In der deutschen Wirtschaft sind über 80 Prozent der Mitarbeiter, gemessen an ihren Potenzialen, eher unterfordert. Zwei Drittel der Personalverantwortlichen sind der Auffassung, dass die vorhandenen Potenziale der Mitarbeiter nicht genutzt werden. Johannes Klingele, Student der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) und Einkaufsleiter bei der Mahle Ventiltrieb GmbH im Werk Zell i. W., untersuchte in seinem Bachelor-Projekt anhand betriebswirtschaftlicher Kennzahlen auf Basis einer modifizierten Balanced Scorecard den Nutzen von Mitarbeiterpotenzialen.
Die Nichtnutzung von Potenzialen der Mitarbeiter ist eine Fehlinvestition und verringert die Marktchancen eines Unternehmens. Dies wird besonders deutlich, wenn ein Unternehmen in Krisensituationen auf die Nutzung vorhandener Mitarbeiterpotenziale angewiesen ist. Die Projektergebnisse von Johannes Klingele liefern den Unternehmen eine Grundlage, um Maßnahmen zur Kompetenzerweiterung der Mitarbeiter gezielt einzusetzen und eine bestmögliche Förderung zu gewährleisten. Für das Unternehmen bedeutet dies einen Wertzuwachs des Mitarbeiters.
Klingeles Ergebnisse veranlassten den Lehrstuhl der Steinbeis-Hochschule für Organisations- und Personalentwicklung von Dr. Wolfgang Nauendorf ein Forschungsprojekt als Folgeprojekt der Bachelor-Thesis bei der Mahle Ventiltrieb GmbH im Werk Zell im Wiesental durchzuführen.
Im Mittelpunkt steht die Frage, inwieweit sich die gezielte Kompetenzförderung der Mitarbeiter auf den betriebswirtschaftlichen Erfolg des jeweiligen Arbeitsplatzes auswirkt. Dazu wurde ein auf die betrieblichen Belange zugeschnittenes Modell entwickelt. Durch einen Feldversuch in verschiedenen Arbeitsbereichen der beteiligten Partnerunternehmen werden die Variablen festgelegt, die messbar gemacht, validiert und anschließend als Indikator für Transferleistung benutzt werden können. Im letzten Schritt zeigt ein detaillierter Kosten-Nutzen-Vergleich Möglichkeiten auf, die Auswirkung von Maßnahmen zur Kompetenzsteigerung und Potenzialnutzung betriebswirtschaftlich zu bewerten.
Dieses Modell zur permanenten Nutzung von Mitarbeiterpotenzialen beantwortet eine Reihe von Fragen und simuliert verschiedene Lösungsmöglichkeiten: Wie können solche Messmethoden in bestehende Unternehmenskulturen integriert werden? Wie unterscheidet sich das Verhalten der Mitarbeiter je nach Kompetenzgrad voneinander? Welche Phasen müssen bei der Umsetzung beachtet werden? Wie kann mehr als nur „Mittelmaß“ zum Ziel gemacht werden? Wie kann die Umsetzungsgeschwindigkeit beeinflusst werden? Und nicht zuletzt: Wie groß ist der Wertzuwachs des Mitarbeiters in Geldeinheiten, wenn mehr als bisher seine Potenziale nutzbar gemacht werden können?
Bei der Vorstellung des Projektes auf der Messe „Zukunft Personal“ in Köln, Europas größte Fachmesse für Personalmanagement, fanden die Vortragenden Nina Kessler, MBAStudentin der SHB, Johannes Klingele und Dr. Wolfgang Nauendorf nicht nur regen Zulauf und Interesse, auch eine Vielzahl von Unternehmen meldeten sich, um diese Methoden einzusetzen und zu verifizieren.