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SHB-Student untersucht Open Source als Geschäftsmodell

Gemfony scientific, eine bevorstehende Ausgründung des Karlsruhe Institute of Technology (KIT), wird Open Source zur Grundlage ihrer Geschäftspläne machen. MBA-Absolvent Dr. Rüdiger Berlich untersuchte im Rahmen seines Masterstudiums an der Steinbeis Business Academy der Steinbeis-Hochschule Berlin einschlägige Geschäftsmodelle. Fachwissen und wirtschaftliche Nutzbarmachung bilden eine erfolgreiche Allianz: Der SteinbeisMBA wird damit direkt dem Geschäftserfolg von Gemfony scientific zugute kommen.

Die Open Source-Entwicklung hat die Informationstechnologie in den vergangenen Jahren stark und nachhaltig beeinflusst. Unter dem Begriff versteht man allgemeinhin die freie Verfügbarkeit des Quellcodes eines Computerprogramms und die ungehinderte Weitergabe desselben, sowie die Möglichkeit, Änderungen am Code vorzunehmen. Rüdiger Berlich hat sich mit den Vor- und Nachteilen und dem technischen Stand der Open Source-Entwicklung im Rahmen seines Studienprojektes ausführlich beschäftigt.

Einschlägige Open Source-Geschäftsmodelle beruhen in der Regel auf den höheren Nutzerzahlen, die die freie und meist kostenlose Verfügbarkeit garantiert. Niedrigere oder völlig fehlende Lizenzeinnahmen können durch Angebote kompensiert werden, die mit der Zahl der Nutzer skalieren. Auch im Umfeld freier Software sind Lizenzeinnahmen im Übrigen möglich. Viele Open Source- Angebote verwenden „virale" Lizenzen, wie die GNU General Public License „GPL“. Diese erstrecken sich unter gewissen Umständen auf „abgeleitete Werke". Bildet GPL-Software also die Grundlage einer Kundenanwendung, so kann es passieren, dass auch diese unter derselben Lizenz frei verfügbar gemacht werden muss. In einem solchen Umfeld lässt sich auf dem Weg des Dual-Licensings auch mit kommerziellen Lizenzen für denselben Code Geld verdienen.

Die höheren Nutzerzahlen einer Open Source- Software erkauft sich ein Anbieter allerdings mit zusätzlichen Komplexitäten. So muss in herkömmlichen Geschäftsmodellen lediglich die Beziehung zwischen dem Anbieter und seinen Kunden gepflegt werden. Mit der notwendigen Bildung einer Benutzergemeinde (Community) rund um das Open Source- Angebot müssen zwei weitere Kommunikationskanäle gepflegt werden: Anbieter/Community und indirekt Kunde/Community. Dies bedeutet zusätzlichen Aufwand, etwa für die Bereitstellung von Kommunikationsplattformen. Auch die Frage der Rechte an externen Code-Beiträgen aus der Community erfordert sorgfältige Abwägungen.

Bei der Suche nach passenden Geschäftsmodellen für Gemfony scientific musste Rüdiger Berlich auch die technischen Spezifika berücksichtigen: Technische Optimierungsaufgaben und das verteilte Rechnen. Diese Herausforderung löste er mit der Optimierungsumgebung Geneva (Grid-enabled evolutionary algorithms, siehe auch www. gemfony.com), die als Open Source-Software unter bestimmten Bedingungen frei verfügbar ist. Geneva erlaubt die parallele und damit beschleunigte Suche nach Lösungen für besonders rechenintensive Optimierungsprobleme.

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