Das Ausland ruft!

Europäische Bildungsprogramme unterstützen grenzübergreifende Weiterbildung

In früheren Zeiten bedeutete die große weite Welt noch ein lebensgefährliches Abenteuer – heute sind Erfahrungen im Ausland eine gute Grundlage, mitunter sogar Voraussetzung für eine erfolgreiche berufliche Laufbahn. Die neue Realität einer globalisierten Welt verlangt, dass die Mitarbeiter eines Unternehmens nicht nur in einer fremden Sprache kommunizieren können, sondern auch die kulturellen Eigenheiten und die besonderen Marktstrukturen der ausländischen Geschäftspartner kennen. Dabei unterstützen Bildungsprogramme der Europäischen Union. Das Steinbeis-Innovationszentrum European Projects ist als Koordinierende Organisation im Bereich der Bildungsprogramme bei der Europäischen Kommission akkreditiert und kann damit als Projektträger fungieren.

Wissen und Fähigkeiten aus der Berufsausbildung und den ersten Berufsjahren genügen heute meist nicht mehr, um eine dreißig bis vierzig Jahre lange Berufslaufbahn erfolgreich und konkurrenzfähig zu durchlaufen. Nach Schule und Berufsausbildung lernen Mitarbeiter nicht nur durch Weiterbildungsveranstaltungen. Mit dem Lernen in der alltäglichen Lebensführung und durch die wechselnden Arbeitsbedingungen sowie infolge der Ansprüche einer sich ständig wandelnden Gesellschaft bilden sich darüber hinaus neue Formen des informellen Lernens heraus.

In jeder Lebensphase lernt der Mensch aus unterschiedlichen Gründen, in unterschiedlicher Weise, an unterschiedlichen Orten. Lebenslanges Lernen läuft nicht nur in Institutionen ab, sondern schließt neben Phasen formalen und nicht-formalen Lernens in Institutionen auch nicht-formales und informelles Lernen an verschiedenen Lernorten ein.

Anfang 2007 ist das EU-Bildungsprogramm für lebenslanges Lernen (PLL) an den Start gegangen. Mit einem Budget von fast sieben Milliarden Euro fördert das bislang größte europäische Bildungsprogramm bis 2013 den europäischen Austausch von Lernenden und Lehrenden aller Altersstufen sowie die europäische Zusammenarbeit von Bildungseinrichtungen. Das Bildungsprogramm für lebenslanges Lernen führt die bereits länger bestehenden Programme der schulischen, beruflichen und universitären Bildung unter einem Dach zusammen und ergänzt sie mit einem Querschnittsprogramm. Für den Bereich der Aus- und Weiterbildung jenseits von Hochschulen und Universitäten stehen verschiedene Unterprogramme zur Verfügung.

Das Programm „Jugend in Aktion“ fördert nichtformale außerschulische Bildungsaktivitäten von Jugendlichen in Europa. Es soll jungen Menschen helfen, Sinn für persönliche Verantwortung, Eigeninitiative und Interesse für andere zu entwickeln. Insbesondere der „Europäische Freiwilligendienst“ bietet jungen Menschen die Möglichkeit, über einen längeren Zeitraum Erfahrungen in Arbeitswelt und Alltagsleben im europäischen Ausland zu sammeln und damit interkulturelle Kompetenzen zu erwerben. „Leonardo da Vinci“ ist das Einzelprogramm der EU im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung. Es unterstützt die europäische Zusammenarbeit von Unternehmen, Kammern, Sozialpartnern, Berufsschulen und Bildungseinrichtungen. Hierzu zählt die Förderung von Auslandsaufenthalten von Auszubildenden und Berufsschülern, Arbeitnehmern sowie von Ausbildern und Berufsschullehrern. Das Programm „Grundtvig“ richtet sich an alle Akteure der Erwachsenenbildung. In „Lernpartnerschaften“ und Workshops werden Themen wie die Fortbildung von Dozenten der Erwachsenenbildung im europäischen Ausland bearbeitet. Besondere Zielgruppen des Programms sind neben älteren Menschen auch Erwachsene ohne Grundqualifikation.

Alle wichtigen Akteure – Staat, Wirtschaft und Arbeitnehmerverbände – unterstützen die grenzüberschreitende Mobilität, insbesondere während der Ausbildung. In den vergangenen Jahren hat sich die Zahl der jungen Menschen, die Auslandserfahrung während ihrer Berufsausbildung erwerben, auf rund zwei Prozent eines Ausbildungsjahrgangs verdoppelt. Im Vergleich zu Studierenden ist diese Zahl aber noch zu niedrig. Als ein Grund werden fehlende Information und Vorbehalte gegenüber den organisatorischen und finanziellen Anforderungen genannt. Häufig können oder wollen Betriebe auch nicht lange Zeit auf ihre Auszubildenden verzichten, jedoch schon kurze Auslandsaufenthalte können effektiv sein, wie die Praxis zeigt. In nur wenigen Wochen gewinnen junge Auszubildende einen ersten Einblick in andere Arbeitsweisen und Kulturen. Viele profitieren zudem schon nach kurzer Zeit mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein von der Erfahrung, sich in einer schwierigen Situation behauptet zu haben. Als großes Hindernis werden oft mangelnde Fremdsprachenkenntnisse gesehen. Mit diesem Problem ist das Steinbeis-Innovationszentrum European Projects in seinen Projekten regelmäßig konfrontiert und bietet daher projektbezogene Sprachtrainings an. Auch hierbei bringen Auslandsaufenthalte von nur wenigen Wochen positive Effekte: Auslandserfahrene Personen sind in der Regel viel motivierter und haben geringere Hemmschwellen, in der Fremdsprache zu kommunizieren.

Auslandseinsätze sind – unabhängig von der Dauer – ein wichtiges Instrument in der Personalarbeit. Neben der Integration von Auslandsaufenthalten in den betrieblichen Ausbildungsplan können sie auch zur gezielten Personalentwicklung genutzt werden. Junge, vielversprechende Arbeitnehmer profitieren von Auslandserfahrung nicht nur im Sinne einer allgemeinen Wissens- und Kompetenzerweiterung, sondern können gezielt für neue Aufgaben geschult werden.

Das Steinbeis-Innovationszentrum European Projects führt Pool-Projekte mit Partnern aus nahezu allen Ländern der Europäischen Union durch. Insbesondere kleinere Organisationen und Unternehmen, die vor der überbordenden Bürokratie zurückschrecken oder kein Partnernetzwerk im Ausland haben, können auf diesem Weg an Förderprojekten teilnehmen.

Kontakt

Dr. Ekkehard Lippold , Dr. Karen Lunde, Heidrun Walter
Steinbeis-Innovationszentrum European Projects (Freiburg)
su1099@stw.de

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