so regional die Anfänge des Steinbeis-Verbunds in den 1970er-Jahren auf Baden-Württemberg konzentriert waren, so international entwickelt sich das Netzwerk seit den 1990er-Jahren. Die Einrichtung des europäischen Binnenmarkts erzeugte bei mittelständischen Unternehmen ein starkes Interesse an Kooperationen mit innereuropäischen Partnern, daneben orientierten sich Steinbeis-Experten dem Bedarf ihrer Kunden entsprechend an den internationalen Märkten. Steinbeis konzentrierte sich zu Beginn vor allem auf technologiebasierte kommerzielle Kooperationen mit Unternehmen in Großbritannien, Italien und Frankreich. Ganz wesentlich war auch die starke Forschungszusammenarbeit in Europa, an der sich Steinbeis durch die Gründung des Steinbeis-Europa-Zentrums bis heute intensiv beteiligt. Steinbeis-Unternehmen sitzen aktuell in weltweit rund 20 Ländern.
In dem Maße, wie die Nachfrage nach Unterstützung bei der Kooperationsanbahnung innerhalb Europas abnahm, nahm sie im außereuropäischen Ausland zu. Um dieser Nachfrage nachzukommen, baute Steinbeis ein Netzwerk von vertrauensvollen Kooperationspartnern in Übersee auf. In dieser Zeit nahm die intensive Kooperation mit der Familie Kobori in Japan ihre Anfänge, die im Jahr 1999 zur Gründung von Steinbeis Japan führen sollte.
Um die Jahrtausendwende entwickelte sich Baden-Württemberg zur Innovationsregion Nummer Eins in Europa. Insbesondere Schwellenländer begannen sich für das Geheimnis dieser Region zu interessieren: Sie haben den Ehrgeiz aber auch die Aussicht Industrieländer zu werden, wenn sie Themen wie KMU-Förderung, Innovation und Zusammenarbeit zwischen Hochschulen und Industrie auf die politische Agenda setzen.
Aus der Erfahrung der eigenen Entstehungsgeschichte heraus sowie mit dem direkten institutionellen Umfeld hat sich bei Steinbeis ein neues Beratungsfeld für internationale Projekte etabliert. Meist sind solche Beratungsprojekte aus öffentlichen nationalen oder europäischen Mitteln der Entwicklungszusammenarbeit finanziert. Zahlreiche Steinbeis-Kollegen waren in den vergangenen fünfzehn Jahren in solchen Projekten und in Ländern wie Indien, Russland, Südafrika, der Türkei, Südkorea, Malaysia, Mexiko, Tunesien und Indonesien aktiv. Die häufigsten Probleme, auf die wir in solchen Ländern treffen, sind der Hang zum Top-down Ansatz (auch push approach genannt) und die Gleichsetzung von Technologietransfer mit der Anmeldung von Patenten.
Die steigende Nachfrage in Schwellenländern nach Themen wie Technologietransfer, Innovationsmanagement, KMU-Förderung und dualer Ausbildung hat 2010 zur Gründung des Steinbeis-Transferzentrums Economic and Technology Policy Dialogue geführt. Der Arbeit des Zentrums kommt die Erfahrung „Steinbeis/Baden-Württemberg“ als Best Practice Modell für gelungene Technologie- und Bildungspolitik in Europa und weltweit zugute; vor allem in Bezug auf die Entwicklung von technologiebasierten mittelständischen Industrieunternehmen im Rahmen des deutschen Modells der sozialen Marktwirtschaft, das auf dem Subsidiaritätsprinzip, auf sozialer Gerechtigkeit und auf ökologischer Verantwortung basiert. Technologietransfer und Innovationsberatung bewegen sich am Zentrum im Spannungsfeld zwischen Staat, Forschung und akademischer Bildung und Industrie. Ziel unserer Arbeit ist es, im jeweiligen Einsatzland einen eigenständigen Markt für Technologiedienstleistungen mit mittelständischen Unternehmen zu etablieren. In Projekten der Entwicklungszusammenarbeit am Zentrum sind stets zahlreiche Steinbeis-Kollegen als projektbezogene Experten involviert. Das praxisnahe Profil der Fachkollegen ist sehr gefragt, um den Technologietransfer am lebenden Beispiel im Rahmen eines Industrieprojekts mit lokalen Unternehmen zu erfahren. Neben der fachlichen und praxisnahen Kompetenz erleichtern hier vor allem die sprachliche und interkulturelle Kompetenz die Arbeit im Ausland.
Unsere internationalen Steinbeis-Aktivitäten im Verbund bilden den Fokus der aktuellen Ausgabe des Transfermagazins. Ich wünsche Ihnen beim Lesen interessante Einblicke in unsere weltweiten Projekte und Dienstleistungen!
Ihr
Dipl.-Ing. Jan E. Bandera
Jan E. Bandera ist Leiter der Steinbeis-Unternehmen Internationale Technologische Zusammenarbeit
sowie Economic and Technology-Policy Dialogue. In Zusammenarbeit mit Partnern aus dem Steinbeis-Netzwerk und ausländischen Transferpartnern bieten die Zentren Beratung und Projektmanagement insbesondere in der Türkei, Indien, Lateinamerika, Südafrika, Malaysia und Georgien an.
Ihr Kontakt zu Jan E. Bandera:
jan.bandera@stw.de