Die Erfolgsgeschichte von Smartphones und Tablet-Computern spielt sich nicht nur im privaten Konsumgütergeschäft ab. Auch für Unternehmen und Einrichtungen werden mobile Geräte und Anwendungen immer entscheidender. Das Heidelberger Steinbeis-Transferzentrum Medical Embedded Systems arbeitet derzeit an einer speziellen iPhone und iPad Anwendung für Ärzte, Praxen und Krankenhäuser.
Der derzeit verzeichnete Fortschritt mobiler Geräte ist so stark wie nie zuvor. Ständig kommen neue Modelle auf den Markt, die mit immer mehr technischen Details auftrumpfen. 3D-Displays, intelligente Touch- Mechanismen und benutzerfreundliche Integrationsinstrumente dominieren den heutigen Stand der Technik. Smartphones und Tablet-Computer ermöglichen nicht nur privaten Nutzern einen ständigen Zugriff auf das Internet und multimediale Daten. Auch für Unternehmen und vielreisende Manager gehören mobile Geräte inzwischen zur Standardausrüstung. Kundendaten können damit von unterwegs aus abgerufen und Geschäftsprozesse jederzeit gesteuert werden. Von diesen Vorteilen könnten auch Ärzte profitieren.
Doch bis jetzt sind Ärzte zum Betrachten von medizinischen Daten, wie von Computer- oder Magnetresonanztomographen, und Patienteninformationen auf stationäre Computer angewiesen. Direkt am Patientenbett, zu Visiten oder Besprechungen mit Kollegen auf patientenspezifische Daten zugreifen zu können, ist in den meisten Fällen noch Zukunftsmusik. Auch das Einholen einer zweiten Meinung ist oft nicht ohne Weiteres möglich, wenn der Kollege nicht vor Ort ist.
Das Steinbeis-Transferzentrum Medical Embedded Systems (MES) entwickelt daher mobile medizinische Anwendungen, die den Alltag von Ärzten vereinfachen sollen. Aufgrund der großen Verbreitung und Beliebtheit von iPhones und iPads unter Ärzten, wird vorerst besonders Wert auf die Unterstützung dieser Geräte gelegt.
Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung und Vermarktung von MITK pocket, einer Anwendung, die Ärzten flexiblen Zugriff auf medizinische Datensätze von Computer- oder Magnetresonanztomographen und die entsprechenden Patienteninformationen über ein iPhone oder iPad bereitstellt. Besonders fortschrittlich an MITK pocket ist eine neu entwickelte intelligente Streaming- Technologie, mittels der die Daten bereits während des Downloads angesehen werden können. Auch die Möglichkeit, Datensätze anzuzeigen, die größer als der zur Verfügung stehende Hauptspeicher sind, zeichnet MITK pocket aus. Durch MITK pocket soll sich das Arzt-Patienten-Verhältnis verbessern, indem patientenorientierte Konzepte wie „Bed-Side-Treatment“ und „Informed Con- sent" unkompliziert und ganz im Sinne des Patienten in die klinische Routine integriert werden. Da Ärzten nur wenig Zeit zur Einarbeitung in neue Softwarelösungen zur Verfügung steht, wurde im Laufe der gesamten Entwicklung viel Wert auf eine möglichst einfache und intuitiv zu bedienende Benutzeroberfläche gelegt.
Und der Einsatz wurde schon belohnt: für die innovativen Technologien und die einfache und ansprechende Benutzeroberfläche wurden die Steinbeis-MES-Experten mit dem German High Tech Champions Award ausgezeichnet. Dieser mit 10.000 Euro dotierte Preis der Fraunhofer-Gesellschaft beinhaltete eine Präsentation von MITK pocket auf der RSNA 2011, dem weltweit größten Radiologen-Kongress, der jährlich in Chicago stattfindet.
Damit nicht genug, hat das Steinbeis-Transferzentrum MES mit MITK bones ein weiteres innovatives Produkt entwickelt. Dabei handelt es sich um eine Augmented Reality Anwendung, die ebenfalls eine dominante Rolle im wissenschaftlichen Umfeld mobiler Applikationen einnimmt. So ermöglicht MITK bones einem Arzt bei einer beispielsweise minimalinvasiven Operation „in den Patienten zu sehen“. Dazu wird vor der Operation eine CT-Aufnahme mit speziell angefertigten Markern auf dem Patienten erstellt. Mit der im iPad integrierten Kamera kann die Position der Marker bestimmt werden, so dass auf dem Display des iPads die korrekte Position der Organe gezeigt wird. Damit dient die Anwendung einerseits dazu, den Arzt bei einer Operation zu unterstützen und kann andererseits zu einer anschaulichen Patientenaufklärung beitragen.
Professor Dr. habil. Hans-Peter Meinzer | Frederik Drosdzol
Steinbeis-Transferzentrum Medical Embedded Systems (MES, Heidelberg)