„Die nächsten zehn Jahre können kommen!“

Im Gespräch mit Prof. Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers, Vorstandsvorsitzender des Forums Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg e.V. und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Steinbeis- Stiftung

Womit ist das Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg e.V. aktiv? Welche Herausforderungen und Chancen bringt die Zukunft für die Luft- und Raumfahrt im Land Baden-Württemberg? Das erläutert Prof. Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers im Interview.

Herr Professor Ahlers, Sie sind Vorstandsvorsitzender des 2005 gegründeten Forums Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg e.V. (LR BW). Was war vor zehn Jahren der Anlass für die Gründung des Forums?

Zu Beginn befanden wir uns in einer sehr eigenartigen Situation, als wir von einer Studie in Baden-Württemberg erfuhren, in der die Luft- und Raumfahrt nicht als Schlüsselbranche festgehalten war. Für uns als Unternehmer war dies eine nicht zu akzeptierende Feststellung. Gerade die Luft- und Raumfahrtbranche ist in einer herausragenden Rolle im Land, in der Ausbildung ist Baden-Württemberg ebenso führend wie in der industriellen Umsetzung. Innovationen greifen auch auf andere Branchen über. Folglich musste etwas getan werden. Wir beschlossen also, uns um den aktuellen Stand der Luft- und Raumfahrtbranche zu kümmern. Hierbei fanden wir auch auf ministerieller Seite Unterstützung, so dass im damaligen Wirtschaftsministerium eine Art „Task Force“ gegründet wurde – mit sehr großem Erfolg. Es wurde sehr schnell klar, dass das Land enorme Ressourcen auf wissenschaftlicher und industrieller Ebene hat. Das Forum LR BW handelte von Anfang an nach der Devise: „Gemeinsam sind wir stark“.

Im Lauf der Zeit brachten wir neue Broschüren zum Thema Luft- und Raumfahrt heraus, erarbeiteten in einer Studie das neue Nutzungskonzept für den ehemaligen Militärflughafen Lahr sowie für das Flugfeld Böblingen/Sindelfingen, darüber hinaus realisierten wir 2011 zusammen mit der Wirtschaftsförderung Region Stuttgart GmbH (WRS) den ersten Kompetenzatlas für unsere Branche, seine Neuauflage ist für das zweite Halbjahr 2015 geplant. Die Gründung 2005 war also ein voller Erfolg.

Dies auch unter dem Aspekt, dass wir sehr eng mit dem Landesverband der Baden-Württembergischen Industrie (LVI) zusammenarbeiteten, um den branchenübergreifenden Aspekt deutlich zu machen. Auch die Zusammenarbeit mit dem Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie in Berlin und der AeroSpace and Defence Industries Association of Europe (ASD) in Brüssel trug zu einer erfolgreichen Netzwerkbildung bei. Wir sind aus Baden-Württemberg heraus erfolgreich auf nationaler und internationaler Ebene.

Mit welchen Aktivitäten verfolgt das Forum heute seine Ziele? Wo besteht aus Ihrer Sicht die Herausforderung und die Chance für das Forum?

Wir sind für unsere Mitglieder aktiv: in Bezug auf konkrete Projekte als auch den Ausbau unseres Netzwerkes. Wir organisieren Veranstaltungen, um neue Themen zu diskutieren und deren Auswirkungen auf unsere Arbeitswelt zu analysieren. Für bestimmte Themen haben wir Arbeitskreise gebildet, um einen kontinuierlichen Austausch zu pflegen. Hierzu gehört die Supply Chain, die Thematik Verteidigung und Sicherheit, das Thema Virtualität im AK Virtual Aircraft sowie die Satellitentechnik. Und auch in Bezug auf gemeinsame Messeauftritte haben wir mittlerweile einen sehr guten Standard erreicht.

Aus unseren Mitgliedern heraus sorgen wir dafür, dass neueste Erkenntnisse schnell kommuniziert und mit dem Mitgliederkollektiv geteilt werden. Dies geschieht über verschiedene Wege zum einen durch die Arbeitskreise und Sondermailings an die Mitglieder aber auch über unsere Newsletter. Über diesen Informationsfluss bleiben die Mitglieder informiert und werden zeitgleich auch zum Handeln aufgefordert.

Herausforderungen haben wir genügend, beispielsweise die sich ändernde Zuliefererkette, in der gerade mittelständische Unternehmen sich behaupten müssen, sowie die rasanten Veränderungen im technologischen Bereich. Hier gilt es, Innovation nicht nur als Schlagwort zu verwenden, sondern sich inhaltlich mit den neuen Themen auseinanderzusetzen. Gerade Steinbeis hat hier einen interessanten Aspekt herausgearbeitet, nämlich die „InnovationsQualität“: Wir müssen die Frage beantworten, was uns das Neue Wert ist. Chancen bieten sich an allen Ecken und Enden. Wir müssen immer darauf achten, dass wir fokussiert sind: Unsere Stärken stärken.

Herr Professor Ahlers, Sie sind auch stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Steinbeis-Stiftung. Wie sieht die Zusammenarbeit dieser beiden Institutionen – LR BW und Steinbeis – aus?

Ich danke Ihnen sehr für diese Frage. Gibt sie mir doch die Gelegenheit, der Steinbeis-Stiftung für die enge Kooperation zu danken. Auf der einen Seite ist Steinbeis im Vorstand des LR BW durch Prof. Dr. Michael Auer vertreten, auf der anderen Seite haben wir bereits mehrere Aktivitäten gemeinsam erfolgreich vorangetrieben. Die Steinbeis-Unternehmen nehmen eine sehr wichtige Aufgabe für die mittelständische Industrie wahr, dies auch in der Luft- und Raumfahrtbranche. Und wir haben gemeinsam die Akademie für Luft- und Raumfahrt (ASA) gegründet, mit der wir auch im Ausbildungsbereich neue Akzente setzen wollen.

Baden-Württemberg gehört momentan zu den führenden Standorten der Luft- und Raumfahrtbranche Deutschlands. Was ist aus Ihrer Sicht notwendig, damit das auch in Zukunft so bleibt?

Wir müssen uns auf der politischen Seite klar sein, dass nur durch eine klare Aussage zum Luft- und Raumfahrtstandort Baden-Württemberg die Randbedingungen erhalten werden können, dass die Firmen auch weiterhin hier investieren und ihre Aktivitäten ausbauen. Hierzu gehört ein klares Bekenntnis zur Unterstützung dieser technologisch hochwertigen Branche. Wir brauchen diesen Motivationsschub.

Wir sind das Land der Tüftler und Denker - der Macher. Kreativität mit einem hohen Durchsetzungswillen charakterisiert unsere Branche. Wenn wir weiterhin die enge Zusammenarbeit suchen, mit den Hochschulen, den Universitäten und Forschungseinrichtungen, aber auch mit unseren politischen Vertretern, so werden wir auch in Zukunft erfolgreich sein. Nach zehn Jahren gelungener Arbeit mit dem Forum LR BW ist mir nicht bange beim Blick auf die kommende Zeit. Die nächsten zehn Jahre können kommen - wir freuen uns darauf.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers ist Vorstandsvorsitzender des Forums Luft- und Raumfahrt Baden- Württemberg e.V. (LR BW) und stellvertretender Kuratoriumsvorsitzender der Steinbeis- Stiftung. Das Forum LR BW ist die Vertretung der Luft- und Raumfahrt in Baden-Württemberg mit dem Ziel, die Aktivitäten der Branche zu bündeln, in Kooperationen zwischen Unternehmen und wissenschaftlichen Einrichtungen den technologischen Stand weiter zu entwickeln und in innovative Projekte umzusetzen. Darüber hinaus sollen zukunftsfähige Projekte die Infrastruktur für die Branche im Land und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen optimieren.

Prof. Dr.-Ing. Rolf-Jürgen Ahlers
Forum Luft- und Raumfahrt Baden-Württemberg e.V. (LR BW) (Ostfildern)
rolf-juergen.ahlers@stw.de

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