„Das Konzept hat sich bewährt!“

Im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. habil. Günter Köhler

Herr Professor Köhler, während 1992 noch viele Fragen und Herausforderungen der deutschen Wiedervereinigung darauf warteten, angegangen zu werden, zögerten Sie nicht lange: Sie gründeten an der heutigen Universität Jena das Steinbeis-Transferzentrum (STZ) Produktions- und Fügetechnik. Was überzeugte Sie damals, diesen Weg einzuschlagen?

Es war in der Tat eine Zeit, in der vieles neu war, was uns erreichte. An der Universität Jena kam es zur Wiedereinrichtung der Fakultätsstrukturen, so auch zu einer Technikwissenschaftlichen Fakultät. Ich war gerade zum Dekan dieser Fakultät gewählt worden. In diese Zeit fiel ein erster Besuch von Lothar Späth in Jena. In einer Veranstaltung setzte er sich dafür ein, die Technikwissenschaften an der Universität zu erhalten, was allerdings nicht gelang. Ich sage oft etwas lächelnd „da kam Späth zu spät!“ Durch diesen Besuch kam es zu Kontakten zur Steinbeis-Stiftung. Das Steinbeiskonzept hat mich sofort überzeugt und die Gründung meines Zentrums war beschlossen. Mit dem neu gegründeten Institut ifw, der Ausgründung meines Lehrstuhles aus der Universität Jena, gingen wir hier einen neuen Weg. Das Konzept hat sich bewährt und ist heute noch erfolgreich.

Nach mehr als 15 Jahren erfolgreicher Projektarbeit in Ihrem STZ, haben Sie sich 2009 zur Gründung einer GmbH innerhalb des Steinbeis- Verbundes entschlossen. Was war der Anlass für Sie?

Eine engere Bindung zwischen dem ifw und dem Transferzentrum wurde dadurch erreicht, dass Steinbeis Gesellschafter wurde. Mein STZ übernahm insbesondere die konkrete Umsetzung von Forschungsergebnissen in die Industrie und in besonderem Maße konkrete Fertigungsaufgaben. Mit der Gründung der GmbH war das Ziel verbunden, den regionalen Standort Thüringen noch stärker auszuprägen und auch für die Mitarbeiter eine Perspektive klarer abzuzeichnen. Dabei bleibt die GmbH im bewährten Verbund von Steinbeis und tritt gerne und erfolgreich unter diesem Markenzeichen auf.

Heute führen Sie beide Unternehmen von Jena aus, haben inzwischen aber auch Standorte in Tschechien und Estland. Was sind Ihre Ziele für diese Standorte?

Beide Zentren haben Partner in zahlreichen Bundesländern. In Tschechien und Estland haben wir außerhalb Deutschlands einige Aktivitäten gestartet. Wir denken aber, dass dort noch mehr Möglichkeiten bestehen nach der Steinbeis-Idee Technologietransfer zu gestalten. Hier möchte ich den Kollegen „vor Ort“ noch stärkere Unterstützung zukommen lassen.

Füge-, Schweiß- und Lasertechniken sind aus der modernen Produktionstechnik nicht mehr wegzudenken. Was sind die aktuellen technologischen Herausforderungen, an denen Sie hier arbeiten?

Die Fügetechnik ist eine Querschnittstechnologie die man in allen Industriezweigen findet. Um hier einen alten Jenaer Slogan zu verwenden „von Mikro bis Makro“. Hinzu kommen interessante Fügeprobleme für unterschiedliche Werkstoffe. Ob Metall, Glas oder Keramik. Immer gilt es, neue Lösungen zu suchen, zu entwickeln und anzuwenden. Natürlich bieten wir nicht alle Leistungen der Fügetechnik an, denn das Spektrum über Schweißen, Löten und Kleben ist sehr groß. Ein Schwerpunkt ist die Bearbeitung mittels Strahltechnischer Verfahren wie Laser und Wasserstrahltechnik.

Sie sind neben Ihrer wissenschaftlichen Arbeit in zahlreichen Ehrenämtern tätig, engagieren sich für die Stiftung Lebenshilfe, organisieren jährlich ein Kunstschmiedeseminar und sind Verfasser der kleinen Buchreihe „Kunst & Technik“ in der Steinbeis-Edition. Welche Ziele haben Sie für Ihren weiteren „Unruhestand“?

Der Mensch ist ein sehr komplexes „Gebilde“ und für mich ist die Beschäftigung mit Feldern, die nicht zu meinem eigentlichen Beruf gehören, genauso reizvoll und wichtig und sie führt immer zu einer Wechselwirkung mit der Hauptarbeit. Zum anderen macht es mir Spaß und Freude, gemeinsam mit anderen Menschen in Kunst und Kultur etwas zu tun. Meine Schulbildung bis zum Abitur habe ich in Weimar erfahren, diese Stadt hat mich sehr geprägt. Kunst und Kultur ist dort in jedem Winkel „zu Hause“ und an vielen Stellen ist neben der Kunst der Bezug zur Wissenschaft und Technik spürbar. Weimar ist aber auch geprägt durch das KZ Buchenwald vor den Toren der Stadt. Auch dies ist für mich Ansporn etwas zu tun, dass sich so etwas nicht wiederholen kann. Welche Ziele ich habe? Als erstes etwas zu tun, um „fit“ zu bleiben. Dann einige Buchvorhaben und der Wunsch, mit Bürgern in meiner Geburtsstadt Kadan in Tschechien etwas gemeinsam aufzubauen und einen kleinen Beitrag in Europa für Europa zu leisten.

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