Gewusst wo

Steinbeis-Experten unterstützen Unternehmen bei der Standortwahl

Das Innovationsstreben von dynamischen Unternehmen lässt sich mit politischen Rahmenbedingungen oftmals nur bedingt vereinbaren. Deren mangelnder Weitblick und überschaubare Flexibilität, so das Empfinden der Unternehmer, stehen der Nutzung des eigenen Innovationspotenzials häufig im Weg. Dass es auch anders geht, zeigt ein erfolgreiches Projekt des Steinbeis-Transferzentrums Infothek aus Villingen-Schwenningen. Das Team um Leiter Wolfgang Müller begleitete in den vergangenen Monaten die MCAT GmbH im Zuge der Umsiedelung von Konstanz nach Donaueschingen.

Seit längerer Zeit war MCAT auf der Suche nach einem geeigneten Standort, an dem sich die Dynamik des in den Life Sciences, der Polymerwissenschaft sowie der organischen Chemie tätigen Unternehmens optimal entfalten kann, da dies im bislang genutzten Gebäude in Konstanz nicht mehr möglich war. Im Laufe der strategischen Überlegungen rückte eine nahe des Bodensees gelegene Region in das Zentrum des Interesses: der Schwarzwald-Baar-Kreis. Die sehr gute Verkehrsanbindung sowie die geographisch zentrale Lage zwischen den Universitätsstandorten Freiburg, Konstanz und Stuttgart stellen einen visionären Rahmen für ein innovatives Unternehmen dar. Somit kann eine sukzessive Fortführung der Forschungen zu chemischen Spezialitäten in neuen und optimiert gestalteten Laboren erfolgen. Des Weiteren plant das Unternehmen einen massiven Ausbau des Dienstleistungsangebotes. Unter anderem sollen analytische Messungen und Untersuchungen, die im eigenen Analytiklabor durchgeführt werden, in der Region intensiv angeboten werden, da MCAT neben den analytischen Standardgeräten wie Schmelzpunktmessgeräte und Refraktometer auch über HPLC-Anlagen verfügt. Besonders innovativ und somit ein technologischer Eckpfeiler des Unternehmens ist das 400 MHz Kernspin-Gerät (NMR), mit dem die Struktur sowie die Reinheit zahlreicher Stoffe bestimmt werden kann.

Ein weiteres zentrales Kriterium für die Ansiedlung in Donaueschingen war der rege Kontakt zu Partnerunternehmen sowie der angestrebte direkte Transfer von Erkenntnissen aus der Forschung: Die Lösungen von MCAT sind für das für die lokale Wirtschaft äußerst zentrale und zahlreiche Betriebe umfassende Cluster Medizintechnik von Bedeutung. Die wesentliche Erkenntnis, die sich unmittelbar nach Beginn des Austausches zwischen Steinbeis und MCAT ergeben hat, fasst Wolfgang Müller zusammen: „Von der Ansiedlung von MCAT bei uns im Schwarzwald- Baar-Kreis werden zahlreiche Akteure nachhaltig profitieren“. Im Verlauf der Gespräche zwischen Dr. Markus Ringwald, Gründer und Geschäftsführer der MCAT GmbH, und Wolfgang Müller wurden zahlreiche Szenarien erörtert. „Die Region Schwarzwald ist sowohl für die Zukunft unseres Unternehmens als auch für die Familien unserer Mitarbeiter der ideale Standort. Diese Erkenntnis ist ein Derivat aus den Gesprächen mit Steinbeis“, ergänzt Markus Ringwald.

Wesentlich begünstigt wurde die Umsetzung des Vorhabens von MCAT durch ein Umdenken der Politik auf Landesebene: Das in Baden-Württemberg seit dem Jahr 2014 bestehende und vom Ministerium für ländlichen Raum und Verbraucherschutz implementierte Förderprojekt „Spitze auf dem Land! Technologieführer für Baden-Württemberg“ soll zur Erhaltung und Steigerung der Innovationskraft in ländlichen Räumen beitragen. Kleine und mittlere Unternehmen werden, wie im konkreten Fall die MCAT GmbH, durch die Landesregierung bei Innovationsprozessen finanziell unterstützt und somit vom Verbleib oder der Ansiedlung in Baden-Württemberg überzeugt.

Vor der Ausschüttung von Fördergeldern bedarf es valider Erkenntnisse über das beantragende Unternehmen. Das Steinbeis-Team hat diese kompetent in Form eines Business-Plans erbracht. Im Rahmen der detaillierten Analyse der Daten wurde schnell klar, „dass dieses Unternehmen hierher muss“ und „es die lokale Gesamtstruktur erheblich bereichern wird“, wie Wolfgang Müller betont. Das Team aus Villingen- Schwenningen war an der Antragsstellung federführend beteiligt und konnte dabei seine Expertise einbringen.

Der Blick in die Zukunft, der sich auch im Entwurf der Räumlichkeiten in Donaueschingen äußert, einigt alle beteiligten Akteure. „Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Umweltschonung sind unsere Leitlinien“, hebt Markus Ringwald hervor und prädestiniert sein Unternehmen daher für das seit dem vergangenen Jahr bestehende Förderprogramm des Landes. Aber auch die Atmosphäre spielt eine wesentliche Rolle. Markus Ringwald hatte von Anfang an das Gefühl in Donaueschingen willkommen zu sein. Diese positive Wahrnehmung unterstreicht auch Josef Bea, der für die Stadtverwaltung Donaueschingen tätig ist: „Es war für alle beteiligten Dienststellen der Stadtverwaltung selbstverständlich, Wege zur Ansiedlung des Unternehmens in Donaueschingen aufzuzeigen und gemeinsam zu begehen. Ganz erfreulich war, dass die gemeinsamen Bemühungen, Zuschüsse aus dem Landesprogramm ‚Spitze auf dem Land! Technologieführer für Baden-Württemberg‘ zu erhalten, von Erfolg gekrönt waren“.

Markus Ringwald, Wolfgang Müller und die Vertreter der Stadt Donaueschingen verfügen jedoch auch jenseits unternehmerischer Strategien über zahlreiche gemeinsame Werte, die sich auf strukturelle Überlegungen beziehen. „Wirtschaft und Gesellschaft sind untrennbar und werden es auch bleiben“, betont Wolfgang Müller und verweist damit auch auf die unternehmerische Verantwortung, die Markus Ringwald mit seinem Unternehmen gerne wahrnimmt, indem er plant, durch Wachstum kontinuierlich neue Arbeitsplätze zu schaffen und Menschen in der Region eine Perspektive zu bieten. Die zukunftsorientierten Maßnahmen vor Ort beschränken sich jedoch nicht auf existentielle Faktoren. Auch Überlegungen der Work-Life-Balance rücken zunehmend in das Zentrum strategischer Planungen. Dies zu intensivieren ist ein erklärtes Ziel der Stadt Donaueschingen, wie Josef Bea hervorhebt: „Die Stadt trägt durch optimale weiche Standortfaktoren einen wesentlichen Teil bei. Hohe Kostenbeträge werden jährlich in das Bildungsangebot, in kulturelle und sportliche Veranstaltungen und Freizeitangebote investiert“. Die Steigerung der Attraktivität einer ländlichen Region ist ein wesentliches Instrument der Sicherung der Zukunft von Donaueschingen.

Neben der Anziehungskraft, die Ballungsräume gerade auf junge Menschen ausüben, ergeben sich auch in ländlichen Gebieten erhebliche Vorteile. Dr. Magnus Schmidt, leitender Mitarbeiter der MCAT, erklärt die Mechanismen des Immobilienmarktes: „Meine Familie wollte schon immer ein eigenes Heim – in Konstanz wäre dies sicher ein Traum geblieben. Heute genießen wir bereits unser eigenes Zuhause in Donaueschingen. Dass nun auch die Firma hierherzieht, bedeutet für uns eine große Steigerung der Lebensqualität, da für mich der lange Anfahrtsweg nun wegfällt.“

An- und Umsiedlungsvorgänge sind komplex und werden von einer Vielzahl von Parametern beeinflusst. Flexibilität und Offenheit begünstigen Innovation daher erheblich. Dazu ist es notwendig, dass das Wissen und die Netzwerke zahlreicher Akteure gebündelt werden, um formulierte Ziele zu erreichen. Die Ansiedlung der MCAT GmbH in Donaueschingen zeigt das deutlich. Das Vorhaben von Markus Ringwald ließ sich durch die kompetente Beratung von Steinbeis umsetzen und profitierte außerdem von den landespolitischen Veränderungen sowie der offenen Haltung der Stadt Donaueschingen, die sich von anderen Kommunen wesentlich unterschied. Wolfgang Müller fasst den Innovationsprozess zusammen: „Es muss ein Diskurs auf Augenhöhe zwischen allen Beteiligten stattfinden, in dessen Rahmen sämtliche Aspekte vereinbart und Schnittmengen ermittelt werden können“. Kompromisse zwischen Akteuren, die unterschiedliche Interessen verfolgen, erfordern Verhandlung. Nur auf diese Weise kann die Zukunft gesichert und gestaltet werden – der Innovation auf dem Markt muss die Innovation im geistigen Zentrum vorausgehen.

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