothek beherbergt. Der Stützpunkt ermöglicht den Schülern praktisches und projektorientiertes Lernen im schulischen Alltag und ergänzt das naturwissenschaftlich-technische Bildungsangebot des Gymnasiums.

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