Michael Köhnlein und Peter Wittmann vom Steinbeis Digital Business Consortium erklären, was die Digitalisierung und Vernetzung für Unternehmen bedeuten und wie sie bei der Gestaltung dieses Veränderungsprozesses von Steinbeis unterstützt werden können.
Herr Köhnlein, Herr Wittmann, das Steinbeis Digital Business Consortium wurde im Oktober 2016 gegründet. Welche Ziele verfolgt das Steinbeis-Unternehmen?
Michael Köhnlein: Die Digitalisierung der Geschäftsprozesse ist die vierte industrielle Revolution, aber wesentlich mehr als das Schlagwort Industrie 4.0. Sie verändert nicht nur den Produktionsprozess, sondern den gesamten Wertschöpfungsprozess. Das Steinbeis Digital Business Consortium setzt sich mit diesem Veränderungsprozess intensiv auseinander und legt seinen Schwerpunkt dabei auf die Entwicklung der Geschäftsfähigkeiten von Unternehmen in Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistungen. Steinbeis Digital versteht sich als Plattform mit Umsetzungskompetenz für die Herausforderungen in den digitalen Geschäftsprozessen. Wir stoßen den digitalen Wandel bei Unternehmen an und begleiten ihn. Dabei bieten wir den notwendigen Vertrauensraum für die Bildung von Allianzen und/oder Konsortien. Wir nutzen den Sachverstand aus dem Steinbeis-Verbund und von externen Know-how- Trägern aus den unterschiedlichsten Wissensbereichen, um die geforderten Kompetenzen für die Problemlösungen anzubieten. Damit sind wir die Plattform für den digitalen Wandel.
Sie waren maßgeblich in die Konzeptentwicklung für das Steinbeis Digital Business Consortium involviert. Welche Chancen, aber auch welche Herausforderungen bedeutet dieses für Steinbeis?
Peter Wittmann: Durch die bisherige Zusammenarbeit mit dem Ferdinand- Steinbeis-Institut und vor allem mit dessen Leiter, Prof. Dr. Heiner Lasi, wurde deutlich, dass sich die großen Unternehmen intensiv mit den Marktveränderungen durch die Digitalisierung beschäftigen und auch konkrete Lösungen dafür erarbeiten. Der Mittelstand dagegen verfügt in der Regel nicht über die notwendigen Ressourcen, um den digitalen Wandel alleine bewältigen zu können. Hier setzen wir an: Wir bieten mit Steinbeis Digital die Plattform und den notwendigen Vertrauensraum für eine unternehmensübergreifende Zusammenarbeit an. Für Steinbeis besteht die Herausforderung darin, dass sich die oftmals technologiegetriebenen Unternehmen innerhalb des Steinbeis-Verbundes zu Wissensnetzwerken und Projektteams zusammenschließen lassen, um passgenaue Lösungen für die Kunden anbieten zu können.
Das Thema Digitalisierung und Vernetzung ist aus dem Unternehmensalltag nicht mehr wegzudenken. Welche Auswirkung hat es Ihrer Meinung nach auf den Wissens- und Technologietransfer?
Michael Köhnlein: Mit heute mehr als 1.000 aktiven Steinbeis-Unternehmen im Verbund hat Steinbeis in den letzten 30 Jahren den unternehmerischen Technologietransfer erfolgreich geprägt. Die Ausrichtung lag im Wesentlichen in der Verbesserung von technologischen und/oder innovativen Problemlösungen. Die Digitalisierung stellt auch Steinbeis vor neue Herausforderungen: Jetzt müssen nicht Einzelprozesse im Detail verbessert werden sondern der gesamte Wertschöpfungsprozess im Unternehmen verändert sich. Die Kompetenz der einzelnen Steinbeis- Spezialisten ist weiterhin gefragt und notwendig, aber es bedarf einer Netzwerkorganisation, die für den Kunden die richtigen Partner und Kompetenzen zusammenführt, um die geforderten ganzheitlichen Lösungen auch aus einer Hand anbieten zu können. Der bisher kleinteilige Wissens- und Technologietransfer wird zunehmend ergänzt werden durch Kooperationen inner- und außerhalb von Steinbeis.
Der Bedarf an den Dienstleistungen im Bereich Digitalisierung und Vernetzung wird in der nahen Zukunft stark wachsen, genau wie die Zahl der Dienstleister. Welche Vorteile hat das Steinbeis Digital Business Consortium gegenüber den anderen Anbietern? In welche Richtung soll die weitere Entwicklung gehen?
Peter Wittmann: Steinbeis Digital kann durch die enge Verzahnung mit dem Ferdinand-Steinbeis-Institut wissenschaftliche Erkenntnisse sehr schnell in die konkrete Projektumsetzung einbringen. Es verfügt damit über eine eigene Wissensquelle. Durch das vernetzte Arbeiten in unterschiedlichen Branchen, Projekten und Konsortien können Trends in der Digitalisierung besser erkannt und die richtigen Lösungen angeboten werden. Unser Ziel ist es, möglichst viele Unternehmen innerhalb und außerhalb des Steinbeis-Verbundes unter dem Dach des Steinbeis Digital Business Consortiums zu zeitlich befristeten oder projektbezogenen Allianzen zu organisieren. Der digitale Wandel und dessen Herausforderungen sind für den Mittelstand eine Chance, die wir mit unserem Leistungsangebot erfolgreich gestalten wollen.
Michael Köhnlein und Peter Wittmann sind Managing Partner im Steinbeis Digital Business Consortium, das von Ralf Lauterwasser geleitet wird. Das Steinbeis-Unternehmen bietet seinen Kunden die Initiierung und Koordination von Konsortien zur Entwicklung und Umsetzung von Digitalisierungsstrategien in Industrie, Handel, Handwerk und im Dienstleistungssektor, die Analyse von Wertschöpfungsprozessen sowie die Entwicklung von Geschäftsmodellen und das Organisieren von Mittelstandsallianzen zur Bewältigung des digitalen Wandels (Micro-Testbeds).
Michael Köhnlein
Peter Wittmann
Steinbeis Digital Business Consortium (Stuttgart)
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