Virtuelle Maschinenwartung

2D- und 3D-Hybridplattformen für das Electronic Business

Maschinen- und Anlagenbauer müssen einen nicht unerheblichen Teil ihrer personellen und sachlichen Ressourcen für den Service und die Wartung ihrer Maschinen beim Kunden aufwenden. Durch den Einsatz von 2D- und 3D-Hybridplattformen kann dieser Aufwand erheblich reduziert werden, da Maschinen zukünftig in der Lage sind, Wartungsfälle innerhalb eines virtuellen 3D-Raumes zu melden, darzustellen und bei Bedarf Ersatzteile selbstständig zu bestellen. Dadurch können Systeme für die elektronische Geschäftsabwicklung der nächsten Generation entwickelt werden, die heutiges reales 2D-Geschäft mit zukünftigen Szenarien 3D-basierter Prozesse realisieren.

Dass dieses Szenario keine Vision mehr sein muss, hat das Steinbeis-Beratungszentrum Electronic Business (SBZ-EB) im Rahmen eines Pilotprojektes bewiesen. In Zusammenarbeit mit der businessMart AG und der GfIM mbH wurde ein solches Szenario innerhalb einer virtuellen 3D-Welt erstellt und live in der Umgebung SecondLife durchgeführt. Die Plattform SecondLife steht dabei stellvertretend für 2D- und 3D-Hybridplattformen, die sowohl eine Integration der heute üblichen elektronischen Geschäftsabwicklung (auf Basis einer Vollintegration von Online-Shopsystemen und ERP-Systemen) als auch eine Implementierung der virtuellen 3D-Welten in reale Geschäftsprozesse umsetzen können.

Zielsetzung des Pilotprojektes war die Abwicklung eines für viele deutsche Werkzeugbauer typischen Wartungsszenarios. Hierfür wurde ein virtueller Stanzautomat mit eingebautem Werkzeug erstellt, der Signale über den Zustand, darunter auch über aufgetretene Fehler, von dem realen Automaten erhält und diese in der virtuellen Welt anzeigt. Tritt ein solcher Fehlerzustand auf, wie beispielsweise der Bruch eines Stempels innerhalb des Werkzeuges, dann stellt der virtuelle Stanzautomat eine Verbindung zu einem Shopsystem her, um das Ersatzteil mittels direkter Integration des elektronischen Shopsystems in das ERP-System des liefernden Herstellers zu bestellen. Nach Abfrage der Verfügbarkeit sowie des Preises kann das benötigte Ersatzteil durch einen Mitarbeiter oder direkt durch den virtuellen Stanzautomaten bestellt werden. Diese „Selbstwartung“ des Stanzautomaten kann den Aufwand für die Wartung enorm reduzieren. Insbesondere mittelständische Werkzeug- und Maschinenbauunternehmen, die nicht in jedem Land eine Serviceniederlassung haben, werden durch die Eigendiagnose sowie die Fehlerdarstellung der Maschine selbst stark entlastet – und dies sowohl in Bezug auf Kosten als auch Zeit. Ferner kann die Wartung durch weniger qualifiziertes Servicepersonal durchgeführt werden, da sich ein Servicetechniker aus dem Stammsitz jederzeit mit dem vor Ort befindlichen Service- Mitarbeiter vor der virtuellen Maschine treffen kann, um die aufgetretenen Fehlerfälle sowie den Einbau gelieferter Ersatzteile innerhalb des virtuellen Raums zu diskutieren bzw. Unterstützung für deren Einbau zu geben. Darüber hinaus kann die (visuelle) Überwachung einer Maschine innerhalb des virtuellen Raumes weltweit von jedem Ort aus vorgenommen werden.

Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass der Einsatz von 2D- und 3D-Hybridplattformen im Bereich der elektronischen Geschäftsabwicklung wesentlich zur Optimierung von Wartungsprozessen beitragen kann. Neben dem hier angesprochenen Szenario sind noch viele weitere Anwendungsmöglichkeiten der Hybridplattformen denkbar, wie etwa die Schulung von Servicemitarbeitern direkt an der Maschine innerhalb des virtuellen Raumes oder aber die Abbildung kompletter virtueller Lieferketten.

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