Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Region Neckar-Fils, eingebettet in die Region Stuttgart, ist auf Grund ihrer starken Technologiekompetenz und ihrer abwechslungsreichen Landschaft einer der attraktivsten Standorte in Süddeutschland. Die industriellen Schwerpunkte der Region liegen im Werkzeugmaschinenbau und in der Automobilindustrie. Neben den großen Firmen wie der Daimler AG, Robert Bosch GmbH, Festo AG & Co. KG, Schuler AG u.a. konnten sich viele mittlere und kleine Unternehmen in der Region ansiedeln, die wichtige Zulieferer von Ideen, Produkten und Dienstleistungen sind, die aber auch selbstständig auf internationalen Märkten erfolgreich agieren. Wer aufmerksam durch die Region Neckar-Fils streift, findet viele kaum der Öffentlichkeit bekannte Unternehmen, sogenannte „hidden champions“, die technisch hochstehende Produkte entwickeln, produzieren und auf dem Weltmarkt erfolgreich vertreiben. Das dazu benötigte Fachpersonal liefern die Hochschulen in den Städten Stuttgart, Esslingen, Nürtingen, Göppingen und Geislingen für den akademischen Bereich und viele Weiterbildungseinrichtungen, Berufsschulen und Lehrwerkstätten der Betriebe für den nicht-akademischen Bereich.


Auf diesen fruchtbaren Boden fällt die Steinbeis-Idee, Technologietransfer von den Hochschulen in die Unternehmen zu leisten. Wichtige Entwicklungen und Dienstleistungen werden durch diese Transferprojekte angestoßen und oft bis zur Serienreife geführt. Hierbei kommen auf die Steinbeis-Unternehmen (SU) neue und aktuelle Fragestellungen zu, die hohe Kreativität, breites Wissen in dem jeweiligen Fachgebiet, Teamfähigkeit und praktische Erfahrungen voraussetzen. Um diese Projekte optimal bearbeiten zu können, benötigen wir in den SU gut ausgebildete Akademiker und Fachleute insbesondere in den MINT-Fächern, die leider seit vielen Monaten auf dem Markt nicht in ausreichender Zahl zu haben sind. Obwohl einige Wirtschaftsforscher und Politiker die Existenz eines Fachkräftemangels immer noch leugnen, ist der Mangel Fakt und für die Innovationsgeschwindigkeit sehr bremsend. Der IHK-Fachkräftemonitor der Region Stuttgart sagt für die nächsten Jahre voraus, dass rund 38.000 Akademiker und 193.000 betrieblich ausgebildete Fachleute fehlen werden und dies trotz des massiven Ausbaus der Hochschulen in den letzten Jahren. Die Prognose bis zum Jahr 2021 erwartet eine weitere Zuspitzung des Fachkräftemangels, wenn nicht kurzfristig Aus- und Weiterbildung erheblich verstärkt werden. Hier könnte eine zusätzliche große Chance für zukünftige Tätigkeitsfelder von SU liegen, gemeinsam mit Hochschulen Qualifizierungsmaßnahmen anzubieten und somit den Technologietransfer durch Wissenstransfer zu erweitern.

Eine selten angesprochene zusätzliche Leistung der SU besteht im Personaltransfer. Projekte, die für die Industrie und meistens gemeinsam mit der Industrie durchgeführt werden, führen zu einer engen Zusammenarbeit zwischen der beauftragenden Firma und den Fachleuten des SU. Ist das Projekt fortgeschritten und läuft es zur Zufriedenheit beider Seiten, wächst das Interesse der beauftragenden Firma, den oder die SU-Mitarbeiter, die durch die Projektarbeit fachlich und persönlich bestens bekannt sind, mit den Ergebnissen des Projekts zu übernehmen. Diese Personalwechsel haben in der letzten Zeit auf Grund des Fachkräftemangels erheblich zugenommen. Die Tatsache, dass von den beauftragenden Firmen immer wieder bekanntes, genau passendes, projekterfahrenes Personal ohne besonderes und teures Recruiting übernommen werden kann, ist ein großer Vorteil für Firmen, die mit Steinbeis-Unternehmen zusammenarbeiten. Bisher wird dies von den Firmen noch zu wenig wertgeschätzt.

Ich wünsche Ihnen eine interessante Zeit bei der Lektüre des aktuellen Transfermagazins.

Ihr Prof. Dr. Jürgen van der List

Kontakt

Prof. Dr. Jürgen van der List ist ehemaliger Rektor der Hochschule Esslingen und Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Mikroelektronik in Göppingen. Hier stellen wir dieses und unsere weiteren Zentren vor Ort in der Region Neckar-Fils vor.

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