Luft- und Raumfahrt - Ideengeber für Baden-Württemberg

TRANSFER im Gespräch mit Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers

Herr Dr. Ahlers, das Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg e.V. wurde 2005 gegründet. Was waren die Beweggründe?

Die Unternehmen der Luft- und Raumfahrt suchten nach einer effizienten Interessensvertretung gegenüber der Landesregierung und nach einer Plattform für den Informations- und Erfahrungsaustausch. Mit der Gründung eines eingetragenen Vereins konnten wir eine Identität für die Branche schaffen, zudem ermöglichte die enge Anbindung an den Landesverband der Baden- Württembergischen Industrie e.V. (LVI) eine Mitwirkung in dessen Gremien und die Nutzung des LVI-Netzwerks. So können wir die Belange der Querschnittstechnologie Luft- und Raumfahrt über mehrere Kanäle streuen.

Gab es konkrete Ziele bei der Gründung des Branchennetzwerks?

Ein großes Ziel war von Beginn an, die enge Vernetzung von Industrie und Wissenschaft zu fördern. Ein Kooperationsvertrag mit der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik und Geodäsie der Universität Stuttgart und die Mitgliedschaften des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Stuttgart und Lampoldshausen sowie der Steinbeis-Stiftung legten die Grundsteine dafür. Zwischenzeitlich kamen verschiedene Fraunhofer-Institute und Hochschulen dazu. Das Forum LR BW war schon vor der Diskussion um Cluster ein „echtes“ Netzwerk.

Was sind wesentliche Charakteristika der Luft- und Raumfahrtindustrie?

Die Luft- und Raumfahrt ist im Vergleich zur Automobilindustrie eine relativ kleine Branche und obwohl das Geschäft international ist, kennen sich die Akteure. Trotz Wettbewerbsdruck herrscht eine „familiäre Stimmung“. Die Luft- und Raumfahrt ist stets im Wandel und auf der Suche nach neuen Innovationen. Kennzeichnend ist die Verbindung verschiedener Technologien. Zulieferunternehmen nutzen ihre Kompetenzen aus der Automobilindustrie, der Textilindustrie, der Medizintechnik, der Informations- und Kommunikationstechnik und dem Werkzeugmaschinenbau für eine weitergehende Wissensverwertung. Die Erkenntnisse aus den unterschiedlichen Branchen flossen in die Entwicklung und die Fertigung neuer Flugzeuge oder Satelliten ein, bzw. wirkten auf diese wieder zurück. Zudem entstehen neuartige Anwendungen – denken Sie an den Einsatz von Geoinformationen durch die Satellitentechnik in Kombination mit der Sensorik in Landmaschinen mit dem Erfolg wesentlicher Effizienzsteigerung. Ein weiteres Merkmal ist der hohe Bedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Durch das extreme Wachstum der vergangenen Jahre entstand ein enormer Bedarf an Fachkräften.

Welche Technologien und Anwendungen werden in den kommenden Jahren in der Luft- und Raumfahrt an Bedeutung gewinnen?

Die Luft- und Raumfahrt ist sehr vielseitig, die Trends ebenso. Ein großes Thema ist die Reduzierung der CO2-Belastung, daher müssen Flugzeuge leichter und effizienter werden. Wir sprechen dann gerne auch von dem „greener aircraft“. Der Einsatz von Leichtbaumaterialien wird steigen. Ähnlich, wie in der Automobilbranche, ist die Elektrifizierung des Antriebs ein Thema. Eine spannende Entwicklung zeichnet sich beim unbemannten Fliegen, sogenannten UAVs ab. Die Einführung des europäischen Satellitennavigationssystems Galileo wird zahlreiche neue Anwendungen hervorbringen und vorhandene optimieren. Zu nennen sind hier beispielhaft die Land- und Forstwirtschaft, die Vermessung, Katastrophendienste oder Verkehrsleitsysteme. Die Raumfahrt gewinnt Durch den Klimawandel an Bedeutung, vor allem Klima- und Umweltsatelliten werden stark nachgefragt.

Sie erwähnten den Fachkräftemangel, wie können die baden-württembergischen Unternehmen diesem entgegenwirken?

Es gibt kein Patentrezept. Wir versuchen als Verband die Nachwuchsarbeit zu stärken. Anfang Oktober fand mit der „Mission Zukunft: Von Baden-Württemberg ins All“ der erste Raumfahrttag Deutschlands in Stuttgart statt. Gemeinsam mit unseren Mitgliedern haben wir versucht, Schülerinnen und Schüler in einem attraktiven Workshop- Programm für die Luft- und Raumfahrt zu begeistern. Zudem haben wir im November gemeinsam mit der Steinbeis-Hochschule Berlin auf dem Flugfeld Böblingen/Sindelfingen gen eine Akademie für Luft- und Raumfahrt gegründet – die German Aerospace Academy (ASA) – um ein zielorientiertes Weiterbildungsangebot für die Branche zu schaffen.

Kontakt

Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg (Ostfildern)
info@lrbw.de

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