Kopf in den Sand ist keine Lösung!

Kaum eine Unternehmen bereitet sich ausreichend auf Krisensituationen vor

Aschfahl ist das Gesicht des Firmenchefs: Heinz B., Geschäftsführer eines mittelständischen Maschinenbau-Unternehmens in Süddeutschland (Angaben von der Redaktion geändert), sitzt im Besprechungsraum zwischen engsten Mitarbeitern, seinem Pressesprecher und dem Hausjuristen. Gerade hat er erfahren, dass sein Unternehmen offenbar jahrelang ausspioniert wurde. Ein brandneues Konkurrenzprodukt auf dem Markt entspricht haargenau einem bislang geheimen Projekt aus dem eigenen Hause.

Keiner wagt auszusprechen, was alle denken. Hatte man nicht schon oft das Thema Sicherheit auf der Tagesordnung? Die Computer in der Entwicklungsabteilung zum Beispiel, die mit CD-Brennern und USB-Ports ausgestattet sind und deren Dateien jeder ohne große Probleme anzapfen könnte? Die vielen Praktikanten, die oft wochenlang im Hause beschäftigt waren, aber deren Herkunft eigentlich niemanden interessierte? Den Entwicklungschef, der vor einem halben Jahr plötzlich gekündigt hatte – und dann bis zu seinem Ausstand oft nächtliche Überstunden machte? All das war schon thematisiert worden, der Chef hatte die Warnungen aber nie ernst genommen.

Die Wirtschaftsspionage auf der einen Seite, der drohende Imageverlust auf der anderen. Was, wenn die Medien Wind bekommen von diesem Fall? Wie wird die Öffentlichkeit reagieren – und wie die Kundschaft? Eine Blamage droht, schlimmer noch: ein finanzieller Schaden, der vermutlich in die Millionen geht. Verzweifelt hat der Pressesprecher beim Steinbeis-Transferzentrum Communication, Safety & Security nach Unterstützung in der heiklen Lage gesucht. Hier werden sich professionelle Problemlöser dem Unternehmen annehmen. Risikoanalyse, interne und externe Ermittlung, Ausschalten aller Sicherheitslücken und vor allem: Krisenkommunikation.

Niemand ist vor Krisen gefeit. Weder Wirtschaftsunternehmen, noch die Politik, Verbände oder Einzelpersonen. Jeder, der irgendwie im Licht der Öffentlichkeit steht ist gefährdet, in Krisen zu stürzen. Die Großen trifft es naturgemäß immer wieder. Siemens, VW, Daimler, Vattenfall – sie stehen ständig im Fokus der Medien. Vor allem, wenn eine Krise der anderen folgt und das Management Schwächen zeigt.

Liegt es an den festen, wenig flexiblen Strukturen in den Konzernen? An der offenkundigen Distanz der Entscheider „ganz oben“ zu denen an der Basis, die den Finger eher am Puls der Öffentlichkeit haben? Oder bringen Krisen die Unternehmensführer derart aus dem Gleichgewicht, dass von „guter Pressearbeit“ im Ernstfall kaum mehr die Rede sein kann? Wer in der Krisenkommunikation versagt, schädigt sein Image. Beschädigtes Image schadet der Marke und damit dem Unternehmen. Wirtschaftliche Verluste sind fast immer die Folge.

„Viele Firmenchefs wollen angesichts drohender Krisen am liebsten den Kopf in den Sand stecken,“ weiß Stephan Schlentrich, Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Communication, Safety & Security. Abtauchen, abwarten und verzweifelt versuchen, Fehler und Fehlverhalten vor der Öffentlichkeit zu verbergen, lautet dann die Devise.

Allerdings bleibt in der vielschichtigen und vernetzten Mediengesellschaft von heute fast nichts geheim. Wie auch? Feuer, Unfälle, Produktrückrufe, Korruption, Erpressung, Lebensmittelskandale oder Personalstreitigkeiten – all das sind klassische Krisen - Auslöser und Themen von besonderem öffentlichem Interesse. Die Medien reißen sich um solche Storys und die Verantwortlichen werden einer peniblen Prüfung unterzogen. „Es gibt immer wieder Versuche, die Presse abzulenken oder auf eine falsche Fährte zu schicken,“ berichtet Stephan Schlentrich. Doch wenn sich Journalisten erst einmal in eine Geschichte „verbissen“ haben, ist es nur eine Frage der Zeit, bis Fakten ans Licht der Öffentlichkeit geraten.

Schlentrich kennt solche Fälle aus eigener Erfahrung. Er hat als investigativer Fernsehjournalist 23 Jahre für die ARD gearbeitet, unter anderem als Redakteur des Politik-Magazins „REPORT Mainz“. Als Krisenreporter berichtete er für Tagesschau und Tagesthemen aus Bagdad, dem Mittleren Osten und nach dem Tsunami aus Thailand. Schlentrich arbeitet mit einer Reihe von ausgewiesenen Experten in seinem Zentrum.

Im Fall der Wirtschaftsspionage beim süddeutschen Maschinenbauer wird das Unternehmen erst einmal „sicher“ gemacht, weiterer Wissensabzug muss verhindert werden. Beliebte Angriffsziele – Computernetzwerke und sämtliche Kommunikationsanlagen – werden von den Spezialisten auf Manipulationen oder Eindringversuche überprüft, die Zugangssysteme des Werks und der Bürogebäude kommen kritisch unter die Lupe. Die Arbeit konzentriert sich aber auch auf den ehemaligen Chefentwickler, der im Verdacht steht, die geheimen Konstruktionszeichnungen mitgenommen zu haben. Innerhalb kurzer Zeit wird für das Unternehmen ein neues Sicherheitskonzept entwickelt, das den Aufbau eines firmeneigenen Krisenteams einschließt. Zusammen mit dem Kunden erarbeitet das Steinbeis-Team individuelle Krisenmanagement- und Kommunikationsstrategien. „Schubladenlösungen gibt es genügend auf dem Markt. Die passen für alle – oder auch für keinen,“ so Schlentrich.

Die Experten des Steinbeis-Transferzentrums CSS legen neben der gründlichen Analyse vorhandener Unternehmensstrukturen und des Risikopotenzials vor allem Wert auf prophylaktisches Krisenmanagement. Besonders effektiv kann das CSS-Team arbeiten, wenn es von Kunden gerufen wird, die sich auf den Ernstfall vorbereiten, sich vor ihm schützen wollen. Die Philosophie der Sicherheits-Profis: Krisen, vor allem Kommunikationskrisen, dürfen erst gar nicht entstehen!

Wie man mit hartnäckigen Journalisten umgeht, sich bei unfairen Angriffen argumentativ zur Wehr setzt und auch in der Krisensituation „bella figura“ macht, vermittelt das Medien- und Krisenkommunikationstraining des Steinbeis-Transferzentrums CSS. Firmenchefs, Manager, Öffentlichkeitsarbeiter und Pressesprecher werden anhand realistischer Krisenszenarien ins Schwitzen gebracht, stehen „echten“ Journalisten und Kamerateams im Ambiente eines mobilen Fernsehstudios gegenüber.

Ab Januar 2008 bietet das Transferzentrum ein „Hostile Environments Training“ in Deutschland an, das für alle Firmen und Organisationen mit Auslandskontakten interessant ist. Manager, Techniker, Journalisten, NGO-Mitarbeiter sollen professionell auf den Einsatz im Ausland und in weltweiten Risikogebieten vorbereitet werden: Einführungen in fremde Kulturen, Erste Hilfe, Verhalten an militärischen Checkpoints, Gefahrenerkennung, Evakuierung bis hin zur psychologischen Vorbereitung auf Extremsituationen wie Entführungen sind nur einige Programmpunkte des 5-Tage-Trainings. Kulturwissenschaftler, Ausbilder von Spezialeinheiten der Polizei und Militärs, Mediziner, Psychologen und erfahrene Sicherheitsexperten gehören zum festen Trainerstamm.

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