Fit im Arbeitsalltag

Einführung eines betrieblichen Gesundheitsmanagements

Als eines der ersten Unternehmen in Deutschland strebt die Nufringer Elsässer Filtertechnik GmbH für das Jahr 2013 die Zertifizierung nach der neuen DIN-Spezifikation 91020 für Betriebliches Gesundheitsmanagement an. Die Anforderungen der neuen Norm legen fest, wie betriebliche Rahmenbedingungen, Strukturen und Prozesse gesundheitsgerecht und leistungsfördernd gestaltet und die Mitarbeiterschaft zum gesundheitsfördernden Verhalten befähigt werden. Bei der Umsetzung des Projekts wird der Filterspezialist vom Steinbeis- Beratungszentrum Betriebliches Gesundheitsmanagement begleitet.

Seit 2005 sind ein genormtes Qualitätsmanagementsystem und damit das Streben nach einer qualitativ hochwertigen Leistungssteigerung und Kundenzufriedenheit für die Elsässer Filtertechnik GmbH selbstverständlich, das Unternehmen ist zertifiziert nach der ISO 9001:2008. Auch dem Umweltmanagement ist die Elsässer Filtertechnik verpflich- tet und zeichnet sich durch verantwortliches Handeln und ein nachhaltiges Denken aus, was das ISO-Zertifikat 14001:2004 belegt.

Zur Einführung und Umsetzung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) wurde 2012 eine sechsköpfige Lenkungsgruppe gegründet. Diese Gruppe entwickelte und gestaltete, stellvertretend für alle Mitarbeiter, die Umsetzungen der Anforderungen der neuen DIN SPEC 91020. Ulrike Niethammer, Leiterin des Steinbeis-Beratungszentrums Betriebliches Gesundheitsmanagement, moderierte den gesamten Prozess.

Im ersten Schritt ging es um Bewusstseinsbildung. Erörtert wurde die Frage, was Gesundheit bedeutet, beruflich wie privat. Lässt sich Gesundheit im Arbeitsalltag stärken? Was kann jeder selbst für seine Gesundheit tun (Verhaltensprävention)? Wie können betriebliche Rahmenbedingungen gestaltet werden, damit diese gesundheitsgerecht wirken (Verhältnisprävention)? Wie lassen sich gesundheitsfördernde Faktoren, wie Transparenz, Beteiligung und Sinnhaftigkeit in Arbeitsprozessen berücksichtigen (Salutogenese und Organisationsentwicklung)? Schnell wurde der Lenkungsgruppe klar, dass es bei der Umsetzung von Betrieblichem Gesundheitsmanagement um mehr geht, als um gemeinsamen Sport und gesunde Ernährung.

Im zweiten Schritt wurden die aktuellen Arbeitsbedingungen im Hinblick auf die Gesundheit bei Elsässer Filtertechnik ermittelt. Dies geschah durch eine Mitarbeiterbefragung, die von der Lenkungsgruppe konzipiert und organisiert und vom Steinbeis-Beratungszentrum Betriebliches Gesundheitsmanagement ausgewertet wurde. Die Ergebnisse können sich sehen lassen: 30 von 32 ausgegebenen Fragebögen wurden ausgewertet, 134 Fragestellungen im Rahmen eines Workshops von der Lenkungsgruppe gesichtet, erörtert, diskutiert und hinsichtlich ihrer Wirksamkeit und Bedeutsamkeit priorisiert. Am Ende des Workshops waren acht Gesundheitsrisiken und elf Gesundheitschancen definiert, deren Handlungsbedarfe ermittelt und eine To Do-Liste erstellt.

Die Befragungsergebnisse wurden in einem weiteren Workshop der Belegschaft vorgestellt. Anschließend diskutierten die Mitarbeiter als Experten ihres Arbeitsplatzes ihre Sichtweisen, Erklärungen und Ideen zu fünf unterschiedlichen Themenfeldern, die aus den Befragungsergebnissen abgeleitet wurden. Die Stellungnahmen und Beiträge der Mitarbeiter dienten als Grundlage, um im weiteren BGM-Prozess Lösungen für die ermittelten Handlungsbedarfe zu sondieren sowie geeignete Maßnahmen zu planen und umzusetzen.

Inzwischen sprechen die Ergebnisse für sich: Zum Jahresende wurden auf Wunsch der Mitarbeiter eine weibliche und eine männliche Vertrauensperson gewählt, deren Aufgabe es sein wird, in Konfliktsituationen oder auch bei privaten Sorgen zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten zu vermitteln. Weil die Essensversorgung bemängelt wurde, können Elsässer- Mitarbeiter nun zweimal die Woche kostenfrei ein italienisches Menü bestellen. Das gemeinsame Essen im Betrieb wird sehr gut angenommen und sorgt für regen Austausch und Gemeinschaft.

Auch bei der Gestaltung gesundheitsförderlicher Maßnahmen im Betrieb haben die Mitarbeiter Mitspracherecht. So ist angedacht, die individuelle Gesundheit über mitfinanzierte Mitgliedschaften im Fitness-Studio zu unterstützen, das im September 2013 in direkter Nachbarschaft eröffnen wird. Geplant sind aber auch Gemeinschaftsaktionen im Betrieb, wie Einführungen in gesunde Bewegung, Rückenschule, Heben von schweren Lasten und Informationen zu Gesundheits-Checks. Für das nächste Sommerfest, zu dem auch Familienmitglieder eingeladen werden, ist eine Wanderung durch den Schönbuch mit anschließendem Bogenschieß- Event in Planung.

Handlungsbedarf wurde auch im Bereich Kommunikation und Führung ermittelt. So soll eine Sommerakademie für Führungskräfte etabliert werden, um durch regelmäßiges Training Führungskompetenzen und -qualitäten zu schulen. Im Führungskreis soll die „Methode der kollegialen Beratung“ als Instrument genutzt werden, um gemeinsam Lösungen für Herausforderungen des Führungsalltags zu entwickeln, miteinander zu lernen und von den Erfahrungen der Kollegen zu profitieren.

Des Weiteren arbeiten die Projektpartner momentan an einer Systemdokumentation, die sowohl das Qualitätsmanagement als auch das Umweltmanagement und das betriebliche Gesundheitsmanagement umfassen wird. Aus den ermittelten acht Gesundheitsrisiken und elf Gesundheitschancen werden Ziele definiert. Diese Ziele werden verlinkt mit dem Managementhandbuch, um in einem weiteren Schritt ein Verfahren zu etablieren, diese zu ermitteln und zu bewerten.

Beim nächsten ganztägigen Workshop werden die Themen Organisationsentwicklung, Kommunikation und Führung vertieft und konkretisiert. Außerdem müssen Betriebliche Planung und Prüfung sowie Überwachung, Messung, Analyse und Evaluation bearbeitet werden. Darauf folgen die Vorbereitung des internen Audits, samt Managementbewertung und Verbesserung. Im September 2013 wird die Mitarbeiterbefragung wiederholt und ausgewertet, um Erfolge zu verifizieren und die kontinuierliche Verbesserung sicherzustellen – doch schon heute schauen die Elsässer Filtertechnik und Ulrike Niethammer auf ein erfolgreiches Projekt.

Im Gespräch mit Frank Elsäßer

„Von erfolgreicher Arbeit profitieren alle“

Herr Elsäßer, was hat Sie als Geschäftsführer der Elsässer Filtertechnik GmbH veranlasst, in Betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren?
In dem ersten Gespräch mit Frau Niethammer ist mir bewusst geworden, dass nicht meine Lagerhalle und das moderne Bürogebäude den wichtigsten Wert meines Unternehmens darstellen, sondern dies in jedem einzelnen meiner Mitarbeiter zu finden ist. Ich hätte schon viel früher in meine Mitarbeiter investieren sollen.

Welche unternehmerischen Ziele verfolgen Sie mit dem BGMProzess?
Alle meine 32 Mitarbeiter genießen mein uneingeschränktes Vertrauen. Die meisten arbeiten schon sehr lange in meinem Unternehmen, über 75% von ihnen sind 40 Jahre und älter. Ich wünsche mir, dass meine Mitarbeiter auch die kommenden 20 Jahre gerne zur Arbeit kommen und dabei gesund und leistungsfähig sind.

Welchen Nutzen erwarten Sie sich von der Einführung der neuen DIN-Norm?
Ich möchte, dass sich jeder einzelne Mitarbeiter immer wieder darüber Gedanken macht, was er persönlich zum Erhalt der eigenen Leistungsfähigkeit und Gesundheit beitragen kann. Gemeinsam mit der Lenkungsgruppe arbeite ich kontinuierlich daran, die Rahmenbedingungen so zu gestalten, dass jeder sein berufliches Know-how und sein persönliches Potenzial voll einbringen kann, so dass wir gemeinsam wachsen und dauerhaft unsere hochwertigen Dienstleistungen anbieten werden. Im Jahr 2013 bauen wir eine neue Halle. Schon jetzt suchen wir neue Mitarbeiter, die zu uns passen. Ich möchte auch andere Unternehmer ermutigen, in Betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren, denn von erfolgreicher Arbeit in einem gesunden Unternehmen profitieren alle, Kunden, Mitarbeiter, Geschäftsführung und die Region.

Kontakt

Ulrike Niethammer
Steinbeis-Beratungszentrum Betriebliches Gesundheitsmanagement (Herrenberg)

Seite teilen