Entwicklungskonzept für den Rheinhafen Karlsruhe
Tiefgreifende Veränderungen im Güterverkehr und in der Logistik haben sich auch auf die Binnenschifffahrt und die Binnenhäfen ausgewirkt. Das zeigt sich an den Überkapazitäten an Schiffsfrachtraum, der zunehmenden Verödung von Flächen in den Häfen als Folge von Betriebsstilllegungen und -verlagerungen, an strukturellen Veränderungen des Leistungsangebotes in den Binnenhäfen sowie an der verstärkten Fremdnutzung von Hafenflächen für Wohnungen und Freizeiteinrichtungen. Vor diesem Hintergrund hat die Karlsruher Versorgungs-, Verkehrs- und Hafen GmbH – Geschäftsbereich Rheinhäfen (KVVH GmbH) das Steinbeis-Innovationszentrum Logistik und Nachhaltigkeit aus Sinsheim beauftragt, eine langfristige Hafenentwicklungskonzeption zu erarbeiten.
Die Ausgangsbasis bildete die im Rahmen der Fortschreibung des Generalverkehrsplans Baden-Württemberg erstellte Grundlagenuntersuchung zu einem Binnenschifffahrts- und Hafenkonzept. In dieser Untersuchung wurden für die Hafenregion Karlsruhe/Wörth Zuwachspotenziale von über 80% bezogen auf das Jahr 2025 prognostiziert. Mit dem Hafenentwicklungskonzept sollten die Steinbeis-Experten die Rahmenbedingungen für die Abwicklung des zukünftigen Güterverkehrsaufkommens schaffen.
Die Konzeption soll außerdem einen Beitrag dazu leisten, das Profil der Rheinhäfen als Standort für Industrie und Logistik nachhaltig zu stärken und Raum für Unternehmen mit entsprechendem Wertschöpfungspotenzial zu schaffen. Zu Projektbeginn wurde eine Detailanalyse des Hafens, seiner Anlieger und der vorhandenen Suprastruktur erstellt. Der Status quo des Hafenstandorts Karlsruhe wurde anhand von Eckdaten zu allgemeinen Standortmerkmalen und prognostizierten Entwicklungstendenzen dargestellt. Ein wichtiges Element der Analysen waren Expertengespräche mit Unternehmensvertretern. Im Anschluss daran wurden die Problembereiche der Unternehmen am Hafenstandort Karlsruhe identifiziert. Hierzu gehörte die betriebliche und infrastrukturelle Situation des Hafens sowie die generelle verkehrliche Erschließung. Den Schwerpunkt des dritten Aktionsfeldes bildete die Erarbeitung von konkreten Handlungsempfehlungen im Sinne einer langfristig angelegten Hafenentwicklungskonzeption.
Das Steinbeis-Team kam zu dem Schluss, dass die Nutzbarmachung entsprechender (Frei-)Flächen von zentraler Bedeutung ist, um das für den Rheinhafen Karlsruhe prognostizierte Güteraufkommen bewältigen zu können. Die Analysen hatten gezeigt, dass im gesamten Hafen nur wenige Areale vorhanden sind, die gewerblich genutzt werden können. Verschiedene Ansatzpunkte helfen bei der Schaffung von Flächen, beispielsweise die Fortsetzung des offensiven Flächenmanagements der Hafendirektion. Ein weiterer Aspekt betrifft Gespräche mit Hafenanliegern, die bislang keinen Güterumschlag aufweisen. Ihnen sollten Möglichkeiten zur Verlagerung ihrer Unternehmen an Alternativstandorte aufgezeigt werden. Von zentraler Bedeutung ist jedoch die Reaktivierung von verschiedenen (Brach)-Flächen innerhalb der Hafenareale.
Auch die Etablierung innovativer Dienstleistungsangebote im Bereich des kombinierten Verkehrs Straße/Binnenschiff stärkt den Rheinhafen. So können durch eine Kooperation mit den Nachbarhäfen Strasbourg/ Lauterbourg und Wörth entsprechende Angebote am Markt platziert werden. Ziel dieser Maßnahme sollte u.a. sein, den Containerverkehr im Rheinhafen Karlsruhe nicht nur langfristig zu sichern, sondern das Containeraufkommen in den kommenden Jahren sukzessive zu steigern. Die Realisierung des auf französischer Seite geplanten Projektes Saône- Mosel/Saône-Rhein soll ab dem Jahr 2025 den Mittelmeerraum über die Rhône mit dem Rhein und der Mosel verbinden. Das Kanalprojekt würde eine neue Verbindung über die Binnenwasserstraße in Richtung Süden und die Mittelmeerländer schaffen. Im Falle der Umsetzung dieses Vorhabens lassen sich für den Rheinhafen Karlsruhe weitere Entwicklungsperspektiven nicht nur durch die Aufnahme neuer Verkehrsbeziehungen, sondern auch durch die Schaffung von Dienstleistungen in der Lagerund Kontraktlogistik aufzeigen.
Mit dem Rheinhafen Karlsruhe verfügen Stadt und Region nicht nur über eine wichtige logistische Schnittstelle, sondern auch über eine Vielzahl an innovativen und international ausgerichteten Gewerbe- und Industriebetrieben, die von dort aus ihre Geschäftsaktivitäten steuern. Darüber hinaus leisten die Unternehmen im Rheinhafen einen wichtigen Beitrag zur Sicherung und Schaffung von Arbeitsplätzen. Vor diesem Hintergrund empfehlen die Steinbeis-Experten, den Rheinhafen Karlsruhe als bedeutenden Wirtschaftsfaktor weiter auszubauen und seine Standortvorteile nachhaltig zu stärken.