Kompetenzen gebündelt

Steinbeis baut Plattform für KMU-Zugang zu Schlüsseltechnologien in Europa auf

Der Zugang zu Schlüsseltechnologien ist für kleine und mittlere Unternehmen noch immer nicht selbstverständlich, denn sie verfügen oft nicht über die geeigneten Netzwerke und Kontakte zu entsprechenden Clustern. Nun hat das Steinbeis-Europa-Zentrum (SEZ) im Auftrag der Europäischen Kommission eine europaweite Plattform von exzellenten Anbietern von Dienstleistungen zu sechs Schlüsseltechnologien aufgebaut. Technologieanbieter und deren Infrastrukturen wurden vom SEZ nach Qualitätskriterien identifiziert und können im Internet abgerufen werden.

Schlüsseltechnologien (Key Enabling Technologies – KETs) sind multidisziplinäre, wissens- und kapitalintensive Technologien mit Anwendungen in unterschiedlichen Sektoren und mit hohem wirtschaftlichem Potenzial. Zu den sechs Schlüsseltechnologien zählen europaweit die Nanotechnologie, die Nano- und Mikroelektronik, Photonik, industrielle Biotechnologie, fortschrittliche Werkstoffe und Produktion.

Um den Dialog zwischen herausragenden Technologiezentren mit Kompetenzen in den Schlüsseltechnologien in Europa in Gang zu setzen, hat das SEZ in Zusammenarbeit mit dem griechischen Unternehmen Q-Plan und im Auftrag der EU eine Recherche gestartet. Als Ergebnis wurden europaweit fünf Technologiezentren ausgewählt, mit denen eine intensive Zusammenarbeit begann: das AeroSwedish ICT in Stockholm (Schweden), Johanneum Research in Weiz (Österreich), LEITAT in Terrassa (Spanien), die Manufacturing Group an der Universität Warwick in Coventry (Großbritannien) und Hahn-Schickard aus Baden-Württemberg (Standorte in Stuttgart und Villingen-Schwenningen). Diese Einrichtungen verpflichteten sich zu einem intensiven zweijährigen Austausch und zu gegenseitigen Besuchen. In dieser Zusammenarbeit kristallisierte sich eine kontinuierliche Arbeitsgruppe von 24 Experten heraus.

An allen fünf Standorten in Europa organisierte das Steinbeis-Europa- Zentrum Besuche mit allen Beteiligten, mit dem Ziel, die Forschungsprioritäten, Geschäftsmodelle und die Strategien der jeweiligen Einrichtung kennenzulernen. Daran anschließend wurden gemeinsame Strategien zur zukünftigen Kooperation im Hinblick auf die Schlüsseltechnologien definiert. Während dieser fünf Besuche standen unterschiedliche Themen auf der Agenda. Zunächst diskutierten die Experten bei ihrem ersten Treffen in Stuttgart mögliche Kooperationen und Synergien im Bereich fortschrittliche Produktion und Nanotechnologie. Beim zweiten Besuch in Barcelona standen die industrielle Biotechnologie und fortschrittliche Materialien im Fokus und beim dritten Besuch in Graz die Themen Photonik, Mikro- und Nanoelektronik. Beim vierten und fünften Treffen in Großbritannien und Schweden wurden die Kooperationen vertieft und der interne Expertenaustausch jeweils um externe öffentliche Veranstaltungen erweitert. Hierzu wurden insbesondere mittelständische Unternehmen eingeladen. Diese Unternehmen wurden aufgefordert, ihre Bedarfe zu formulieren und eine Rückmeldung zum Angebot der Technologiezentren im Hinblick auf die Schlüsseltechnologien zu geben. Darüber hinaus arbeitete man gemeinsam an Empfehlungen für die Europäische Kommission. Insgesamt nahmen an diesem Austausch 44 Unternehmer teil.

Hahn-Schickard hat von diesem Expertenaustausch profitiert und sich als herausragende Institution des Landes Baden-Württemberg im Bereich Schlüsseltechnologien positioniert. Aus den Besuchen ergaben sich mehrere nachhaltige Kontakte, die inzwischen zu gemeinsamen europäischen Anträgen geführt haben.

Die Ergebnisse und Empfehlungen diskutierte das SEZ mit 60 Teilnehmern in einer Abschlusskonferenz im Oktober 2015 in Brüssel. Die Ergebnisse wurden in einem Aktionsplan zusammengefasst und in einer Studie zu den Schlüsseltechnologien im Dezember 2015 vorgestellt. Die 187 Anbieter - von der Europäischen Kommission KETs Technologie Infrastrukturen genannt - sind auch auf der Website der Europäischen Kommission gelistet. Über eine Landkarte können KMU nun den für sie relevanten Anbieter für Schlüsseltechnologien in ihrer Region sowie in ganz Europa über technologische Stichworte und Angebote herausfiltern.

Unternehmen haben dank dieser Auflistung nun erstmalig den gesamten Überblick über die für sie relevanten Technologiezentren und Infrastrukturen. Dies erleichtert den Zugang zum europaweiten Wissen, zu Dienstleistungen und zu den Schlüsseltechnologien.

Die Zusammenarbeit mit den Technologiezentren für Schlüsseltechnologien hilft KMU, ihre Produkte und Innovationen schneller umzusetzen und auf den Markt zu bringen. In allen Zentren stehen Ansprechpartner für KMU zur Verfügung und bieten folgende Dienstleistungen an:

  • Machbarkeitsprüfung und Labortests,
  • Entwicklung von Prototypen und Testen,
  • Pilotproduktion und Demonstration (Pilotlinien und -serien),
  • Produktvalidierung und Zertifizierung.

Kontakt

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Norbert Höptner und Dr. Petra Püchner sind Leiter und Heike Fischer Projektleiterin am Steinbeis-Europa- Zentrum. Das SEZ hat zur Aufgabe, die Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen in Baden-Württemberg zu Fragen der europäischen Forschungsprogramme und bei Technologiekooperationen zu unterstützen.

Prof. Dr.-Ing. Dr. h.c. Norbert Höptner
Dr. Petra Püchner
Heike Fischer

Steinbeis-Europa-Zentrum (Stuttgart/Karlsruhe)
Heike.Fischer@stw.de 

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