„Risikobereitschaft – dieses Talent hat nicht jeder!“

Im Gespräch mit Bernd Kußmaul, Geschäftsführer der Bernd Kußmaul GmbH

Herr Kußmaul, über die Bedeutung des Technologietransfers herrscht recht breite Einigkeit, allerdings spricht man überwiegend vom Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Der Transfer zwischen Unternehmen wird fast vollständig außer Acht gelassen. Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Meiner Meinung nach findet zwischen vielen Unternehmen inzwischen ein Technologietransfer statt, dieser wird allerdings wenig kommuniziert. Einer der Gründe dafür ist, dass auf diese Weise die entstehenden Wettbewerbsvorteile geschützt werden. Dieser Aspekt ist für kleine und mittlere Unternehmen besonders wichtig.

Was würden Sie als Voraussetzungen für den erfolgreichen Technologietransfer zwischen Unternehmen bezeichnen?

Offene Kommunikation und Konzentration auf die jeweiligen Kernkompetenzen! Wichtig dabei ist, dass man immer das Ganze betrachtet, um auf diese Weise die Potenziale jedes einzelnen Technologiepartners in Mehrwerte umsetzen zu können. Auch der menschliche Faktor spielt eine große Rolle: Mitarbeiter müssen geschult sein bzw. das Talent haben, um sich zwischen den Partnern neutral bewegen zu können. Weitere Voraussetzungen sind für mich Technologie und Netzwerkmanagement.

Der „klassische“ Technologietransfer zwischen Forschungseinrichtungen und Unternehmen wird staatlich gefördert, ist das auch für den Technologietransfer zwischen Unternehmen aus Ihrer Sicht sinnvoll bzw. notwendig?

Es wäre schön, aber sinnvoll? Ich denke, dass Unternehmen aus eigenem Interesse bereit sein müssen in den Technologietransfer zu investieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Der daraus resultierende Know-how-Aufbau ist im zweiten Schritt ein Ergebnis, das jedem Unternehmen zu Gute kommt.

Wenn ich über die Fördermittel im Zusammenhang mit dem Technologietransfer zwischen den Unternehmen nachdenke, so wäre aus meiner Sicht die Unterstützung bei großen Projekten mit verschiedenen Technologiepartnern wünschenswert, zumindest in der Anlaufphase, wo viele planerische Aktivitäten dahinter stehen. Generell ist es nach wie vor schwierig für kleine und mittlere Unternehmen eine coole Idee umzusetzen, es herrscht zu viel Bürokratismus! Und dieses Problem ist mit Fördermitteln nicht zu lösen.

Wenn Sie eine Zukunftsprognose wagen würden, wie wird Ihrer Meinung nach die Technologietransfer-Landschaft in fünf bis zehn Jahren aussehen?

Im „Best Case“ kooperieren inzwischen alle Firmen miteinander, so dass keine Impulse oder Initiativen mehr benötigt werden. Wenn wir aber realistisch bleiben, so denke ich, dass Firmen kooperieren werden müssen, da neue Produktideen aufgrund der technischen Komplexität nur durch ein branchenübergreifendes Miteinander entstehen können. Der internationale Wettbewerb wird diese Situation vorantreiben. Des Weiteren müssen neue Berufe bzw. Studiengänge, wie z.B. Technologiebroker oder Netzwerkmanager geschaffen werden, um sinnvollen Transfer gestalten zu können. Man muss erkennen, welche Technologien man wo einsetzen kann. Risikobereitschaft – dieses Talent hat nicht jeder! Als Basis dafür kann ein Atlas erarbeitet werden, analog „wer liefert was?“. Allerdings sollte dieser „wer kann was?“ oder „wer hat welche Kernkompetenz?“ genannt werden - ein Kompetenzatlas. Das ist aufgrund der ständigen Weiterentwicklungen sicherlich ein schwieriges Thema! Hier könnten die regionalen Steinbeis-Zentren diesen Support übernehmen.

Kontakt

Bernd Kußmaul ist Geschäftsführer der Bernd Kußmaul GmbH. Als weltweit tätiger Technologiedienstleister ist das Unternehmen auf individuelle Lösungen für technische Produkte und Prozesse mit hoher Komplexität spezialisiert. Bernd Kußmaul war Diskutant der Steinbeis Innovationsarena 2015 und vertrat die These, dass der Kunde mit seinen Kernkompetenzen und Erfahrungen ein wichtiger Baustein im Produktentwicklungsprozess ist.

Bernd Kußmaul
Bernd Kußmaul GmbH (Weinstadt-Großheppach)
info@bernd-kussmaul-gmbh.de

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