„In der Umformtechnik wird die Werkstofffrage entscheidend sein“

Im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Manfred Stilz

Herr Professor Stilz, Ihr Steinbeis-Transferzentrum (STZ) Umform- technik und Arbeitsorganisation an der Hochschule Esslingen hat seinen Sitz mitten in der Region Neckar-Fils, in der Forschung und Entwicklung großgeschrieben werden. Zahlreiche erfolgreiche Mittelständler aber auch Großunternehmen tragen zu einem Innovationsklima bei, das sich sicher auch auf die Arbeit Ihres Steinbeis-Unternehmens auswirkt?

Richtig, es gibt wohl kaum eine Region in Europa mit so einer Dichte von mittelständigen Unternehmen. Dies betrifft sehr stark die Themen Maschinenbau und Fahrzeugtechnik. Viele dieser allgemein wenig bekannten Unternehmen sind global sehr erfolgreich tätig und das geht nur mit technisch aktuellen Spitzenprodukten. Auch mein Steinbeis-Transferzentrum macht momentan den größten Umsatzanteil mit Mittelständlern. Großunternehmen waren dagegen zu Beginn die Umsatzbringer.

Sie sind Prorektor für Forschung an der Hochschule Esslingen, wie sehen Sie die Interaktion mit Steinbeis? Welches sind die Synergien und wo liegen die Perspektiven?


Für die Qualität der Ausbildung an unserer Hochschule ist Steinbeis ohne Einschränkung förderlich. Die Kolleginnen und Kollegen, die ein Steinbeis-Unternehmen leiten, können ihre Leistungen nur im Wettbewerb verkaufen. Das Wissen muss aktuell, „wertvoll“ und praxisorientiert sein. Das wollen wir auch in der Lehre. Für das Thema Forschung die Antwort differenzierter, aktive Steinbeiser sind nicht immer auch noch fleißige Forscher, es gibt Ausnahmen, die sind aber nicht zahlreich. Wir müssen versuchen für beide Einrichtungen win/win-Situationen zu schaffen, da sind wir mit der Steinbeis-Zentrale im Gespräch.

Im Dienstleistungsprofil Ihres Zentrums trifft man auf eine Überraschung: Ihre Schwerpunktthemen liegen auf zwei völlig verschiedenen Gebieten, der Umformtechnik und Arbeitsorganisation. Wie kam es zu diesem Zusammenspiel?

Die Begründung liegt in meiner beruflichen Laufbahn, da waren beide Themen sehr präsent. Im Laufe der Jahre hat sich der Schwerpunkt deutlich zur Umformtechnik verlagert.

Sie haben Ihr Steinbeis-Transferzentrum 1993 gegründet und blicken damit auf eine lange Hochschul- wie auch Steinbeis-Erfahrung. Welche Weiterentwicklungen in der Branche, aber auch innerhalb Ihres Zentrums waren rückblickend ausschlaggebend für die heutige Ausrichtung Ihres Zentrums?

Eigentlich haben sich die Schwerpunkte gar nicht so stark geändert, nur die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit wurde intensiver. Leichtbau, damit sind vor allem Werkstoffe gemeint, war und ist das Thema in der Umformtechnik. Dass man um Gewicht zu bewegen Energie benötigt, galt auch schon früher, keiner wollte viel tanken. Das Thema Fahrzeugsicherheit, Komfort und Fahrzeuggewicht musste und muss austariert werden. Da gehört keine prophetische Gabe dazu, dieses Spannungsfeld wird so bleiben, egal welchen Antrieb das Fahrzeug hat und ob es sich in der Luft, auf der Schiene oder Straße bewegt.

Nach dem Blick in die Vergangenheit, wollen wir auch nach der Zukunft fragen. Welche Herausforderungen sehen Sie kommen, welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

In der Umformtechnik wird die Werkstofffrage entscheidend sein: Die modernen Werkstoffe ob Stahl, Aluminium oder Magnesium haben ein ausgeprägtes Profil bezüglich Vor- und Nachteile bei der Umformung und im Gebrauch. Den richtigen Werkstoff für ein Bauteil zu finden ist nicht trivial, dieser muss ja auch noch möglichst preiswert sein. Sehr spannend sind auch die Alternativverfahren – Kunststoff und Guss. Hier wären jetzt prophetische Gaben nutzvoll.

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