Die Stuttgarter Ribler GmbH entwickelt, produziert und vermarktet Buchbindemaschinen sowie komplette Klebstoffauftragssysteme für die Druck weiterverarbeitende Industrie. Der Mittelständler ist an internationalen Kooperationen sehr interessiert und suchte Partner aus dem Ausland für Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten. Das Steinbeis-Europa-Zentrum (SEZ) knüpfte die richtigen Verbindungen in Europa und brachte das Unternehmen als Partner in das EU-Forschungsprojekt FAMOBS.
Die Ribler GmbH ist weltweit führend in ihrem Wissen über Spezialklebstoffe für die papierverarbeitende Industrie, insbesondere für komplizierte Digitaldruckpapiere. Sie ist gleichzeitig Hersteller von entsprechenden Buchbindemaschinen. Der von Ribler neu entwickelte Spezialklebstoff ist in der Lage, nahezu sämtliche zur Verfügung stehende Papierqualitäten aufgrund seiner Eigenschaften zu einem Buch zu verarbeiten, das völlig plan aufgeschlagen werden kann (lay flat). Im Vergleich zu herkömmlichen Verfahren können mehr als 95 Prozent der Energie und über 50 Prozent Klebstoff eingespart werden.
Der Klebstoff ist zudem umweltfreundlich. Die Klebstoffapplikation erfolgt ohne elektrische Energie und ist dadurch die einzige umweltfreundliche Produktionsmethode. Auch das von Ribler neu entwickelte Bindeverfahren bietet höchste Flexibilität und reduziert die Produktionskosten um mehr als 50 Prozent. Im Vergleich zu konventionellen hot-melt-Bindungen beträgt die Umweltfreundlichkeit 100 Prozent, da keinerlei Dämpfe oder toxische Gase freigesetzt werden. Nun bringt der Mittelständler seine Expertise mit Unterstützung des Steinbeis-Europa- Zentrums in ein europäisches Forschungsprojekt ein. Seit einigen Jahren erhält das KMU vom Steinbeis-Europa-Zentrum regelmäßig Informationen zu aktuellen passenden Fördermöglichkeiten und passende Partnersuchanfragen. Das SEZ stellt Suchprofile des KMU in die europäische Partnerbörse des Enterprise Europe Network ein. Über das europäische Netzwerk mit rund 600 Partnern in inzwischen 48 Ländern werden die Technologie- und Unternehmensprofile europaweit gestreut. Die Partnerorganisationen, die ihre Unternehmen vor Ort gut kennen, identifizieren dann mögliche Partner für transnationale Kooperationen.
Das Steinbeis-Europa-Zentrum unterstützte die Ribler GmbH bei der Antragstellung für einen gemeinsamen Forschungsantrag mit zwölf weiteren Partnern, der unter der Federführung des Fraunhofer-Instituts für Produktionstechnik und Automatisierung eingereicht wurde. Das Projekt FAMOBS (Frequency Agile Microwave Bonding System) wurde positiv bewertet und wird von der Europäischen Kommission für drei Jahre gefördert. Das Projekt hat zum Ziel, einen offenen Mikrowellenofen zur Aushärtung von Klebstoffen zu entwickeln. Durch den Einsatz von Mikrowellen können Klebstoffe bis zu zehn Mal schneller ausgehärtet werden als beispielsweise in Konvektionsöfen. Das Mikrowellensystem ist so kompakt, dass es direkt in eine Montageanlage integriert werden kann. Die Technologie soll später in der Mikroelektronik und Mikrosystemtechnik zum Einsatz kommen.
In diesem EU-Projekt kommt die Technologie der Ribler GmbH zum Einsatz. Ribler hat einen hochinnovativen leistungsfähigen Kleber entwickelt, mit dem die Aushärtezeit für Buchbindungen von Stunden auf Sekunden reduziert wird und auch die benötigte Energiezufuhr für die Aushärtung minimiert wird. Durch den Einsatz von Mikrowellen zur Klebertrocknung können die Produktionskosten reduziert und die Produktivität stark erhöht werden. Das EU-Projekt bietet für Ribler die Chance, mit vier weiteren Industriepartnern und vier Forschungseinrichtungen aus acht Ländern zusammenzuarbeiten. Darüber hinaus sind vier KMU-Verbände beteiligt, welche die Interessen ihrer Mitgliedsunternehmen vertreten und für die Verbreitung der Forschungsergebnisse sorgen.
Prof. Dr. Norbert Höptner
Dr. Petra Püchner
Steinbeis-Europa-Zentrum (Stuttgart)
su2016@stw.de