Mehr Effizienz durch Cloud-Computing

Prozessmanagement in kollaborativen Netzwerken

Innerhalb des EU-geförderten Projekts GloNet arbeitet ein Netzwerk aus kleinen und mittelständischen Unternehmen aus der Solarbranche daran, seine Leistungsfähigkeit durch Cloud-Dienstleistungen zur Abwicklung der globalen Geschäftsprozesse zu verbessern. Aufgabe des Steinbeis-Transferzentrums Management – Innovation – Technologie (MIT) ist es, standardisierte Geschäftsprozesse für kollaborative Unternehmensnetzwerke zu definieren, die auf kundenspezifische Produkte und Dienstleistungen ausgelegt sind.

Das Management kollaborativer Netzwerke kann durch ein globales Prozessmanagement als koordinierende Funktion gelingen. Innerhalb des EU-Projektes „GloNet – Glocal enterprise network focusing on customer- centric collaboration” (vgl. Kölmel, Bernhard [2011]: GloNet – STREP-Proposal ICT Call 7) werden Geschäftsprozesse durch Cloud-Lösungen gesteuert und in einem Netzwerk kleiner und mittelständischer Unternehmen für die Planung, Realisierung und den Betrieb kundenspezifischer Solarparks umgesetzt.

In der Fertigung herrscht ein wachsender Trend zu hochgradig individualisierten Produkten, bis hin zur Einzelstückfertigung. Diesen Trend beschreibt der Begriff der individuellen Massenfertigung (mass customization): ein Designprozess unter Mitwirkung des Kunden, bei dem Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden, die genau auf die Bedürfnisse des Kunden abgestimmt sind.

Herausforderungen ergeben sich für solche Fertigungsumgebungen einerseits durch die Ansprüche komplexer technischer Infrastruktur aber auch durch die Ansprüche eher traditioneller komplexer Produkte, wie beispielsweise individualisierte Küchen:

  • Die Herstellung dieser Produkte verlangt Kompetenzen und Ressourcen, die einer einzelnen Firma nicht ohne Weiteres zur Verfügung stehen. Die Lösung sind kollaborative Netzwerke zwischen Firmen.
  • Die meisten Betriebe arbeiten innerhalb eines engen Lösungsrahmens, der von stabilen, wenn auch flexiblen und reaktionsschnellen Prozessen bestimmt wird, die in hohem Maße von IKT-Support profitieren.
  • Ein komplexes Mehrlieferanten-Produkt mit einem hohen Grad an Individualisierung profitiert von zugehörigen Dienstleistungen, die schwieriger zu planen und durchzuführen sind als bei standardisierten Massenprodukten.
  • Zur Individualisierung müssen die Empfänger individualisierter Güter ihre speziellen Bedürfnisse und Wünsche als konkrete Produktspezifikation definieren, so dass die Kunden in die Entwicklung der individuellen Lösungen eingebunden werden.

Den vom Hersteller angebotenen Grad der Individualisierung mit den Anforderungen des Kunden in Einklang zu bringen, ist ein entscheidender Faktor für den Erfolg. Kleine und mittelständische europäische Unternehmen erhalten durch angemessene IKT-Support-Umgebungen für die individualisierte Massenfertigung einen klaren Vorteil vor der Konkurrenz, die eher bei der Massenfertigung standardisierter Produkte wettbewerbsfähig sind. Dazu ist ein kollaboratives Netzwerk notwendig.

An dieser Stelle setzt das EU-Projekt GloNet an. Sein Ziel ist die Entwicklung einer innovativen, dynamischen Software-Dienstleistung, um Wissen und Informationen zwischen den Projektpartnern auszutauschen. Diese Dienstleistung soll durch die Cloud zur Verfügung gestellt und ein Arbeitsablauf entwickelt werden, der die Umsetzung der Lösung automatisch überwacht.

Der industrierelevante Use Case im Projekt GloNet findet im Solarparkbau statt. Infranet Partners ist ein Netzwerk kleiner und mittelständischer Unternehmen, das sich auf die Herstellung und Bereitstellung fortschrittlicher Steuerungstechnologien konzentriert. Das Netzwerk wurde 1999 gegründet und umfasst heute rund 20 Partner. Im Bereich Photovoltaik finden Produkte von Infranet Partners weltweit Anwendung bei der Überwachung und Steuerung von Solarparkeinheiten und den damit verbundenen Prozessen.

Um die Kundenzufriedenheit insbesondere hinsichtlich der Qualität und Geschwindigkeit der Umsetzung von Kundenprojekten zu erhöhen, versucht Infranet Partners die Arbeit als kollaboratives Netzwerk zu verbessern. Beispielsweise wird der Kundendienst wie von einer einzigen Organisation angeboten und die Produktpalette unter der Marke Infranet Partners gebündelt.

GloNet bedient sich eines Cloud-basierten Ansatzes bei der Entwicklung von Support-Umgebungen, so dass Support-Dienstleistungen dynamisch erweitert werden können, ohne die unterschiedlichen Nutzer in ihrer Prozessumgebung zu beeinflussen. Dabei werden in GloNet zwei virtuelle Arbeitsräume definiert: Der kollaborative Lösungsraum, in dem Kunden, Hersteller und Lieferanten gemeinsam ein Produkt entwickeln können sowie der Service- und Dienstleistungsraum, über den Kunden während des gesamten Produkt-Lebenszyklusses hinweg Dienstleistungen beziehen können.

Nach dem ersten Jahr des auf insgesamt drei Jahre angelegten Projekts wurde der Grundstein für den kollaborativen Lösungsraum gelegt, indem die Geschäftsprozesse und Szenarien definiert wurden, die zwischen den Partnern des kollaborativen Netzwerks aus Kunden, Produktentwicklern, Herstellern und Produktdienstleistungspartnern ablaufen. Diese Geschäftsprozesse und Szenarien werden jetzt von IT-gestützten Cloud-Unternehmensdienstleistungen auf Basis einer offenen Plattform unterstützt.

Das Steinbeis-Transferzentrum MIT als Experte auf dem Gebiet des Prozessmanagements hat maßgeblich an der Definition der vernetzten Prozesse und deren Abhängigkeiten in global agierenden Unternehmensnetzwerken mitgewirkt. Die daraus entstandenen Business Scenarios bilden nun die Grundlage für die Entwicklung und Implementierung der Software- Lösungen. Im weiteren Verlauf des GloNet-Projekts wird das Steinbeis- Transferzentrum Management – Innovation – Technologie insbesondere den Transfer der Projektergebnisse in Unternehmensnetzwerke übernehmen.

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