Schule trifft Unternehmen

Steinbeis-Transferzentrum geht neue Wege bei Planspielen

Die gelingende Zusammenarbeit zwischen Schule und Wirtschaft gewinnt in der aktuellen bildungspolitischen Debatte immer mehr an Bedeutung. Die Diskussionen über mangelnde Ausbildungsreife, Studienabbrecher und eine Orientierungslosigkeit bei den Schulabgängern zeigt, wie wichtig die berufliche Orientierung in der Schule ist. Da dies in der Vergangenheit nicht zum primären Auftrag der Schule gehörte, sind dafür innovative Konzepte und Unterstützungsangebote von außen gefragt. Das Steinbeis-Transferzentrum für Unternehmensentwicklung an der Hochschule Pforzheim konzipiert dafür Unternehmensplanspiele für Schüler. Nun geht das Zentrum neue Wege, indem es diese Lehr- und Lernform auch für gemischte Teams aus Auszubildenden und Schülern anbietet.

Ein betriebswirtschaftliches Planspiel lässt Jugendliche spielerisch in die Welt der Wirtschaft eintauchen. Gleichzeitig garantiert es einen hohen Erfahrungs- und Kenntnisgewinn und fördert die Selbstständigkeit. Dies kommt auch der Anforderung von Unternehmen entgegen, die nach Möglichkeiten suchen, um gute Fachkräfte zu gewinnen und deshalb engagierte Schüler frühzeitig für ihr Unternehmen interessieren wollen. Planspiele mit gemischten Teams aus Schülern und Auszubildenden leisten sowohl für die berufliche Orientierung als auch für das Gewinnen von Fachkräften einen wichtigen Beitrag. Sie bieten einen inhaltlich fundierten Rahmen und zeichnen sich darüber hinaus durch drei zentrale Ziele aus:

  • Interdisziplinäre und schulartübergreifende Zusammenarbeit: die heutige Arbeitswelt ist auf interdisziplinäre Zusammenarbeit angewiesen. Deshalb treten Schüler und Auszubildende nicht gegeneinander an, sondern miteinander. Die unterschiedlichen Kompetenzen der Teammitglieder fließen in das Planspiel ein.
  • Komplexe Zusammenhänge erfassen: Für die dringend benötigten Fachkräfte von morgen ist es wichtig, die komplexen Zusammenhänge im Wirtschaftsleben zu erfassen und zu erkennen.
  • Den Entrepreneurship-Gedanken erlebbar machen: Jedes Unternehmen wünscht sich Mitarbeiter, die verantwortungsbewusst und eigenverantwortlich handeln, bei ihrer Arbeit mitdenken und aktiv an der Gestaltung des Unternehmens teilhaben. Dieses Verhalten kann bereits während Schulzeit und Ausbildung gefördert werden.

Jedes Jungunternehmer-Team des Wettbewerbs hat die Aufgabe, ein Unternehmen gegen die Mitbewerber am Markt zu positionieren und möglichst erfolgreich durch vier simulierte Geschäftsjahre zu leiten. Jeweils sechs Jungunternehmer spielen an einem Planspieltag in einem Team gegen bis zu neun weitere Teams. Die Konkurrenz am Markt, die Konjunktur und die Wirkungen der Team-Entscheidungen werden in einer Computersimulation abgebildet.

Der Nordschwarzwald-Cup

Das Konzept des Planspiels mit Schüler-Auszubildenden-Teams wurde erstmals in einem Pilotprojekt mit der Stadt Mühlacker umgesetzt und anschließend von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Nordschwarzwald aufgegriffen und in einen größeren Rahmen gestellt. 2010 hat bereits zum dritten Mal der „Nordschwarzwald-Cup“ stattgefunden.

Obwohl die Schüler und Auszubildenden sich gleich zu Beginn zu einem Team zusammenfinden und sich an einem Samstag den Herausforderungen eines Unternehmensplanspiels stellen mussten, verliefen die vier Ausscheidungswettbewerbe in guter Atmosphäre.

Die Erfahrungen, die Schüler und Auszubildende bei solchen Unternehmensplanspielen machen, fasst ein Teilnehmer in einer E-Mail zusammen: „Die Sachpreise, die zu gewinnen waren, konnten nicht annäherungsweise mit dem Preis der Erfahrung und dem unglaublichen Spaß den wir hatten mithalten. […] Im Laufe des Tages haben wir manchmal erstaunt festgestellt, wie ‚ernst‘ oder real das ganze geworden ist. Die ganze Zeit haben wir von ‚unserem Geld‘ oder ‚den ganzen Fahrrädern, die nachher hier im Lager rumliegen‘ gesprochen. […] Vielleicht nicht direkt heute Abend, aber vielleicht wenn man morgen aufwacht denkt man: Dafür, dass wir alle noch nie was von BWL, Bilanzen, Aktiva gehört haben, waren wir doch richtig gut!“

„Jugend gründet“ - mit Erfolg!

Es geht was aus von Baden-Württemberg

Schülerwettbewerbe gibt es viele und immer wieder kommen neue hinzu. Doch selten ist ein Schülerwettbewerb so erfolgreich wie „Jugend gründet“, ein Projekt des Steinbeis-Innovationszentrums an der Hochschule Pforzheim, initiiert und gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung. „Jugend gründet“ ist als einziger Wettbewerb mit ökonomischen Inhalten von der „Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder in der Bundesrepublik Deutschland“ auf deren Liste mit bundesweit wichtigen Schülerwettbewerben aufgenommen worden.

Die Teilnehmerzahlen im gerade abgelaufenen Wettbewerbsjahr 2009/2010 lagen bei 3.593 aktiven Teilnehmern. Die Steinbeis- Stiftung hat den Wettbwerb von Anfang an als Sponsor des Hauptpreises unterstützt. So wird das Siegerteam auch im neuen Wettbewerbsjahr wieder eine Reise in die USA antreten können. Im Silicon Valley erwartet die Schüler eine einzigartige Studienreise.

Der Wettbewerb trägt das Thema „Wirtschaft in die Schulen“. Innovationen werden in erfolgreiche Unternehmensgründungen umgesetzt – virtuell. Ziel von „Jugend gründet“ ist es, junge Menschen für das Thema Entrepreneurship zu interessieren und Lust auf Unternehmertum zu machen. Denn in der Arbeitswelt wird in Zukunft immer stärker der unternehmerisch handelnde Mensch eine zentrale Rolle spielen. Nicht Wissen alleine wird Wohlstand und Arbeitsplätze schaffen, sondern die unternehmerische Umsetzung von Innovationen. Bei „Jugend gründet“ kann unternehmerisches Denken und Handeln trainiert werden, um für das Berufsleben gerüstet zu sein.

Bei „Jugend gründet“ kann jeder teilnehmen. Gewinnberechtigt sind Schüler der Sekundarstufe II und Auszubildende, in der Regel im Alter von 16 bis 21 Jahren. Die Teilnehmer werden durch selbst organisiertes Lernen an die Themen Existenzgründung und Unternehmensentwicklung herangeführt.

In der ersten Wettbewerbsphase erstellen die Teilnehmer einen soliden Businessplan für ihre innovative Produkt-, Handels- oder Dienstleistungsidee. Der Businessplan ist die Ausgangsbasis für die zweite Spielphase, die Wirtschaftssimulation. Die Teilnehmer konkurrieren gegen virtuelle Computergegner in ihrem jeweiligen Markt. Sie treffen unternehmerische Entscheidungen. Sie durchleben Höhen und Tiefen der Konjunktur und erfahren die Auswirkungen ihrer Entscheidungen auf das eigene Unternehmen. Die besten Teams aus beiden Wettbewerbsphasen werden zum Finale eingeladen.

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