Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

lassen wir uns nicht blenden: die Krise sehen schon viele Unternehmen als überwunden, die Herausforderungen sind erkannt; aber haben wir auch dazugelernt, die Krise als Chance genutzt? Was für die großen Unternehmen gilt heißt noch lange nicht, dass es ebenso ein Leitbild für die klein- und mittelständischen Unternehmen ist.

Trotz momentanem profitablem Geschäft müssen wir uns die Frage stellen, ob wir generell zufrieden sein können. Klassische Ansätze und Methoden von gestern reichen heute nicht mehr aus. Konventionelles Management mit starker Ausrichtung an Liquiditätsaspekten und aktuellem Ertragspotenzial muss der Orientierung an einem Potenzialmanagement mit starker Ausrichtung am derzeitigen und zukünftigen Ertragspotenzial weichen. Die vordringlichsten Fragen lauten bereits heute: wo soll das Unternehmen in fünf bis zehn Jahren stehen, wie verändern sich Markt und Kundenwünsche, welche Branchenspielregeln werden obsolet? Und vor allem, wie bestimmen wir die Gesetzmäßigkeiten unserer Branche mit anstatt nur darauf zu reagieren?

Die Dinge werden chaotischer, das Hamsterrad dreht sich immer schneller, das Tagesgeschäft droht zu dominieren. Ein entscheidendes Kriterium ist heute, dennoch die Richtung zu finden und auch zu halten – der Kompass löst die Uhr ab! Klare Zielsetzung wird immer wichtiger. Im Alltag der Unternehmen muss Strategie mehr sein als nur die funktionale Bündelung von Geschäftsfeldplänen. Man macht sich Gedanken zu einzelnen Produkten und Prozessen, ein paar Prozent mehr Marktanteil, ein wenig Kostenreduzierung, ein etwas gefälligeres Design und nennt dies dann Marketing- und Produktionsstrategie! Aber wo sind eigentlich die Visionen?

Effizienzprogramme sind wichtig um Fehler der Vergangenheit zu korrigieren, aber zu einer führenden Position im Markt haben sie noch keinem Unternehmen verholfen – die Zukunft gewinnt man so nicht! Nicht Konjunktur sondern Innovation bringt uns nachhaltig nach vorn. Vorsprung durch Innovation ist der einzige Weg um Wohlstand und Beschäftigung in unserem Land zu sichern. Das Gebot heißt Erneuerung: von der Schallplatte zum Player, vom Telefon zum Handy, von der Lampe zu LEDs, vom Reißbrett zur virtuellen Produktentwicklung – und danach? Dabei ist Innovation mehr als eine neue (Produkt-)Idee. Nicht „happy engineering“ um des Erfindens willen sondern Ideen mit Scharfsinn und Erfindergeist aber auch mit Mut zum (überschaubaren) Risiko auf den Punkt – sprich Markt – bringen. Damit das Mögliche entsteht, muss immer wieder das Unmögliche versucht werden. Geld und Strategie sind wichtige Voraussetzungen für Innovationen – der Erfolg wird jedoch vom Menschen gemacht. Deshalb müssen wir verstärkt klare Ziele vorgeben und Perspektiven aufzeigen für die es sich lohnt auf die Barrikaden zu gehen. So gesehen eröffnen uns die Tage danach eine Menge neuer Gestaltungsspielräume – gestalten müssen wir aber schon selbst. Einen Einblick in das Potenzial des Steinbeis-Verbundes gibt Ihnen das aktuelle Transfermagazin. Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und für anstehende Veränderungsprozesse Leadership, Courage, Elan und natürlich auch Bravour!

Prof. asoc. univ. PhDr. Arno Voegele

Kontakt

Prof. asoc. univ. PhDr. Arno Voegele ist Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Produktion & Management und Direktor des Steinbeis-Transfer- Instituts Entwicklung & Management an der Steinbeis-Hochschule Berlin. Er ist Mitinitiator der Steinbeis Engineering Group, eines Expertenforums im Steinbeis-Verbund, und einer der fachlichen Leiter der Tagung „Steinbeis Engineering Forum“ am 12. April 2011.

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