„Die Herausforderungen in der Automobilbranche sind vielfältig“

Im Gespräch mit Professor Dr.-Ing. Roland Wahl

Herr Professor Wahl, Sie beschäftigen sich seit Jahren intensiv mit dem Thema Laser. Welche Entwicklungen in diesem Bereich würden Sie auf dem Gebiet der industriellen Anwendung als Meilensteine bezeichnen, seit Theodore H. Maiman 1960 der erste funktionierende Laser, ein Rubinlaser, gelang?

In der industriellen Anwendung von Lasern zur Materialbearbeitung waren das zum einen die Entwicklung von Lasertypen im Hochleistungsbereich sowie zum anderen immer besser und kürzer pulsbare Laser für die Feinbearbeitung. Beide Lasertypen waren ab den 1980er-Jahren erstmals stabil arbeitend verfügbar und wurden im Laufe der Jahre bis heute zu immer besseren Fokussierbarkeiten und Energiewirkungsgraden weiterentwickelt. Parallel dazu werden auch bis heute immer noch permanent neue industrielle Anwendungsfelder erschlossen.

Der Tätigkeitsschwerpunkt Ihres Steinbeis-Transferzentrums Laserbearbeitung und Innovative Fertigung liegt im Transfer von Lasermaterialbearbeitungsverfahren in die Produktionsbereiche Ihrer Kundenunternehmen, die – wie es wohl zu erwarten ist - aus der Automobilindustrie kommen. Wo liegt der Schwerpunkt des Lasereinsatzes in dieser Branche, welche Dienstleistungen werden hier insbesondere nachgefragt?

Die Schwerpunkte des Lasereinsatzes in der Automobilindustrie liegen sowohl im Bereich von Motor und Antriebsstrang, auch Powertrain genannt, als auch an der Karosserie. An Powertrain-Bauteilen sind dies das weithin bekannte Laserschweißen und zunehmend auch die neueren Verfahren Laserhärten und Laserauftragsschweißen, insbesondere für hochbelastete und verzugsgefährdete Teile. Im Karosseriebau sind Schwerpunkte an den Blechteilen selbst das Laserschweißen und Laserlöten, an den Umform- und Stanzwerkzeugen der Blechbearbeitung ebenfalls in zunehmendem Maß Laserhärten und Laserauftragsschweißen. Dienstleistungen in der F&E werden insbesondere nachgefragt bei Prozessentwicklungen für Laserbearbeitungsverfahren zur Applikation an konkreten Bauteilen. Diese entstammen allen Bereichen, also Powertrain, Karosseriebau und dem Werkzeugbau.

Mit der Entwicklung des Laserhärtens von Camtronic-Nockenwellen haben Sie zusammen mit der Daimler AG den Transferpreis 2014 der Steinbeis-Stiftung gewonnen. Wo sehen Sie weitere Entwicklungspotenziale für dieses Verfahren?

Höhere Funktionsintegrationen in Motorteilen, Antriebsstrangkomponenten oder Werkzeugen führen zu komplexeren Formen dieser Teile, oft auch bei reduzierter Masse. Der Wunsch, solche Teile dann überhaupt noch härten zu können, ohne die Teile durch Anschmelzungen oder übermäßigen Verzug zu beschädigen, wird zu einer zunehmenden Nachfrage nach Laserhärtungsprozessen führen. Es besteht daher ein sehr großes Potenzial.

Die Automobilbranche spielt eine zentrale Rolle in der deutschen Wirtschaft – welche Herausforderungen sehen Sie in der Zukunft auf sie zukommen und welche Auswirkungen werden diese auf die Tätigkeit Ihres Steinbeis-Unternehmens haben?

Die Herausforderungen in der Automobilbranche sind vielfältig. Manche davon fallen nicht in das Kerntätigkeitsgebiet unseres Steinbeis-Unternehmens: so beispielsweise die immer intensivere Integration von Informationstechnologien in das Fahrzeug und sein verkehrstechnisches Umfeld oder die wirtschaftliche Nutzbarmachung neuer Antriebsenergiearten. Andere Herausforderungen, bei denen wir meinen, dass die Tätigkeiten unseres Steinbeis-Unternehmens da weiterhin Auswirkungen entfalten können, sind die permanent weitergehende technologische Verfeinerung von Bauteilen aus Powertrain, Karosserie und Werkzeugbau und auch die Weiterentwicklung kostenreduzierender Hochtechnologie-Herstellungsprozesse im Automobilbau. Letzteres hilft übrigens auch die Herausforderung zu bewältigen, Automobilherstellung in Europa konkurrenzfähig zu halten.

Kontakt

Professor Dr.-Ing. Roland Wahl leitet das Steinbeis-Transferzentrum Laserbearbeitung und Innovative Fertigung an der Hochschule Pforzheim. Das Steinbeis-Unternehmen bietet seinen Kunden Beratung, Problemlösung und Machbarkeitsstudien, Technologieentwicklung und Forschung sowie Entwicklung und Applikationen von anwendungsspezifischen Verschleißschutzschichten an.

Professor Dr.-Ing. Roland Wahl
Steinbeis-Transferzentrum Laserbearbeitung und Innovative Fertigung (Pforzheim)
SU0775@stw.de

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