„Energie bewegt die Welt!“

Im Gespräch mit Heinz Pöhler, Leiter des Steinbeis-Beratungszentrums 4IES

Heinz Pöhler erklärt im Interview, warum er vom Thema Energie so fasziniert ist und welche Rolle nachhaltige Energiekonzepte in der Industrie und im Gebäudebereich spielen. Er denkt auch über die Zukunftsstrategie in diesem Bereich nach.

Herr Pöhler, Ihr Werdegang zeigt auf den ersten Blick, dass Sie vom Thema Energie fasziniert sind: Ausbildung, Studium, berufliche Tätigkeit für die Stromversorgungsanlagen der Siemens AG, Gastdozent für Energiewirtschaft an der Hochschule Ulm und schließlich Leiter des Steinbeis-Beratungszentrums 4IES, das sich vorrangig mit dem gleichen Thema beschäftigt. Was fesselt Sie an der Energiefrage?

Energie bewegt die Welt! Ohne Energie gibt es keine Entwicklung: Von der Entdeckung des Feuers über die Entwicklung der Dampfmaschine bis hin zur Nutzung von Photovoltaikmodulen im Weltall hat die innovative Nutzung von Energie die Menschheit maßgeblich beeinflusst und weitergebracht.

Die Energieerzeugung und die Energieverteilung haben mich schon während des Studiums begeistert, sei es die Komplexität eines Kraftwerkes, die sichere Versorgung von Industrie und Haushalten oder seien es innovative Erneuerbare Energien mit Speichertechnologien. Von jeher ist eine technische Herausforderung mit dem Thema Energie verbunden, die so wirtschaftlich wie möglich zu realisieren und nicht zuletzt politisch oder innerhalb einer Organisation umzusetzen ist. Als Ingenieur reizt es mich, die Energie so effizient und wirtschaftlich wie nur möglich zu nutzen. Mit der Diskussion über die Energiewende treten wirtschaftliche und politische Aspekte auch immer mehr in das Interesse der Öffentlichkeit, was das Thema noch spannender macht.

Einer der Tätigkeitsschwerpunkte Ihres Steinbeis-Unternehmens liegt in dem Bereich der nachhaltigen Energiekonzepte. Sie haben sich insbesondere auf dem Gebiet der Energieberatung für Industrie und Nichtwohngebäude spezialisiert. An welchen Dienstleistungen haben Ihre Kunden insbesondere Bedarf?

Der Bedarf unserer Kunden ist sehr unterschiedlich. Manche stehen noch am Anfang, hier müssen erstmal die Möglichkeiten der effizienteren und kostengünstigeren Nutzung von Energie bewusst gemacht werden. Dafür bewerten wir, im Rahmen einer Bestandsaufnahme, die Energieeinsparpotenziale und untersuchen die Heizungs-, Lüftungsund Klimatechnik, die Energieversorgung, Gebäudetechnik und Beleuchtung sowie die prozessnahe Kältetechnik und Druckluftsysteme. Unter Berücksichtigung der Kostenentwicklung der einzelnen Energieträger sowie der am Markt verfügbaren Technologien erstellen wir für unsere Kunden anschließend ein nachhaltiges, umweltbewusstes, wirtschaftliches, langlebiges, individuelles und bedarfsorientiertes Energiekonzept. Hinzu kommt noch die Beratung der Fördermaßnahmen.

Andere Kunden sind schon ein paar Schritte weiter und benötigen Unterstützung bei der Umsetzung, beispielsweise bei unabhängigen Gutachten für die Finanzierung ihrer Energieeffizienzmaßnahmen und bei der Antragsstellung der Zuschüsse.

Der Fokus unserer Kunden liegt primär auf den Fertigungsprozessen. Das Thema Energie spielt vorerst eine untergeordnete Rolle. Nach unserer Beratung ist der Kunde sensibilisiert und das Thema Energieeinsparung gewinnt an Stellenwert. Daher benötigt er einen Partner, der ihn als „rechte Hand“ bei der Auftragsvergabe herstellerunabhängig berät und in der Umsetzungsphase die gewünschte Qualität sicherstellt.

Aufgrund der Änderungen des Energiedienstleistungsgesetzes und der Vorgabe zur Energiesteuerrückerstattung nach SpaEfV ist in Deutschland die Nachfrage nach Unterstützung bei den Auditierungen nach DIN EN 16247 und ISO 50001 stark gestiegen.

Wie soll Ihrer Meinung nach die Zukunftsstrategie für die Weiterentwicklung der nachhaltigen Energiekonzepte im Gebäudebereich aussehen?

Als erstes sollten alle Energieeinsparpotenziale ausgenutzt werden, um den Energieverbrauch zu senken. Energie, die nicht gebraucht wird, muss weder erzeugt noch eingekauft werden. Je nach Anwendung oder Fertigungsprozessen gibt es sehr viele Möglichkeiten. Prozessbedingter Wärme- und Kältebedarf sollten aufeinander abgestimmt werden. Sie könnten mithilfe von Wärmerückgewinnung, Wärmepumpen, Einsatz von Erneuerbaren Energien und/oder Eigenstromerzeugung mit Energiespeichern optimiert werden.

Ein übergeordnetes Monitoring- und Lastmanagementsystem optimiert dabei medienübergreifend die Energieflüsse – denn nur was ich messen kann, kann ich auch verbessern. Es gilt aber auch über die eigenen Betriebsgrenzen hinauszuschauen, vielleicht hat der Nachbar ein Wärmeüberangebot, welches genutzt werden kann.

Nachhaltige Wirtschaft – kann das funktionieren? Und welche Rolle spielt die Ressourceneffizienz dabei?

Nachhaltigkeit besteht aus der Balance zwischen Wirtschaftlichkeit/ Ökonomie auf der einen Seite und Ökologie/Umweltverträglichkeit auf der anderen Seite.

Nachhaltige Energiesysteme orientieren sich stets am Bedarf. Energie ist nur eine Ressource unter vielen. Mitarbeiter, Rohstoffe, Wissen usw. sind ebenfalls wichtige Ressourcen, bei denen es gilt, nachhaltig damit umzugehen und eine Balance zu finden. Ein System, das nur einseitig auf Gewinnmaximierung oder Sozialverträglichkeit ausgerichtet ist, wird, wie die Geschichte zeigt, früher oder später scheitern, wenn es nicht ausgewogen mit Material, Menschen und Energie umgeht.

Kontakt

Heinz Pöhler ist Leiter des Steinbeis- Beratungszentrums 4IES. Das Steinbeis-Unternehmen bietet seinen Kunden Energieberatung für Industrie und Nichtwohngebäude, Entwicklung von nachhaltigen Energiekonzepten und innovativen Energiesystemen mit Photovoltaik sowie Ressourceneffizienzberatung.

Heinz Pöhler
Steinbeis-Beratungszentrum 4IES (Laichingen)
SU1624@stw.de

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