Zur praxisorientierten Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) entwickelt das Team am Steinbeis-Innovationszentrum Wissen + Transfer in Villingen-Schwenningen eine internationale Plattform für das Management von Intellectual Property in kleinen und mittleren Unternehmen (KMU), die den Nutzern alle relevanten Daten aus dem Bereich des gewerblichen Rechtschutzes – national, aber auch international – zur Verfügung stellt.
Globalisierung und Digitalisierung eröffnen Unternehmen in zahlreichen Branchen sehr gute Zukunftsperspektiven – die Erschließung von neuen Märkten begünstigt neben Wachstum auch die Optimierung der angebotenen Produkte. Um diese Ziele zu erreichen, sind KMU trotz oft deutlich begrenzter Ressourcen gezwungen, sich an den Strategien von Konzernen zu orientieren: Um auf globalen Märkten agieren zu können, sind gewerbliche Schutzrechte, insbesondere Patente und Gebrauchsmuster, von essentieller Bedeutung – sei es um die eigene Technologie vor Imitation zu schützen oder um sicherzustellen, dass in einem anderen Land Schutzrechte Dritter nicht verletzt werden.
Das Projekt IP4SME (Intellectual Property for small and medium-sized enterprises) ist eine innovative Online-Plattform, die gemäß dem Prinzip „One-Stop-Shop“ alle erforderlichen Informationen und Dienstleistungen zum Thema gewerblicher Rechtschutz bereitstellt. In die Konzeption fließen die Anregungen eines internationalen Umfeldes ein: Das webbasierte Informationsforum, das primär für kleine und mittlere Unternehmen in jeder Phase des Innovations- und Verwertungsprozesses hochwertige, bisher nur für finanzstarke Großunternehmen erschließbare IPR Business Informationen zur Verfügung stellt, wird gemeinsam mit Partnern aus Amsterdam, Stuttgart, Ankara und Athen realisiert. IP4SME bietet Werkzeuge zur Bewertung sowie zur Verwertung von Schutzrechten und vermittelt durch ein Netzwerk aus IP-Experten wertvolles Wissen.
Besonders für KMU beseitigen die Tools bisher unüberwindbare Hürden: Die vollautomatisierte Patentbewertung liefert den Patentinhabern innerhalb von wenigen Minuten einen monetären Wert, der unmittelbar fundierte Rückschlüsse auf das Wertschöpfungspotenzial verschiedener gewerblicher Schutzrechte erlaubt. In diesem Zusammenhang erweist sich die netzwerkförmige Kooperation, die im Rahmen des Projektes IP4SME erfolgt, als besonders hilfreich: Der Beitrag der Lighthouse IP, die über Niederlassungen in Amsterdam, New York sowie Chengdu verfügt und weltweit führender Anbieter von Schutzrechtsinformationen ist, leistet die Zusammenführung der eigenen Datensätze mit Informationsbeständen von über 100 Patentämtern. Die „Licensing-Matching- Engine“ ermöglicht die automatische Verknüpfung von Anmeldern und Inhabern von Schutzrechten mit potenziellen Lizenznehmern und ist daher im Vergleich zu bisherigen Angeboten hochgradig innovativ – konkret äußert sich dies in einer Effizienzsteigerung des Verwertungsprozesses in Bezug auf Zeit und Kosten.
Darüber hinaus fließen die durch Globalisierungsstrukturen definierten Herausforderungen auf einer weiteren Ebene in die revolutionäre Dienstleistung ein: Die zwingend erforderliche Verfügbarkeit qualitativ hochwertiger Übersetzungen chinesischer Patentschriften ist eine der Kernkompetenzen der Lighthouse IP und wird zum Wohl der Anwender in das Angebot von IP4SME integriert. Wer nicht erkennt, dass der Einfluss asiatischer Patente auf die Märkte in Europa und den USA exponentiell zunimmt, wird Marktanteile verlieren, Konkurrenzfähigkeit einbüßen oder gar den Fortbestand des eigenen Unternehmens gefährden.
Diese faktische Erkenntnis in die Konzeption einbeziehend, planen die an IP4SME beteiligten Akteure auch die Stärkung der Beziehungen zwischen Europa und den USA. Das Projekt vereinfacht die internationale Kontaktaufnahme zu Experten erheblich: Patentverwertungsagenturen, IP-Headhunter, Übersetzungsbüros, Patentanwälte und weitere Akteure können unmittelbar und gezielt angesprochen werden. So werden beispielsweise mit Hilfe einer speziellen Software Patentanwälte, die in den entsprechenden Technologiefeldern führend sind, anhand von Klassifikationen identifiziert – der Vorteil liegt auf der Hand: Kanzleien, die aufgrund zurückliegender Anmeldungen in bestimmten Bereichen bereits ein immenses Wissen zur entsprechenden Technologie und zum Stand der Technik besitzen, können besonders kompetent beraten und alle zentralen Aspekte unmittelbar abhandeln.
Ein weiterer Aspekt der Plattform ist für potenzielle Nutzer von zentraler Bedeutung: Die Verwendung eines Tools der InTraCoMGroup, das eine automatische Patentbewertung ermöglicht und als Ergebnis einen monetären Betrag liefert, erleichtert betriebliche Innovationsprozesse erheblich. Die Software-Anwendung arbeitet mit unterschiedlichen Merkmalen und basiert auf anerkannten wissenschaftlichen Methoden. So können in kurzer Zeit Patente, Patentfamilien sowie Patentanmeldungen ermittelt und bewertet werden.
Durch die Einbindung des Steinbeis-Teams in Villingen-Schwenningen, das sich seit über 20 Jahren mit dem Thema Schutzrechte befasst, kann das Know-how zum Thema IP in Form von E-Learning Tools maximiert werden. Durch die Erfahrung und Begleitung unterschiedlicher Projekte mit dem Schwerpunkt Innovationsmanagement sowohl im Bereich der Privatwirtschaft als auch als Impulsgeber für staatliche Akteure bei Finanzierungs- und Förderthematiken, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Fragestellungen zum Management von Schutzrechten sowie diversen Verwertungsvorhaben bringt das Steinbeis-Team eine erhebliche Expertise in IP4SME ein. Diese manifestiert sich konkret in der Durchführung von webbasierten Trainings für KMU und verhilft den genannten Akteuren zu einem wesentlichen Vorteil gegenüber konkurrierenden Unternehmen, die über ein solch fundiertes Informationsangebot nicht verfügen.
Im Rahmen der nächsten Konzeptionsphase ist die Implementierung einer Patentbörse geplant, die Anbieter mit Käufern oder Lizenznehmern zusammenführt und im Verwertungsprozess ebenfalls unterstützt. Während das dem Projekt zugrunde liegende erhebliche Innovationspotenzial erst in der Zukunft erschlossen werden kann, steht bereits derzeit fest, dass durch die Einbindung der genannten Akteure in die Konzeption von IP4SME ein erheblicher Mehrwert entsteht und für in innovativen Branchen tätige KMU eine sehr gute und zeitgemäße Lösung bereitgestellt wird. Mit der analytischen Vorgehensweise wird dem Leitbild des Steinbeis- Verbundes entsprochen: Technologie.Transfer.Anwendung.
Im Rahmen der Veröffentlichung des Projektes veranstaltet das Team des Steinbeis-Innovationszentrums gemeinsam mit dem Projektkonsortium drei Kongresse: Der Eröffnungskongress findet im März 2017 im Steinbeis-Haus in Stuttgart statt. Zwei weitere folgen im April 2017 in Chengdu und im Juni 2017 in New York.