Das Industrial Internet Consortium (IIC) wurde im März 2014 von den Unternehmen AT&T, Cisco, General Electric, IBM und Intel gegründet und umfasst als offene und von ihren Mitgliedern getriebene Organisation mittlerweile über 250 Mitglieder aus 26 Ländern. Das Ziel des IIC ist die Beschleunigung der Entwicklung des Industrial Internet als dem Internet der Dinge und Dienste im gewerblichen Umfeld. Im September 2015 kam das deutsche Länderteam des IIC dazu, das unter dem Dach von Steinbeis im Steinbeis-Transferzentrum Innovationsforum Industrie (STCII) verortet ist.
Das IIC koordiniert Initiativen, in denen Anforderungen erhoben und Spezifikationen für neue (Internet-)Protokolle und Standards erarbeitet werden. Der Fokus liegt auf der Schaffung einer branchenübergreifenden (cross-domain) Interoperabilität und Interkonnektivität. Eine wesentliche Voraussetzung hierzu sind gemeinsame Architekturen und offene Standards. Diese sollen den Weg zu einer Transformation der Geschäftsmodelle und den Einstieg von neuen Anbietern in etablierte Wertschöpfungsketten durch deren Digitalisierung ermöglichen.
Eine der primären Aktivitäten des IIC und dessen Mitglieder ist die Koordination und Durchführung sogenannter „Testbeds“. In diesen werden Lösungen im Bereich des Industrial Internet innerhalb spezieller Anwendungsfälle und Szenarien auf einer kontrollierten experimentellen Plattform eingesetzt und unter realen Bedingungen in der Praxis getestet. In einem Testbed schließen sich Gruppen aus IICMitgliedsunternehmen zusammen, um branchenübergreifende Lösungen bezogen auf das Internet der Dinge zu erarbeiten, zu erproben und über die Verbindung in verschiedenen Arbeitsgruppen des IIC neue innovative Produkte, Services und Prozesse im Bereich des Industrial Internet bereitzustellen.
Innerhalb des IIC wird aktuell eine zweistellige Zahl an Testbeds vorangetrieben, von denen das IIC Steering Committee neun für öffentlich zugänglich und fortgeschritten erklärt hat:
Flankiert werden die Testbeds von Arbeitsgruppen, die in den generellen Bereichen wie „Architekturen“ oder „Trust and Security“ übergreifende Anforderungen erheben und Spezifikationsvorschläge hierfür erarbeiten. Diese fließen zum einen zurück in die Testbeds, zum anderen entstand hieraus die „Industrial Internet Reference Architectur“ (IIRA). Diese Referenzarchitektur stellt einen wichtigen Ordnungsrahmen dar und bietet Unternehmen eine weitreichende Hilfestellung bei der Digitalen Transformation. Die IIRA adressiert bewusst den branchenübergreifenden Einsatz von Internettechnologie, da sie von einer steigenden Verschmelzung der Branchen durch die Zunahme von Wertschöpfungsnetzwerken durch Internettechnologie ausgeht. Der Fokus der IIRA liegt daher auf cross-domain Interoperabilität und Interkonnektivität.
Darin besteht auch ein wesentlicher Unterschied zu dem von der Plattform Industrie 4.0 publizierten „Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0“ (RAMI 4.0). Dieses fokussiert aus Sicht des Industrial Internet die Domäne „Manufacturing“ und beschreibt branchenspezifisch den Bereich Manufacturing. Für industrielle Unternehmen liegt daher eine entscheidende Frage darin, wie anschlussfähig diese Referenzmodelle sind, da auf Basis der aktuellen Fokusse eine Ergänzung durch eine Zusammenführung einen wesentlichen Mehrwert erwarten lässt. Dieser Fragestellung geht eine Task-Force des IIC und der Plattform Industrie 4.0 nach, in der auch Steinbeis über das Ferdinand-Steinbeis-Institut vertreten ist.
Das IIC hat in den vergangenen zwei Jahren über seine Aktivitäten ein starkes Momentum erfahren, so dass die Initiative weltweit stark beachtet und forciert wird. Neben Unternehmen aus Asien zählen auch zunehmend Unternehmen aus Europa und Deutschland zu den aktiven Partnern im IIC. Da die im IIC vorangetriebenen Themenfelder für die deutsche Wirtschaft und insbesondere für den stark ausgeprägten deutschen industriellen Mittelstand erhebliche Relevanz für die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit darstellen, wurde im 2015 das deutsche Länderteam des IIC gegründet. Die Ansprechpartner des Management Boards sind Dr. Richard Soley (Director IIC), Prof. Dr. Heiner Lasi (Ferdinand- Steinbeis-Institut), Prof. Dr. Hans-Georg Kemper (Universität Stuttgart) und Viktor Paland (Sigs Datacom). Der Fokus der Aktivitäten des German Country Teams liegt zum einen auf der Stärkung der Kooperation innerhalb der deutschen IIC-Mitglieder. Zudem nimmt das STCII aber auch die Rolle des Mittlers zwischen dem IIC und den deutschen klein- und mittelständischen Unternehmen wahr. Die für KMU relevanten und publizierten Inhalte des IIC sollen aufbereitet und diesen zugänglich gemacht werden. Zudem sollen klein- und mittelständischen Unternehmen über das deutsche Country Team die Möglichkeit zur Partizipation an Testbeds oder Use Cases bekommen und das STCII in der Transferrolle nutzen können, um ihre Themen und Anliegen im IIC zu vertreten. Damit stärkt das deutsche Länderteam die Aktivitäten des IIC in Deutschland unter Einbeziehung der lokalen Gegebenheiten und bietet KMU, die nicht aktiv im IIC präsent sein können, die Möglichkeit, an den Entwicklungen des Industrial Internet zu einem frühen Zeitpunkt zu partizipieren.
Sandra Haltmayer und Professor Dr. habil. Heiner Lasi sind Leiter des Steinbeis-Transferzentrums Innovationsforum Industrie, das das German Country Team des Industrial Internet Consortium betreibt. Weitere Tätigkeitsschwerpunkte sind der Transfer von Erkenntnissen sowie die Verbindung zu Gremien, insbesondere im Kontext von Industrie 4.0.
Sandra Haltmayer
Professor Dr. habil. Heiner Lasi
Steinbeis-Transferzentrum Innovationsforum Industrie (STCII) (Stuttgart)
su1932@stw.de