Die zunehmende Globalisierung des Wirtschaftsgeschehens führt zu neuen Anforderungen an Mitarbeiter aber auch an Führungskräfte. Die School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) der Steinbeis-Hochschule Berlin hat den Bedarf erkannt und bietet den Unternehmen mit ihrem Going Global-Programm die Möglichkeit, diese Herausforderungen zu meistern.
Deutschlands Exporte stiegen 2015 auf ein Rekordhoch. Laut Statistischem Bundesamt haben deutsche Firmen im vergangenen Jahr Waren im Wert von fast 1,2 Billionen Euro in alle Welt exportiert. Die Ausfuhren erhöhen sich im Vergleich zum Vorjahr um 6,4%, die Einfuhren stiegen um 4,2%. So ermöglicht die Globalisierung aus Unternehmenssicht insbesondere die Erschließung neuer Absatz- und Beschaffungsmärkte. Auch die bislang noch überwiegend binnenmarktorientierten Unternehmen sind einem erhöhten Wettbewerbsund Handlungsdruck ausgesetzt, beispielsweise durch intensivierten Preis- oder Qualitätswettbewerb und eine zunehmende Konkurrenz um qualifizierte Mitarbeiter und (Nachwuchs-)Führungskräfte. Hierdurch wird der Gang ins Ausland künftig auch für diese Unternehmen alternativlos.
Wie die Ergebnisse der Langzeitstudie „Erfolgsfaktoren deutscher Unternehmen im Ausland“ (Faix et al., 2013) zeigen, kristallisieren sich neben der Produktqualität die Auswahl des richtigen Partners sowie gute Kontakte als essentielle Faktoren für erfolgreiche Geschäftstätigkeiten im Ausland heraus. Gute Marktkenntnisse sowie qualifizierte Mitarbeiter sind für die Hälfte der befragten Unternehmen von großer Bedeutung. Die School of International Business and Entrepreneurship der Steinbeis- Hochschule Berlin bietet speziell kleinen und mittelständischen Unternehmen mit einem praxisbewährten Programm professionelle Unterstützung bei diesen Herausforderungen. Dazu werden im jeweiligen Zielland Nachwuchsmanager mit mindestens vier Jahren Berufserfahrung ausgesucht und rekrutiert. Diese absolvieren dann einen postgradualen Management-Studiengang an der SIBE und sind gleichzeitig als Management-Assistenten in einem deutschen Unternehmen tätig.
Das Programm läuft bereits seit 1998. Seitdem hat die SIBE mit 250 Unternehmen zusammengearbeitet und es wurden 456 internationale Studierende aus 17 Ländern graduiert. Die vielfältigen Herausforderungen, die die Studierenden im Rahmen ihres SIBE-Studiums und für ihre Unternehmen erfolgreich angegangen sind, waren vor allem: die Erschließung eines ausländischen Marktes (das heißt des Heimatmarktes des Management- Assistenten), die Einbindung in internationale Wertschöpfungsketten durch den Zugang zu Rohstoffen oder Zwischenprodukten sowie die Problembewältigung in bereits bestehenden Niederlassungen.
Das Konzept funktioniert sehr erfolgreich: Über 80% der Teilnehmer werden nach Programmablauf von ihren Firmen weiterbeschäftigt. Die internationalen Absolventen arbeiten heute in Führungspositionen als General Manager oder Sales Manager für ihr deutsches Partnerunternehmen in China, Brasilien, Osteuropa, Indien und dem Mittleren Osten, 60% davon in der verarbeitenden Industrie wie zum Beispiel Maschinenbau, Automotive und Chemie.
Gao Wei ist einer der Absolventen des Programms. 1989 schloss er sein Studium an der Harbin University of Science and Technology mit dem Bachelor in Engineering ab. Danach war er zehn Jahre in Beijing in einem chinesischen Unternehmen im Forschungsmanagement tätig. Ab 1999 arbeitete er in Kanada als Generalmanager bei der Firma Roctest. Von 2004 bis 2006 nahm er am SIBE-Programm teil und fasst seine Erfahrungen rückblickend zusammen: „Während des SIBE Going Global- Programms habe ich mir systematisch Management Know-how angeeignet. Die Muttergesellschaft hat mich während des gesamten Programms stark unterstützt. Täglich habe ich mich mit meinen deutschen Kollegen ausgetauscht. Ich habe die deutsche Kultur kennengelernt und durch einen tieferen Einblick die deutsche Unternehmenskultur noch mehr zu schätzen gelernt. Konzentration, Ernsthaftigkeit, Planung, Prozesse, Disziplin - in den Augen von vielen Chinesen ist diese deutsche Doktrin altmodisch und konservativ, aber ich persönliche denke, dass diese Werte der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg deutscher Firmen sind. Nachdem ich nunmehr fast acht Jahre in verantwortlicher Position im Unternehmen arbeite, liegt der Jahresumsatz von Novotechnik in China bei fast 35 Millionen Yuan. Die Kunden sind führende Unternehmen in der Fertigungsindustrie mit dem Augenmerk auf Qualität und eine langfristige Zuverlässigkeit ihrer Produkte. Wir sind weiterhin sehr optimistisch bezüglich des zukünftigen Geschäfts in China. Der Umsatz der Firma und die Rentabilität wachsen kontinuierlich.“
Während des 2,5-jährigen Going Global-Programms sind die Management- Assistenten Vollzeit für das Partnerunternehmen tätig. Zugleich absolvieren sie eine postgraduale Managementausbildung an der SIBE im Rahmen des Projekt-Kompetenz-Studiums. Dabei steht ein konkretes Unternehmensprojekt im Mittelpunkt des Studiums. Das Projektziel besteht darin, die internationalen Geschäftstätigkeiten auf- bzw. auszubauen. Das Projekt stellt während des Studiums sicher, dass das im Studium vermittelte Wissen zu konkreten Ergebnissen führt. Erst und nur durch dieses unmittelbare Umsetzen, durch diesen tatsächlichen Transfer entwickeln sich Kompetenzen, die einen nachhaltigen Unternehmenserfolg sichern. Typische Projekte sind zum Beispiel der Aufbau von Vertrieb oder Zulieferstrukturen, von Produktionskapazitäten, die Partnersuche, die Einführung neuer Produkte sowie unter anderem Prozesse im Zielland sowie Qualifizierung von Nachwuchsmanagern.
Zur Lösung der Aufgabe vermitteln erfahrene Business Coaches das methodische Know-how des internationalen Managements und die praktische Kompetenz zur Erstellung von Analysen sowie Businessplänen für den Zielmarkt und deren Umsetzung so, wie die Unternehmen es wünschen und benötigen. Studierende analysieren die Ist-Situation und die Rahmenbedingungen für das konkrete Unternehmensprojekt und beschaffen Informationen über den Markt, bauen Kunden-, Partner- oder Zulieferkontakte auf und verhandeln mit Behörden im Zielland. Auf dieser Grundlage definieren sie in enger Abstimmung mit dem jeweiligen Unternehmen Ziele, planen Strategien und Maßnahmen und setzen diese kompetent um. Die Abschlussarbeit ist ein umgesetzter Businessplan für die Geschäftsaktivitäten des Unternehmens im Zielland. Die Betreuung der Umsetzung sowie regelmäßige Umsetzungserfolgskontrollen werden von den SIBE-Experten und -Beratern jeweils in Absprache mit den Unternehmen durchgeführt.
Die Kunden der SIBE nutzen dieses Konzept, um internationale unternehmerische Herausforderungen systematisch zu lösen.
Ardin Djalali ist als Mitarbeiter an der School of International Business and Entrepreneurship (SIBE) der Steinbeis-Hochschule Berlin tätig. Derzeit promoviert er am Lehrstuhl für Allgemeine Pädagogik und Bildungsforschung der Ludwig-Maximilians- Universität in München.
Ardin Djalali
School of International Business and Entrepreneurship (SIBE)
der Steinbeis-Hochschule Berlin (SHB) (Herrenberg)
Ardin.Djalali@stw.de