Umweltschutz mit Gewinn

Kosten sparen durch Ressourceneffizienz in der Oberflächentechnik

In ihrer Strategie „Europa 2020“ beschreibt die Europäische Kommission Maßnahmen für ein nachhaltiges Wachstum in Europa. Eine wichtige Rolle dabei spielt die Energie- und Materialwende. Die Knappheit natürlicher Ressourcen, steigende Energiepreise und der Klimawandel haben zur Folge, dass kleine und mittlere Unternehmen (KMU) neue Strategien beim Umgang mit Ressourcen entwickeln und umsetzen müssen. Das Steinbeis-Europa-Zentrum (SEZ) unterstützt den Mittelstand in Baden-Württemberg bei dieser Herausforderung durch Mittel aus europäischen Förderprogrammen.

Nach dem erfolgreichen Abschluss von zwei Umweltprojekten im Jahr 2012 ist das SEZ Partner in drei weiteren Vorhaben. Eines davon ist das Projekt EURESP+ (European Regional Environmental Services Platform Plus). Das Angebot richtet sich an baden-württembergische KMU aus der Oberflächentechnik und verwandten Branchen, wie z.B. Metallbearbeitung und Verpackungstechnik.

Viele KMU haben keinen eigenen Umweltbeauftragten. Potenziale, sowohl in wirtschaftlicher als auch in ökologischer Hinsicht, sind oft nicht bekannt und werden vernachlässigt. Über das Projekt EURESP+ erfahren KMU, welche Möglichkeiten ein Unternehmen hat, um sich im Bereich Energie- und Umweltmanagement sowie grüne Technologien zu engagieren, und welche Förderprogramme es dafür gibt. Das Angebot umfasst thematische Workshops sowie individuelle Erst- und Folgeberatungen im Unternehmen. Das SEZ kooperiert hierfür mit regionalen Energie- und Umweltberatern.

Die Umweltworkshops werden in Zusammenarbeit mit baden-württembergischen Clustern und Umweltinitiativen oder als Teil des Besucherprogramms auf branchenspezifischen Messen angeboten. So war das SEZ im Jahr 2012 mit dem Workshop „Kosten- und Ressourceneffizienz unter der Öko-Lupe“ auf der Internationalen Messe O&S (Oberflächen und Schichten) und auf der AMB (Ausstellung für Metallbearbeitung) vertreten. Nach der Teilnahme an einem Umweltworkshop folgt eine Erstberatung mit dem Ziel, die Umweltauswirkung des Unternehmens zu erfassen. Seine Verbrauchsmengen und -kosten werden mit Hilfe eines Umweltchecks identifiziert. Eine anschließende Auswertung der Daten durch einen Umweltberater legt eine Grundlage für eine Folgeberatung. Unternehmen erhalten auch eine Beratung zur europäischen Förderung von grünen Technologien und Dienstleistungen. Mithilfe eines Innovationsaudits bewertet das SEZ Projektideen und empfiehlt ein geeignetes europäisches Förderprogramm. Insbesondere können sich Unternehmen zum EU-Förderprogramm Eco-Innovation beraten lassen, welches speziell auf KMU-Bedürfnisse entwickelt wurde. Projektanträge können hier bis September 2013 eingereicht werden. Im Rahmen der Folgeberatung werden dann in Zusammenarbeit mit dem Umweltberater konkrete Verbesserungsmaßnahmen zum betrieblichen Umweltschutz erarbeitet. Neben dem kostendämpfenden Effekt einer verbesserten Energieeffizienz oder eines optimierten Abfallmanagements spielen hier auch umweltrechtliche Aspekte als Beitrag zur Standortsicherung und ein verbesserter Arbeitsschutz eine wichtige Rolle. Zur systematischen Verankerung des betrieblichen Umweltschutzes in die Unternehmensprozesse erhalten Unternehmen Empfehlungen mit einem längerfristigen Zeit- und Arbeitsplan.

Im Rahmen von EURESP+ vergibt das SEZ Gutscheine für eine Potenzialanalyse an KMU. Einen solchen Gutschein hat auch die Mezger Verpackungen GmbH & Co. KG in Ellwangen im Jahr 2012 in Anspruch genommen. Das Unternehmen stellt eine Vielzahl verschiedener Verpackungen, u.a. Feinkostbecher aus Kunststoffen und dem biologisch abbaubaren Rohstoff PLA für den Lebensmittelbereich her. Zusätzlich produziert es mit Hilfe eines Extruders Folie in verschiedenen Dicken. Nach der Beratung wurden bei der Firma Mezger Verpackungen Einsparpotenziale in den Bereichen Beleuchtung und Druckluft identifiziert. Im Bereich Abfall können nun durch eine bessere Trennung und die Auswahl der Behälter ebenfalls Verbesserungen erzielt werden. Die kombinierte Vorgehensweise mit Checkliste und anschließender Beratung durch das IWU – Privates Institut für Wirtschaft und Umwelt haben Zeiteinsparung und konkrete, praxisfähige Verbesserungsmaßnahmen zur Folge. Hierbei werden die Umweltkosten gesenkt und die Umweltbelastung reduziert. Weiterhin werden Themenbereiche wie zum Beispiel REACH, Umweltrecht oder Gefahrstoffe untersucht.

Bis Ende des Jahres 2013 wird das SEZ weitere Umweltgutscheine vergeben. Das Angebot ist auf KMU zugeschnitten und dank EU-Fördergeldern kostenlos. Es verschafft einen ersten Überblick über die Chancen eines Energie- und Umweltmanagementsystems. Darauf aufbauend kann dann im Gespräch mit dem SEZ und erfahrenen Umweltberatern die weitere Strategie zum betrieblichen Umweltschutz festgelegt werden.

EU-Programm Öko-Innovation

Von 2008 bis 2013 werden knapp 200 Mio. Euro für die Finanzierung von Projekten bereitgestellt, die Ökoinnovation in Europa fördern. Ziel ist es, die Position Europas in punkto Umweltschutz und Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Durch die Förderung von Lösungen, die die Umwelt schützen, soll gleichzeitig ein größerer Markt für „grüne“ Technologien, Managementmethoden, Produkte und Dienstleistungen geschaffen und Marktbarrieren abgebaut werden. Es werden folgende Projekte unterstützt:

  • Erstanwendung und Marktetablierung von innovativen Technologien und Verfahren
  • Überbrückung der Kluft zwischen Forschung und Entwicklung und der Industrie
  • Überwindung der noch vorhandenen Marktschranken, die derzeit dem Erfolg von ökoinnovativen Produkten und Dienstleistungen im Weg stehen, insbesondere denjenigen, die von europäischen kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) entwickelt werden.


Die Initiative hat fünf Prioritäten: Recycling, Gebäude und Bau, Lebensmittel und Getränke, grüne Unternehmen und grüner Einkauf sowie Wasser aus der Industrie. Als Nationale Kontaktstelle für kleine und mittlere Unternehmen bietet das SEZ kostenlos Einzelberatungen für Unternehmen zum Förderprogramm Öko-Innovation an.

Kontakt

Professor Dr. Norbert Höptner | Dr. Ing. Bozena Lamek-Creutz | Teresa Puerta
Steinbeis-Europa-Zentrum (Stuttgart)
su2016@stw.de

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