Das Steinbeis-Transferzentrum Verfahrensentwicklung erhielt von der Firma etifix GmbH einen ungewöhnlichen Projektauftrag: eine Etikettiermaschine für Selbstklebeetiketten sollte entwickelt werden, auf der man ohne größere Umrüstarbeiten alle Arten von Behältern, wie Flaschen, Dosen, Tiegel und Tuben, etikettieren kann.
Schon allein im Hinblick auf die geometrischen Anforderungen der Behälterabmessungen mit Durchmessern zwischen 20 mm und 200 mm und Längen bis 500 mm und die Tubenabmessungen mit Durchmessern zwischen 16 mm und 60 mm und Längen bis 300 mm schien es zunächst eine unrealistische, nicht lösbare Aufgabe zu sein, die Etikettierprozesse auf ein und derselben Maschine ablaufen zu lassen. Bisher machten die großen Dimensionsunterschiede der Behälter und Tuben völlig unterschiedliche Maschinenkonzepte notwendig.
Hintergrund der Aufgabenstellung war, dass in den vergangenen Jahren die Stückzahlen der zu etikettierenden Behälter und Tuben bei etifix nicht wesentlich zunahmen, jedoch hinsichtlich des Inhalts extrem stark in Varianten aufgeteilt werden mussten. Wesentlich zu Buche schlägt hierbei, dass die Kosten für diese Behälter und Tuben – in der Regel Einwegversionen – im Vergleich zu den Befüllungen sehr teuer sind. So liegt es nahe, aus Kostengründen gleichbleibende blanke Behälter und Tuben einzusetzen und lediglich die Etiketten dem Inhalt entsprechend zu wechseln.
Mit Hilfe der Konstruktionssystematik wurden am Reutlinger Steinbeis-Transferzentrum Verfahrensentwicklung Lösungsmatrizen erstellt und synthetisch ein Maschinenkonzept entwickelt, das die oben genannten Anforderungen voll erfüllt. Die Etikettiermaschine besitzt zwei Hubeinheiten, eine für Behälter und eine für Tuben. Die Behälter werden in V-förmig angeordneten Walzen und die Tuben auf einem drehbaren Pin aufgenommen und in beiden Fällen gegen eine Antriebswalze gedrückt, wo die Etiketten über eine Spenderkante auf Behältern oder Tuben abgespendet werden. Das entscheidende Merkmal ist, dass dabei keine werkstückspezifischen Formteile notwendig sind. Allein schon diese Besonderheit stellt eine weltweite Neuheit dar. Mittlerweile wurden auf die Maschine, die bereits als Halb- oder Vollautomat erhältlich ist, Schutzrechte erteilt.
Prof. Karl Schekulin
Steinbeis-Transferzentrum Verfahrensentwicklung (Reutlingen)
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