Gemeinsam besser werden - aber wie?

Steinbeis-Student organisiert standortübergreifende Reorganisation

Die Relevanz des Themas Change Management, also die Planung, Steuerung und Kontrolle von Veränderungsprozessen innerhalb einer Organisation, hat besonders in den letzten Jahren stark an Bedeutung hinzugewonnen. Denn Merger & Acquisitions-Transaktionen führen häufig zum Bedarf einer Reorganisation des Unternehmens. Die Singulus Technologies AG, Marktführer für Optical Disc Produktionslinien und Anbieter für Vakuum-Beschichtungsanlagen für das Halbleitergebiet, hatte 2007 ihre Geschäftstätigkeiten mit dem Erwerb der Stangl Semiconductor Equipment AG auf den Photovoltaik-Markt ausgeweitet. Fabian Koock, Absolvent der Steinbeis- Hochschule Berlin und heute Consultant bei Q_PERIOR, leitete die daraus resultierende, standortübergreifende Harmonisierung der Projektabläufe mit dem Ziel einer Gemeinschaftszertifizierung nach dem Qualitätsmanagement-Standard der DIN EN ISO 9001:2008.

Zwei Organisationen, zwei Unternehmenskulturen, zwei Prozessmodelle, ein Ziel: Gemeinsam besser werden. Dieser Slogan sollte beide Standorte zum gemeinsamen Ziel bringen – aber wie? Neben den komplexen Anforderungen an die Projektorganisation bestand die eigentliche Herausforderung darin, aus den Betroffenen des Projektes Beteiligte zu machen, eine grundlegende Aufgabe im Change Management. Tatsächlich rückten die technischen Anforderungen zur Zielerreichung, wie beispielsweise die Erstellung des Prozessmodells, die Umsetzung der ISO 9001-relevanten Forderungen und der Aufbau einer Prozessmanagement- Software, in den Hintergrund. Ausschlaggebend für den Erfolg war die Akzeptanz der Projektziele innerhalb des Unternehmens, um die notwendige Beteiligung der Mitarbeiter zu erreichen.

Das Studium half Fabian Koock dabei einen strategischen Ansatz zu finden, der den entscheidenden Aspekt priorisierte: Eine stark kundengetriebene Strategie in Verbindung mit gezielten Maßnahmen im Bereich des Projektmarketings sollte die Akzeptanz und somit die Beteiligung der Projektkunden im Unternehmen sicherstellen.

Dazu setzte Koock während des Projekts vier wesentliche Maßnahmen um: Nach der Definition der unterschiedlichen Kundengruppen des Projektes, folgte die Einschätzung der Relevanz der jeweiligen Kundengruppe für das Projekt. Zielführend war eine flexible Fokussierung auf die einzelnen Kundengruppen, die sich an den Projektphasen orientierte.

Im Anschluss daran wurde der Bedarf der Kunden aus Sicht des Projektes analysiert und anschließend für jede Kundengruppe eine Priorisierung der Projektziele vorgenommen. Die Ergebnisse beider Untersuchungen bildeten die Grundlage zur Ableitung des Handlungsbedarfs. Die Kundenbedarfsanalyse gab zusätzlich Aufschluss darüber, welche Ziele für welche Kundengruppe wichtig waren und sich somit bei der internen Vermarktung des Projektes besonders gut eigneten.

Aus dem abgeleiteten Handlungsbedarf wurde für jede Gruppe eine Projektkundenstrategie erarbeitet. Die Ergebnisse der Kundenanalysen gaben hierbei wichtige Hinweise über die Chancen und Risiken bei der Umsetzung der einzelnen Strategien.

Die phasenorientierte Priorisierung der Projektkunden gab vor, in welcher Phase welche Kundenstrategie umgesetzt werden sollte. Für eine effektive Verfolgung der einzelnen Strategien verwendete Fabian Koock einen angepassten Marketing-Mix aus Produkt- und Preispolitik sowie Kommunikations- und Distributionspolitik und bot passende Schulungen und spezifischen Support für die einzelnen Kundengruppen an.

Durch dieses projektstrategische Vorgehen wurde die nötige Akzeptanz bei den Projektkunden erreicht. Aus den Betroffenen des Projektes wurden Beteiligte und letztendlich Verantwortliche, die die Ergebnisse weiter ausbauen und vorantreiben. Das Projekt zeigte auf, dass Change Management mehr als nur ein Aspekt im Rahmen der Projektorganisation sein muss. Der mit Abstand wichtigste Erfolgsfaktor von Projekten mit Veränderungscharakter ist die nötige Mobilisierung und das Commitment der Betroffenen. Studien bescheinigen eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass Veränderungsprojekte ohne die richtigen Maßnahmen scheitern.

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